Ein Baum sor gt für nächtliche Ruhe

Die Arve, auch Zirbe oder Zirbel­kiefer genannt, ist ein Nadelbaum mit reicher gesundheitlicher Wirkung. Vor allem hilft er beim Ein- und Durchschlafen.

Die «Krone» in La Punt Chamues-ch GR hat drei. Im «Pollux» in Zermatt VS findet sich eine. Und in Sils-Maria im Engadin haben gleich zwei Hotels eine Arvenstube – das «Waldhaus» und das «Edelweiss».

Mit Täfer aus Arvenholz ausgekleidet und mit Tischen, Stühlen und einem Büffet aus Arvenholz möbliert, ist eine Arven­stube der Inbegriff alpiner Gemütlichkeit. Nichts geht im Gastgewerbe in den Bergen über die urchig-gediegene Atmosphäre eines Raumes, der mit diesem Titel geadelt wurde – selbst wenn er «nur» ein Arven­stübli ist wie in der «Sennästube» in Flumserberg SG.

Was aber hat die Arve, was die gemeine Fichte nicht hat?

Es ist ihr charakteristischer Duft; ein angenehm warmer Geruch, der von den holzeigenen Harzen, Flavonoiden und ätherischen Ölen mit Fachbezeichnung Pinosylvin, Propolis und Limoson stammt. Fachleute geraten gleich ins Poetische, wenn sie ihn beschreiben: Würzig und waldartig rieche das Arvenholz, nach einer Mischung von frisch geschlagenem Holz und sonnengetrockneten Nadeln, selbst nach vielen Jahren noch. Beim Einatmen verspüre man die milde, leicht vibrierende Wärme dieses Holzes, das mit dem Alter wärmer und voller werde. Leicht blumig sei seine Note, und ganz entfernt bestehe Ähnlichkeit mit Weihrauch und Vanille.

Tatsächlich trägt Arvenholz nicht nur als Raumduft zur gastronomischen Gemütlichkeit bei, auch gesundheitlich ist es wertvoll. Die Forschungsgesellschaft Joanneum Research in Graz (A) hat in mehreren Studien nachgewiesen, dass Arvenholz und Arvenöl positiv auf Schlaf und Herzgesundheit wirken. Konkret erspart ein Bett aus Arvenholz dem Körper durchschnittlich 3500 Herzschläge pro Tag (entspricht der Anzahl Schläge einer Stunde). Die Nachtruhe wird erholsamer, die Entspannung tiefer, die Tiefschlafphase länger, die Erholung grösser, die Konzentration am Tag darauf besser wie auch die Leistungsfähigkeit. Aus Arvenholz lassen sich schlafsegnende Betten bauen, Möbel und Lampen, mit seinen Spänen werden Kopfkissen gefüllt. Aus Rinde, Nadeln und Holz lassen sich unter Wasserdampf ätherische Arvenöle destillieren. Und sein Harz ist geeignet für die Herstellung von Ölen, Salben und Tinkturen.

Zur innerlichen Anwendung taugt vor allem das Öl der Arvennüsse, also der essbare, zu 80 Prozent aus Ölen bestehende Samen in den Zapfen. Arven sind Nadelbäume des Gebirges und trotzen selbst den Widrigkeiten in Höhenlagen bis zu 2500 Metern. Verbreitet findet man sie in der Schweiz, im Südtirol, in Österreich und in Deutschland. Und besser bekannt auch als Zirben oder Zirbelkiefern haben sie Einzug in die Volksmedizin gehalten: 

«Bereitet man aus den Kernen eine Art der Mandelmilch, so erhält man ein für hektische Übel sehr heilsames Mittel. Kocht man sie in Ziegenmilch, so verschafft es bei Harnverhaltung Linderung», lautet etwa ein naturmedizinisches Rezept von 1831. Ein anderes wird gegen Lungenleiden empfohlen: «4 Teile Zirbelnüsse werden fein zerschnitten und mit 3 Teilen Klettenwurzeln (Arctium lappa) mit frisch gekochter Ziegenmilch abgebrüht.» Und ein drittes ist ein Tonikum: «Um zu Kräften zu kommen, sollen Zirbelnüsse zerstossen, in süssem Wein einmal kurz aufgekocht, nach 1 Stunde ziehen abgeseiht und eingenommen werden.»

Arvennüsse zeichnen sich durch einen hohen Eiweiss- und niedrigen Fettgehalt (hochwertige ungesättigte Fettsäuren) aus. Herauszuheben ist der hohe Gehalt an Mineralstoffen (Kalium, Kalzium, Magnesium), Spurenelementen (Mangan, Zink, Eisen) und B-Vitaminen.

Nicht alle Inhaltsstoffe dürften – wissenschaftlich belegt – medizinischen Nutzen erweisen. Empirisch gesichert, also durch eigene Erfahrung, ist dagegen der wohltuende Einfluss des Besuchs einer Arven­stube. Gehen Sie darum wieder mal aus mit ihren Liebsten – zum Beispiel in die «Torkelbündte» in Bad Ragaz SG oder den Landgasthof Wassberg in Forch ZH.