Achtung, Hygienefallen!
Wir duschen täglich und waschen uns x-fach die Hände. Aber wenn es um die Keime geht, die sich in unserer Umgebung tummeln, sind wir oft recht blauäugig. Kennen Sie die grössten Schwachstellen?
Täglich putzen wir uns die Zähne, wenn möglich nach jeder Mahlzeit. Und fuhr-werken dabei nicht selten mit einer echten Keimschleuder im Mund herum. Noch viel schlimmer aber sieht es mit dem Lappen aus, mit dem wir in der Küche so vieles «sauber» halten. Er ist selber ein übler Bakterienträger. Ein paar berüchtigte Keimherde:
Abwaschlappen
Er ist häufig die schlimmste Keimschleuder im Haus, und dabei sollte er eigentlich für Sauberkeit sorgen. «Der Putzlappen bietet genau die Bedingungen, die Bakterien gefallen», erklärt dazu Prof. Thomas Szucs, Leiter des Europäischen Zentrums für Pharmazeutische Medizin an der Universität Basel und Mitverfasser einer grossen Studie des internationalen Hygiene Councils zum Thema Haushaltshygiene. «Bakterien fühlen sich dort wohl, wo es eine angenehme Temperatur hat und schön feucht ist. Zudem ist der Putzlappen auch noch ein wunderbares Übertragungsvehikel. Er nimmt Bakterien nicht nur auf und lagert sie, er gibt sie auch weiter.» Der Tipp des Fachmanns: Den Lappen so oft wie möglich wechseln, mit mindestens 60 Grad waschen. Noch besser: Haushaltspapier verwenden, wie man das in professionellen Küchen tut. «Auf der Toilette verwenden wir das Papier ja auch nicht mehr als einmal.»
Schneidebrett
Hier lauern besonders viele Keime, wenn man rohes Fleisch oder Fisch geschnitten hat und danach das gleiche Brett zum Schneiden von Gemüse oder Salat verwendet. Deshalb sollte man Schneide-bretter nach der Benutzung nicht nur sofort gründlich mit Abwaschmittel und heissem Wasser reinigen, sondern auch für alles, was nicht gekocht wird, ein anderes Brettchen verwenden, also für Salat und rohes Gemüse. «Besser als Holzbrettchen, in denen es oft kleine Ritzen hat, in denen sich Bakterien pudelwohl fühlen, sind Schneidebretter mit glatten Oberflächen, die sich gut säubern lassen», empfiehlt Prof. Szucs.
Kühlschrank
Die Temperaturen machen es hier den Bakterien nicht so angenehm. Doch schnell hat sich im Kühlschrank etwas hinter anderen Lebensmitteln verborgen, müffelt und schimmelt leise vor sich hin. Überprüfen Sie deshalb den Inhalt des Kühlschranks mindestens einmal die Woche und räumen Sie ihn einmal im Monat aus und putzen Sie ihn gründlich mit Wasser und Abwaschmittel oder mit Essigwasser.
Türfallen
Sie sind weniger schlimm als ihr Ruf. Zwar fasst jeder sie an – «aber wenn man sich regelmässig die Hände wäscht, bekommt man dieses Problem gut in den Griff», erklärt Prof. Szucs. «Zudem sind Türgriffe oft aus Metallen oder Legierungen, die eine so glatte Oberfläche haben, dass sich Bakterien dort kaum ansiedeln.»
Zahnbürste
Damit sie nicht zum Bakteriensammler wird, nach dem Gebrauch gründlich mit Wasser ausspülen und gut trocknen lassen. Alle zwei, drei Monate sollte sie ausgewechselt werden, und auf jeden Fall nach Erkältungen, Grippe, Mundinfektionen oder Halsentzündungen, damit man sich nicht selber wieder ansteckt. Nach drei Monaten lässt übrigens auch die Putz-wirkung nach, die Borsten reinigen die Zähne nicht mehr wirklich.
Kopfkissen
Den Bezug regelmässig waschen, reicht nicht. Denn in Kopfkissen geht es zu wie in einem kleinen Zoo: Hausstaubmilben, Bakterien und Pilze fühlen sich hier zu Hause. Das ist vor allem für Allergiker ein Problem. Kopfkissen sollte man alle zwei Monate bei 60 Grad waschen und im Tumbler gut trocknen, nicht waschbare Kissen einmal pro Jahr reinigen lassen. Und Kissen und Duvet täglich lüften und ausschütteln.
Hausapotheke
Hier geht es nicht ums Putzen, sondern ums Aufräumen. Und um die richtige Lagerung! Checken Sie einmal jährlich die Verfall–daten auf Ihren Medikamenten und bringen Sie Abgelaufenes und Angebrochenes in die Apotheke zurück. Das Bad ist übrigens ein denkbar schlechter Ort für das Medikamentenkästchen: Hier ist es zu feucht und zu warm.
Wasser ist zum Waschen da
Hygiene ist im Sommer grundsätzlich ein grösseres Problem als im Winter, ganz einfach, weil die Bedingungen den Bakterien besser zusagen und sie sich schneller vermehren. Das A und O dagegen: Händewaschen. Den Schweizern stellt Prof. Szucs hier ein recht gutes Zeugnis aus. «Es braucht keine chirurgische Handdesinfektion, aber zehn bis 15 Sekunden reichen nicht, man muss auch alle Nischen und alle Fingerspitzen waschen», so der Fachmann. «Und wenn man ein Mittel wählt, das eine des-infizierende Substanz enthält, so erhöht das die Wirkung. Aber auch wenn man nur Wasser nimmt, so hilft das schon sehr viel.»
So lange leben Bakterien
Manche Bakterien haben eine erstaunlich lange «Überlebenszeit». Clostridiensporen können bis zu fünf Monate auf einer trockenen Oberfläche überleben, das Hepatitis-A-Virus bis zu 60 Tage. Das gefürchtete Norovirus überlebt dagegen «nur» sieben Tage, und Salmonellen sogar nur einen Tag – doch das kann bereits ausreichen, um eine Infektion auszulösen, die für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem gefährlich werden kann.