«Luxus bedeutet mir nichts»

Er gehört zu den gefragtesten Musikern des Landes, ist aber trotz seines Erfolgs auf dem Boden geblieben. Oberste Priorität hat beim Stubete-Gäng-Sänger die Familie. Denn nichts macht ihn so glücklich, wie Zeit mit ­seinen Kindern zu verbringen.

Als Sänger bei der Stubete Gäng zeigt Aurel Hassler (40) stets seine an­steckend gute Laune. Auf der Bühne singt er Stimmungslieder wie «Petra Sturzenegger» und «Göschene Airolo» und macht damit jeden Auftritt zur Party. Bei der 3+-Show «Sing meinen Song» (montags um 20.15 Uhr) ist er für einmal ohne seine Familienband unterwegs – und zeigt sich darin von einer ungewohnten Seite. Immer wieder fliessen beim aus­gebildeten Lehrer ein paar Tränen der Rührung, wenn er die Auftritte anderer Kollegen in der Sendung mitverfolgt. Wir trafen den Sänger aus dem Kanton Zug zum schnellen Interview.

GlücksPost: Was, glauben Sie, ­ist Ihr grösstes Talent?

Aurel Hassler: Freude und Liebe zu teilen.

Und worin sind Sie schlecht?

Lange konnte ich mit Emo­tionen nichts anfangen. Ich musste wirklich lernen, meine Gefühle zuzulassen und sie auch zu zeigen.

Wie meinen Sie das?

Ich war lange auf dem emotionalen Stand eines Kleinkinds. Zum Beispiel: Wenn es geregnet hat, hat es halt geregnet. Ich konnte ­damit keine Gefühle verbinden. Mittlerweile, gerade seit ich Vater geworden bin, kann ich viel besser meine Gefühle aus­leben.

Wofür würden Sie nie Geld ausgeben?

Eigentlich für alles, was Luxus ist. Luxus bedeutet mir nichts. Ich würde mir nie ein teures Auto kaufen. Mein Auto soll schön sein, aber ich will da nicht übertreiben.

Wofür geben Sie Ihr Geld gerne aus?

Für meine beiden Kinder und meine Frau.

Was ist das Wichtigste, was Sie in der Schule gelernt haben?

Zu filtern, also abzuschätzen, was wichtig ist und was nicht.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

«Die Kunst, einen Drachen zu reiten» von Bernhard Moestl. Es war ein Geschenk.

Ihre Lieblingsmusik?

Sehr unterschiedlich. Im Moment von ­einem Ländler-Trio über das Amik ­Guerra Quintet, also Jazz, bis hin zu Orchester und klassischer Musik. Zwischendurch höre ich auch gerne Hip-Hop.

Was macht Sie hässig?

Einiges. (Lacht.) Aber ich habe Mühe, wenn ich mehrere Dinge gleichzeitig ­machen muss. Oder wenn jemand immer mehr von mir fordert. Da kann ich auch mal wütend werden.

Was brauchen Sie, um glücklich zu sein?

Liebe und tolle Menschen um mich ­herum.

Haben Sie sich jemals gewünscht, als Frau auf die Welt zu kommen?

Ja, als junger Aurel habe ich mir das ­tatsächlich vorgestellt. Ich habe eine ­weibliche Seite an mir, die ich sehr ­schätze. Ich fühle mich aber sehr wohl in meiner Haut als Mann.

Wie sieht Ihre weibliche Seite denn aus?

Dinge zu fühlen und darüber zu sprechen, ist in meinen Augen etwas sehr Weib­liches. Und das kann ich mittlerweile.

Warum wollen Sie nicht mehr 20 sein?

Ich bin froh, wie ich durch diese Jahre durchgekommen bin, und ich mag mich, wie ich jetzt bin. Wenn ich jetzt nochmals 20 wäre, dann würde es mir vielleicht nicht mehr gleich gelingen, mit einer Leichtigkeit durchs Leben zu gehen. Was ich ­bedauern würde.

Was war das schönste Kompliment, das Sie je erhalten haben?

Ich durfte als Musiker schon viele ent­gegennehmen. Die Art und Weise aber, wie es meine Frau immer wieder schafft, mir das Gefühl zu geben, dass ich gut so bin, wie ich bin, ist wohl das schönste Kompliment auf der ganzen Welt.

Wann hatten Sie das letzte Mal Angst?

Als Familienvater von kleinen Kindern hat man das ständig. Mir fällt gerade eine ­Situation ein, als ich mit ihnen Ski fahren war und der eine einen Jump gemacht hat und plötzlich neben mir auf dem Boden lag. Ich war mir ziemlich sicher, dass sein Knie so kaputt ist, dass er nicht mehr aufstehen kann. Aber: In seinem Alter steckt man so etwas irgendwie schneller weg.

Was war der grösste Flop Ihres Lebens?

Das hat bestimmt etwas mit Kleidern zu tun! Ich habe wirklich kein Händchen ­dafür. Ich habe mal ein goldenes Hemd ­gekauft. Im Nachhinein muss ich sagen: Das sah echt nicht schön aus.

Reicht Talent allein für eine Karriere aus?

Nein, ganz und gar nicht. Man muss erst einmal selbst erkennen können, dass man für etwas talentiert ist. Oft scheitert man schon daran, weil man sich selbst kleinredet.

Wo sehen Sie sich mit 60 Jahren?

Entspannt auf dem Balkon sitzend und die Aussicht geniessend.

Also als Musik-Rentner?

Nein, ich will auch mit 60 Jahren noch auf der Bühne stehen. Ich habe Mühe damit, mir vorzustellen, mal keine Arbeit mehr zu haben. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Während meines Lebensabends werde ich mit meiner Frau viel Party ­machen – auch wenn wir nur zu zweit sind. Hauptsache, wir feiern das Leben.