Antibiotika richtig einnehmen

Sie sind eine Art Wundermittel, können Krankheiten heilen und Leben retten. Falsch oder leichtfertig angewandt können Antibiotika allerdings gefährlich sein und zu Resistenzen führen. Deshalb ist es wichtig, über ihre korrekte Einnahme Bescheid zu wissen!

Infizierte Wunden, Tuberkulose, Lungenentzündung, alle Arten von bakteriellen Erkrankungen: Bevor die Wirkung von Antibiotika entdeckt wurde, bedeuteten solche Erkrankungen für die Betroffenen oft Todesgefahr. Inzwischen sind die Medikamente, die Bakterien abtöten oder deren Wachstum hemmen, aus der Medizin nicht mehr wegzudenken und kommen bei Operationen mit hohem Infektionsrisiko sogar vorbeugend zum Einsatz.

Doch die weit verbreitete Anwendung von Antibiotika hat auch ihre Tücken: Zu oft oder falsch eingesetzt, können sie zu Resistenzen führen – sie verlieren ihre Wirkung gegenüber den Bakterien, die sie bekämpfen sollten.

Deshalb ist Zurückhaltung angesagt. «Der häufigste Fehler beim Umgang mit Antibiotika ist der Einsatz bei Krankheiten und Symptomen, für die man gar keine Antibiotika braucht», erklärt Dr. Marco Rossi, Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene am Luzerner Kantonsspital. «Zum Beispiel bei Infektionen der oberen Luftwege, die meistens durch Viren bedingt sind.» Denn gegen Viren sind Antibiotika wirkungslos.

Allerdings lässt sich nicht sofort feststellen, ob es sich bei einem Infekt um eine virale oder eine bakterielle Erkrankung handelt. Doch statt «sicherheitshalber» gleich Antibiotika einzusetzen, wie man das früher oft tat, empfiehlt es sich, erst zu klären, ob diese überhaupt etwas bringen. Dr. Rossi: «Man weiss, dass eine akute Bronchitis fast immer viral bedingt ist, Mandel- und Mittelohrentzündungen häufig auch. In einem solchen Fall kann man anfangs Schmerzmittel und abschwellende Medikamente verabreichen, und erst wenn sich nach ein, zwei Tagen noch keine Besserung zeigt, zu Antibiotika greifen.»

Richtige Dosis, richtige Dauer

«Antibiotika immer einnehmen, bis die Packung leer ist», lautete früher die Devise, um auch den letzten Erreger auszurotten und ein Wiederaufflammen der Erkrankung zu vermeiden. «Heute weiss man, dass im Hinblick auf Resistenzen ein zu langer Einsatz gefährlich ist», sagt Dr. Rossi.  «Durch zu frühes Absetzen bilden sich keine Resistenzen. Es besteht allenfalls die Gefahr, dass es zu einem Rückfall oder zu einem Therapieversagen kommt, weil die Erkrankung nicht ausreichend behandelt wurde. Aber je länger man behandelt, desto mehr Resistenzen entstehen.» Deshalb heisst die Devise heute eher: so kurz wie möglich. «Bei vielen Erkrankungen können die Antibiotika bei klinischem Ansprechen und zwei Tagen Fieberfreiheit abgesetzt werden. Ausnahmen sind Infektionen, die eine definierte Therapiedauer verlangen, wie zum Beispiel eine Herzklappenentzündung, eine Tuberkulose oder eine Knochenvereiterung.»

Resistenzen entstehen auch, wenn Antibiotika zu niedrig dosiert oder unregelmässig eingenommen werden. Deshalb ist es wichtig, sich genau an die ärztlichen Vorgaben zu halten. Die wichtigsten Regeln:

  • Halten Sie sich genau an die verordnete Dosierung und Behandlungsdauer. Auch wenn Sie sich nach einigen Tagen besser fühlen, ist dies wichtig!
  • Lassen Sie keine Einnahme aus! Ein Vergessen der Einnahme kann die Heilung beeinträchtigen und in die Länge ziehen.
  • Teilen Sie niemals Antibiotika, die Ihnen wichtverschrieben wurden, mit jemand anderem!
  • Bewahren Sie keine Antibiotika für einen späteren Gebrauch auf! Bringen Sie angebrochene Packungen zurück.

Wenn Sie Bakterien erwischt haben, die gegen gebräuchliche Antibiotika resistent sind, bleibt noch der Einsatz von Reserve-Antibiotika. In der Schweiz ist dies zurzeit noch meistens möglich. «Es gibt aber Länder, in denen es öfter vorkommt, dass man Patienten nicht mehr behandeln kann, weil es keine wirksamen Antibiotika mehr gibt für sie», weiss Dr. Rossi. Dann kann eine Infektion wieder häufiger tödlich enden.

 

Den Darm unterstützen

Antibiotika können neben den krankmachenden auch nützliche Bakterien im Darm angreifen und zerstören. Bis sich die Darmflora nach einer Antibiotika-Therapie wieder erholt hat, kann es viele Monate dauern. Mit einer Ernährung, die eine gesunde Darmflora fördert, können Sie den Regenerationsprozess unterstützen. Hilfreich sind hier:

  • Milchprodukte wie Joghurt, Kefir, Buttermilch. Ihre Milchsäurebakterien stärken das Immunsystem im Darm.
  • Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut enthalten auch Milchsäurebakterien und fördern eine gesunde Darmflora.