Wildbienen: Spezielles Haustier gefällig?

Sie stehen 
leider im Schatten der Honig­bienen, dabei sind
 Wildbienen 
interessante Geschöpfe. 
Einige bieten sich gar als Haustiere an, so sanftmütig sind sie. Und spannend zu beobachten!
 
Summ, summ, summ, Bienchen summ herum! So beginnt ein beliebtes Kinderlied. Leider summen aber je länger je weniger Bienen herum. Und die Rede ist nicht nur von Honigbienen, sondern auch von Wildbienen, die weit weniger bekannt sind. Zu Unrecht! «Über 600 Arten gibt es in der Schweiz», sagt Biologe Dr. Claudio Sedivy. «Wobei: Mittlerweile sind es wohl 
weniger, da sie in den letzten Jahrzehnten immer mehr Schwierigkeiten bekamen.» So setzte ihnen u. a. die intensivierte Landwirtschaft mit dem Einsatz von Insektiziden und dergleichen zu.
 
Sedivy hat mit Kollegen das Unternehmen «Wildbiene  +  Partner» gegründet. Sie züchten Rote 
und Gehörnte Mauerbienen, zwei Wildbienen-Arten, «mit Hilfe der Schweizer Bevölkerung»: Tierfreunde können Patenschaften eingehen und mit dem von ihnen entwickelten «BeeHome» den 
Insekten ein Zuhause geben. «Das Häuschen soll das Interesse an den Tieren wecken, man kann ihre Lebensweise beobachten, ihnen sogar beim Schlüpfen zuschauen», so der Biologe. «Was man kennt, schützt man. Es hilft zum Beispiel allen Bienen schon sehr, wenn man einheimische statt exotische Pflanzen pflanzt.»
 
Mauerbienen lieben ganz besonders Obstbäume – und genau da liegt der andere Zweck von Sedivys Firma. Die gezüchteten 
Bienen werden bei den Obstbauern zur Bestäubung eingesetzt, können Honigbienen «vertreten», die vom Bienensterben stark getroffen sind. «Wildbienen haben einige Vorteile», sagt der Experte. «So fliegen sie etwa bei tieferen Temperaturen und bestäuben genau am gewünschten Ort, da sie sich in den Obstanlagen nur etwa 50 Meter von ihrem Nest entfernen. Zudem beschränken sie sich ausschliesslich auf ihre geliebten Obstbäume. Eine Mauerbiene ist beim Bestäuben bis zu 300 Mal 
effizienter als eine Honigbiene.»
 
Aber eine Frage mag sich denoch manch einer stellen: «Wieso sollte man sich als Privatperson nervige Bienen in den Garten 
holen?» Da ist aber nichts zu befürchten: Mauerbienen, die übrigens einzelgängerisch leben und keinen Honig produzieren, interessieren sich weder für süsse Getränke noch für feine Desserts. Zudem stechen sie so gut wie gar nicht. «Nur wenn man sie stark bedrängt», meint Sedivy. «Aber selbst dann schmerzt es nur etwa so, als würde man eine Brenn­nessel anfassen. Aber eben: Sie sind sanftmütige Geschöpfe.» Richtig sympathisch, diese Wildbienen, nicht wahr?