Auf Spurensuche im Blut

Verstehen Sie nur Bahnhof, wenn der Arzt mit Ihnen über die Blutwerte spricht? Jetzt nicht mehr, denn hier erfahren Sie, was die oft verwirrenden Zahlen bedeuten.
 
Als «Blutbild» bezeichnet man die labortechnische Untersuchung der Blutzellen. Es ist ein wichtiges Diagnoseinstrument für den Arzt, das aber auch zeigt, ob zum Beispiel Medikamente wirken. Meist wird das Blut für eine Blutuntersuchung aus einer Vene genommen. Dafür braucht es maximal 30 Milliliter. Hier die wichtigsten Blutwerte kurz erklärt (der Normalwert gilt für Frauen).
Erythrozyten/rote Blutkörperchen: Gebunden an den roten Blutfarbstoff (siehe Hämoglobin) transportieren sie Sauerstoff aus der Lunge zu den Geweben und Organen und Kohlendioxyd zurück zur Lunge. Normalwert: 3,8 bis 5,2 Millionen/Mikroliter. Erhöht sind die Werte bei einer Lungen-, Herz- oder Lebererkrankung, vermindert bei Blutarmut.
Leukozyten/weisse Blutkörperchen: Sie sind für die Abwehr zuständig und patroullieren im Körper, um Krankheitserreger aufzuspüren. Normalwert: 4000 bis 10000/Mikroliter. Erhöht sind die Werte bei einer bakteriellen Infektion, einem Pilzbefall, chronischen Entzündung oder Allergie. Vermindert bei einer Virusinfektion oder einer Vergiftung.
Thrombozyten/Blutplättchen: Sie sind die Wundversorgerinnen, die, wenn es blutet, sofort ihre Arbeit tun. Normalwert: 187000 bis 379000/Mikroliter (je nach Alter). Erhöht sind die Werte bei Infektionen und Darmerkrankungen, vermindert bei Allergien, Infektionen und Vergiftungen.
Hämatokrit (Hkt): Dies ist kein Blutbestandteil, sondern eine Rechengrösse. Er gibt den Anteil fester Blutbestandteile (rote und weisse Blutkörperchen, Blutplättchen) im Gesamtblut an. Normalwert: 37 bis 47 Vol%.Je höher der Wert, umso «dicker» ist das Blut, und damit steigt die Gefahr von Durchblutungsstörungen. Vermindert sind die Werte bei Blutarmut und Schwangerschaft.
Hämoglobin (Hb)/roter Blutfarbstoff: Diese Eisen-Eiweiss-Verbindung gibt dem Blut die leuchtend rote Farbe. Normalwert: 12 bis 16g/dl. Erhöhte und verminderte Werte siehe Erythrozyten.
Bilirubin/Gallenfarbstoff: Abbauprodukt des Blutfarbstoffes (Hämoglobin), das auch für die Gelbfärbung der Augen und Haut verantwortlich ist. Normalwert: 1mg/ dl. Erhöht sind die Werte bei einer Gallen- oder Lebererkrankung.
Blutsenkung (BSG): Gemessen wird, wie schnell die festen Blutbestandteile im Glasröhrchen absinken. Normalwert: 20 bis 30mm/Std. (je nach Alter). Bei Entzündungen setzen sie sich schneller ab, langsamer bei Leberstörungen und Herzmuskelschwäche.
Blutzucker: Grundbaustein des Körpers. Allein das Gehirn braucht täglich 140 Gramm Glukose. Normalwert 100 ml/dl. Erhöht sind die Werte bei Diabetes, vermindert bei einer Lebererkrankung oder einer Verwertungsstörung von Nährstoffen.
Cholesterin/Blutfett: Unter anderem am Zellaufbau und der Hormonproduktion beteiligt. Normalwert gesamt 200 bis 220 mg/dl. Erhöht ist er bei einer Störung des Fettstoffwechsels. Dann müssen das schützende Cholesterin (HDL 45 bis 65 mg/dl; schützt die Arterien) und das schädliche (LDL 150 mg/dl; fördert die Arteriosklerose) getestet werden.
Eiweisse: Sie sind an jedem Stoffwechselvorgang beteiligt. Normalwert 6 bis 8 g/dl. Bei Malaria und Syphilis ist das Gesamt-Eiweiss erhöht. Bei einer Nahrungsmittelallergie und chronischen Nierenentzündung ist es vermindert.
Harnsäure: Abbauprodukt der Purine, die beim Energiestoffwechsel vorkommen. Normalwert 2,5 bis 6 mg/dl. Erhöht ist er,wenn man viel Fleisch isst, fastet oder kortisonhaltige Medikamente einnimmt. Aber auch bei Gicht, Diabetes oder einer Schilddrüsenüberfunktion. Vermindert sind die Werte bei einer Störung der Nierenfunktion oder Lebererkrankung.

BUCHTIPPS
Markus Vieten: «Laborwerte verstehen leicht gemacht»,
Trias Verlag, 25.90 Franken.

Wilfried P. Bieger, Nicole Schaenzler:
«Laborwerte (von A bis Z)»,
Gräfe&Unzer Verlag, 24.90 Franken.