«Carlo war damals mein Lieblingsbäbi»

Erkennen Sie den jungen Mann im Bilderrahmen, den Maja Brunner festhält? Es ist Carlo Brunner, kurz vor der Rekrutenschule.


2015 haben die Ländlerfreunde etwas 
zu feiern: Carlo Brunner begeht seinen 
60. Geburtstag mit einer Jubiläumsgala, die ihn durch die Schweiz führt. Niemand kennt den erfolgreichen Musiker besser als seine Schwester. Sie verrät, wie er 
früher war und was sie verbindet.

Es tönt wie eine Liebeserklärung. Maja Brunner (63) antwortet auf die Frage, was für ein Verhältnis sie zu ihrem jüngeren Bruder Carlo habe: «Als er zur Welt kam, dachte ich: Endlich habe ich etwas zum Spielen! Carlo war mein Lieblingsbäbi.»

Diese «Lieblingspuppe» feiert nächstes Jahr den 60. Geburtstag mit einer grossen Jubiläumsgala (siehe Box nebenan). «Er ist ein grosser Musiker geworden – und ein freundlicher, liebenswerter Mensch geblieben», sagt Maja Brunner. Das mit dem «grossen Musiker» stimmt, obwohl der junge Carlo anfangs mit den Instrumenten seine liebe Mühe hatte. Vater Ernst spielte damals bei den «Seebuebe». Die Kapelle war ein bekanntes und beliebtes Tanz­orchester. Ernst Brunner erteilte seinem 13-jährigen Sohn Klarinettenunterricht. Maja Brunner lacht schallend: «Carlo übte nie, und das gefiel unserem Vater gar nicht. Einmal warf er Carlo sogar aus der Klasse und schickte ihn heim!»

Der Fleissigste war der heutige Ländlerkönig bestimmt nicht, 
dafür ein kleines Schlitzohr. Maja Brunner: «Schon damals wickelte er alle um den Finger. Ihm fiel eben alles etwas leichter.» Auch das Musizieren. Carlo war ein 
aufgestellter, junger Mann, stets fröhlich, ein richtiger Sonnyboy eben.» Das nützte er auch oft aus. Während seiner Lehre bei Musik Hug in Zürich verschwand er ab und zu durch die Hintertür des Gebäudes – nach wenigen Schritten befand sich der Jungspund mitten im Zürcher Niederdorf mit seinen mehr oder minder musi­kalischen Lokalen und den mehr oder minder seriösen Damen.

Diese Zeiten sind längst passé. Aus dem Lausbub wurde einer der grössten Schweizer Ländlermusiker. Mit seiner Ländlerkapelle und der Superländlerkapelle begeistert der gebürtige Küsnachter noch heute die Massen. Und seine Schwester ist meistens mit dabei. Dank ihrer markanten, unverwechselbar dunklen Stimme und ihrem Temperament bringt sie die Zuschauer beinahe zum Ausflippen.

Die Geschwister sind Profis. Und wissen, was sie wollen. Eine oft explosive Mischung. «Carlo ist gerechtigkeitsliebend, respektvoll zu anderen Personen. Er übt jeden Tag, lebt für seine Musik. Ich hingegen bin nicht so diszipliniert, was das Üben angeht», erzählt sie. «Wenn wir Konzerte oder Veranstaltungen organisieren, ist ‹Carolino›, wie ich ihn nenne, für das Instrumentalische zuständig, ich kümmere mich um die Sängerinnen und Sänger. Geschwister 
helfen einander und halten fest zusammen.» Immer? Maja Brunner lässt den Blick in die Ferne schweifen. «Kürzlich waren Carlo und ich drei Tage im Schwarzwald. Nur wir zwei. Zu einer Art Familienaussprache. Wir haben einander erzählt, was den einen am anderen stört, haben Lösungen gefunden, viel geredet. Und manchmal etwas geweint. Auch das muss sein!»