Grosi sein ist das Grösste

Grosseltern prägen ihre Enkelkinder. Und umgekehrt beeinflussen diese Oma und Opa. «Lassen Sie sich darauf ein, gemeinsam die Welt neu zu entdecken», rät die Autorin Christiane von Grone, selber begeisterte Grossmutter.

 

Grossmutter – das ist eine völlig neue Rolle mit neuen Aufgaben. Wie geht man damit um? Hat sich das Gross¬mutter-Dasein in den letzten Jahrzehnten eigentlich verändert? Und auf was sollte heute geachtet werden? Antworten auf diese Fragen und viele Anregungen für eine inspirierende Grosseltern-Enkelkind-Beziehung hat die begeisterte Grossmutter Christiane von Grone.

GlücksPost: Grossmutter – muss man das lernen?
Christiane von Grone: Nein, eigentlich nicht. Schliesslich war ja jede Grossmutter auch mal Mutter und bringt dadurch einen reichen Erfahrungsschatz mit. Wenn das erste Enkelkind kommt, ist das allerdings oft schon eine ganze Weile her. Da schadet es nichts, sich auf den neuesten Stand zu bringen, denn in den letzten zwanzig, dreissig Jahren hat sich einiges geändert punkto Betreuung, Pflege und Erziehung. Nur ein Beispiel: Früher propagierten Kinderärzte die Bauchlage bei Babys, heute weiss man, dass die Rückenlage sicherer ist. Aber vieles ist auch geblieben: Jedes Enkelkind liebt es, wenn die Grossmutter ihm vorliest, mit ihm spielt, spazieren geht und die Welt mit ihm ent-deckt.

Was ist die grösste Herausforderung?
Die Vorstellungen über die richtige Erziehung klaffen bei Alt und Jung häufig auseinander.

Wie geht man damit am besten um?
Grosseltern sollten sich auf keinen Fall in die Erziehung ein¬mischen. Jetzt haben ihre Kinder, die nun Eltern geworden sind, das Sagen. Und sie haben sogar das Recht, ihre eigenen Fehler zu machen. Nicht immer ist es einfach, sich da rauszuhalten, wenn offensichtlich etwas schiefläuft. Ratschläge sollte man aber keinesfalls ungefragt geben. Rat holen sich junge Eltern heute lieber bei Gleichaltrigen.

Hat sich die Rolle der Grossmutter in den letzten Jahren verändert?
Da wir alle länger leben, lernen viele Kinder heute sogar noch ihre Urgrosseltern kennen. Die meisten Grosseltern sind heute fitter als frühere Generationen. Inwieweit sie sich aber in den Dienst der Enkel stellen, das ist sehr unterschiedlich. Da gibt es die Grossmutter, die jeden Tag ihr Enkelkind betreut, bis hin zur «Nicht-Oma», die ihr eigenes Leben geniessen will. Am häufigsten sind die «Notfall-Omas», die immer einspringen, wenn es brennt, und die «Ferien-Grosseltern», die ihre Enkel betreuen, weil Mami und Papi nun mal nicht so viel Urlaub haben.

Wie wichtig sind Grosseltern für die moderne Familie?
Grosseltern sind nicht nur beliebte Helfer. Da viele Mütter und Väter heute getrennt, allein oder in neuen Patchwork-Familien leben, sind sie als Tröster gefragt. Sie bieten Halt, Geborgenheit und Konstanz, wenn zu Hause alles ausser Kontrolle gerät. Gibt es Streit zwischen Eltern und Kindern, können Grosseltern vermitteln.

Welche Beziehungen haben Grosseltern zu den heutigen Kids?
Das Verhältnis zwischen Grosseltern und Enkeln ist heute meist viel lockerer als in früheren Zeiten, als die Älteren noch mehr auf ihre Autorität pochten, Gehorsam und gutes Benehmen forderten. Heute sind sie verständnisvoller und geniessen die Zeit mit ihren Enkelkindern viel bewusster.

Beeinflussen Enkel auch die Grosseltern?
Enkel bereichern das Leben der Grosseltern, wenn diese sich darauf einlassen und offen für alles Neue sind. Es macht den Enkeln Spass, den Spiess umzudrehen und den Grosseltern etwas beizubringen, beispielsweise am Computer, am iPad oder iPhone.

Was ist für Sie das Schönste am Grossmutter-Dasein?
Für mich ist es am schönsten, mit jedem neuen Enkelkind noch einmal eine neue grosse Liebe zu erleben – genauso gross wie die zu meinen Söhnen. Dieses Glück ist einzigartig. Ich wünsche allen Grosseltern, dass sie das ebenso geniessen können wie ich.

Buchtipp:
Christiane von Grone: «Das Grosseltern-Handbuch», Gräfe & Unzer Verlag, Fr. 23.90.