Das gelbe Wunder

Trockene und rissige Haut macht sich gerade im Winter häufig bemerkbar, ebenso als Begleiterscheinung zunehmenden Alters. Linderung verschafft die Heilpflanze Hamamelis virginiana. 

Von Serge Hediger

Welches ist das grösste Organ unseres Körpers und zugleich unser wichtigstes Sinnesorgan? So mag eine typische Quizfrage lauten – und die Antwort darauf hat auch nicht gleich jeder präsent. Es ist die Haut, bei Erwachsenen eineinhalb bis zwei Quadratmeter gross und bis zu einem Sechstel seines Körpergewichts schwer. Dank dem Sinnesorgan Haut nehmen wir Kälte und Wärme wahr, spüren Druck und Schmerz und  reagieren auf Berührungen.

Angriffe auf die Haut

Doch gerade jetzt, im Winter, leidet die Haut. Sie wird trocken, rissig, gar schuppig. Ohnehin wird sie mit steigendem Alter dünner, das Kollagen nimmt ab und die elastischen Fasern erschlaffen, die Fähigkeit, Wasser zu speichern, lässt nach. Die Aktivität der Talg- und Schweissdrüsen geht zurück, dadurch ist die natürliche Barrierefunktion der Haut nicht mehr voll gewährleistet. Die Haut verliert an Widerstandskraft und reagiert empfindlich auf äussere Einflüsse wie UV-Licht und Luftverschmutzung. Die sicht- und spürbaren Folgen: Die Haut büsst an Geschmeidigkeit ein, fühlt sich nicht mehr prall an, feine Linien vertiefen sich zu Fältchen. Gerade reife Haut juckt oft unangenehm, neigt zu kleinen Verletzungen und wird anfällig für Ekzeme, Bakterien- und Pilzinfektionen.

Folge von Medikamenten

Hautprobleme können aber auch als Folge einer Medikamenteneinnahme auftreten, beispielsweise bei der Behandlung von Herz- und Lungenerkrankungen, Arthritis und Venenleiden. Solche Medikamente haben oft weitreichende Nebenwirkungen wie eine tro­ckene, schuppende Haut, die zu Rötungen und Juckreiz neigt. Im Extremfall kann es gar zu einer Störung der Wundheilung mit erhöhter Infektneigung kommen.

Die Pflege reifer Haut

Kosmetische Produkte allein reichen jedoch für die Pflege von besonders trockener Haut nicht immer aus. Dann ist eine Hamamelis-Lotion das Arzneimittel der Wahl, eine besonders wirksame Intensivpflege für die trockene, gerötete und juckende Haut, die aus dem Destillat der Zaubernuss – botanisch Hamamelis virginiana – gewonnen wird.

Dieser Strauch blüht mitten im Winter goldgelb leuchtend in unseren Gärten, stammt ursprünglich jedoch aus den östlichen Regionen Nordamerikas. Die medizinischen Heilkräfte der Blätter und der Rinde des Strauches waren bei den nordamerikanischen Ureinwohnern seit alters bekannt. Sie tranken nicht nur Hamamelis-Tee bei inneren Blutungen und Entzündungen, sondern legten auch Verbände aus Blättern und pulverisierter Rinde auf Verletzungen, Blutergüsse, Insektenstiche und Verbrennungen.

Breite Wirkung

In der modernen Pflanzenmedizin wird Hamamelis hauptsächlich zur Förderung der Wundheilung, in der Hautpflege und zur Behandlung von Hämorrhoiden eingesetzt. Der Wirkstoff, ein Destillat aus den frischen Blättern und Zweigen der Pflanze, hemmt Entzündungen, stillt Blutungen, lindert Juckreiz, hat adstringierende (zusammen­ziehende) und antioxidative Eigenschaften, wirkt also der Hautalterung entgegen und wehrt Bakterien, Viren sowie Pilze ab. Hamamelis-Präparate wirken wie schwach kortisonhaltige Produkte – aber ohne deren negative Begleiterscheinungen. Neben den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in der Pflanzenmedizin sind sie zur Pflege von reifer Haut besonders geeignet.