Gesundheits-Check im Kästchen
Es hat mal gute Dienste geleistet. Aber nicht alles, was in unserer Hausapotheke gehortet wird, gehört wirklich noch dorthin. Zeit, mal richtig zu entrümpeln! Und Unbrauchbares richtig zu entsorgen.
Eine angebrochene Flasche Hustensirup vom letzten Winter, ein Desinfektionsspray mit vergilbter Etikette, Schmerzmittel ohne Originalverpackung oder eine halbleere Tube Cortison-Salbe: In jeder Hausapotheke sammeln sich mit der Zeit Medikamente an, die nicht mehr gebraucht werden oder deren Verfallsdatum überschritten ist.
Länger haltbar?
Laut einer Schätzung des Krankenkassenverbandes Santésuisse landen jedes Jahr Medikamente im Wert von rund 500 Millionen Franken im Abfall. Angesichts der
stetig steigenden Krankenkassenkosten wird deshalb immer wieder darüber debattiert, wie lange Medikamente tatsächlich haltbar sind. Es gibt Experten und Politiker, die der Meinung sind, Medikamente könne man problemlos weit über das Verfalldatum hinaus verwenden. Von gewissen Medikamenten gibt es Studien, die gezeigt haben, dass die nötigen Wirkstoffe auch Jahre nach dem Ablaufdatum noch da sind. Das heisst: Nicht alle Pillen sind gleich nach dem Ablaufdatum unbrauchbar. Die Hersteller von Arzneimittel müssen nur beweisen, dass die Wirkstoffe ¬ihres Medikaments innert der Ablauffrist nicht unter einen bestimmten Wert absinken und auch keine gesundheitsschädlichen Zersetzungsstoffe bilden. Nicht geprüft wird, ob die Medikamente auch länger haltbar wären.
Als Patient ist man aber nicht in der Lage, zu entscheiden, ob ein Arzneimittel noch gut ist oder nicht. Kommt dazu: Wer ein Medikament über das Verfalldatum hinaus einnimmt, handelt auf eigenes Risiko! Der Hersteller, also das Pharmaunternehmen, haftet nur innerhalb der Haltbarkeitsphase für die Wirksamkeit und Verträglichkeit seiner Produkte.
Nach dem Verfalldatum können Arzneimittel toxische Abbaustoffe bilden oder sich chemisch verändern und Allergien auslösen. Vor allem Antibiotika bilden Abbauprodukte, die unerwünschte Wirkungen hervorrufen können.
Vorsicht gilt auch bei Heilmitteln, die nach dem Öffnen nur eine begrenzte Zeit haltbar sind, ins-besondere Tropfen, Säfte und Salben. Sie werden schon vor Ablauf des Verfalldatums unbrauchbar und gehören entsorgt. Augentropfen beispielsweise dürfen nur 6 Wochen nach Öffnen des Fläschchens angewendet werden.
Richtig entsorgen
Am besten durchforstet man die Hausapotheke einmal pro Jahr nach «Müll». Doch aufgepasst: Abgelaufene Medikamente, trübe Tinkturen oder ranzige Salben gehören auf keinen Fall in den Haushaltabfall! Und noch weniger sollten sie über das WC oder übers Abwasser weggespült werden. Kläranlagen können die Wirkstoffe oft nicht vollständig abfangen oder abbauen. Mit fatalen Folgen: Die Chemikalien sickern ins Grundwasser und gelangen so in unser Trinkwasser.
Arzneimittel gelten generell als Sondermüll. Seit 2001 gilt in der Schweiz eine Rücknahmepflicht für Sonderabfälle. Das heisst: Apotheken, Drogerien, Arztpraxen und Sammelstellen müssen nicht mehr verwendete Medikamente zurücknehmen und umweltgerecht entsorgen. Allerdings tun dies nicht mehr alle kostenlos. Heute verlangt etwa jede fünfte Apotheke oder Drogerie eine Entsorgungsgebühr, wenn man Altmedikamente zurückbringt. Grund: Seit 2005 müssen sie die Entsorgungskosten selber tragen, wenn diese nicht durch den Kanton finanziert werden. Daher haben sie das Recht, eine Gebühr zu erheben. Der Grossteil verzichtet aber darauf – als Service an ihre Kunden. Falls Ihre Apotheke nicht dazugehört: Suchen Sie sich eine neue!
Was gehört in die Hausapotheke?
- Eine Hausapotheke hilft bei leichten Erkrankungen und Verletzungen. Idealerweise enthält sie Mittel gegen
- Erkältungen
- Halsweh
- Schmerzen
- Durchfall
- Verstopfung
- Verdauungsbeschwerden
- Kreislaufbeschwerden
- Verstauchungen, Prellungen
- Verbrennungen
- Insektenstiche
- Individuelle Medikamente
Ausserdem:
- Desinfektionsmittel
- Wund- und Heilsalbe
- Schere, Pinzette
- Zeckenzange
- Fieberthermometer
- Gummihandschuhe
- Verbandsmaterial
- Elastische Binden
- Sterile Gaze
- Pflasterrolle oder assortierte Pflaster
- Kühlkompresse (im Kühlschrank)
- Erste-Hilfe-Anleitung
- Notfallnummern
Ihre Apotheke hilft Ihnen, passende Arzneimittel für die Hausapotheke auszuwählen.
Hitze und Feuchtigkeit schaden den meisten Medikamenten. Sie sollten deshalb nicht im Bad oder an einem sonnigen Ort gelagert werden, sondern an einem lichtgeschützten, kühlen und trockenen Ort, beispielsweise im Schlafzimmer. Bewahren Sie alle Medikamente in ihrer Originalverpackung auf – inklusive Beipackzettel!