«Aber aua – ich lebe noch!»

Bob-Olympiasieger, Kugelstoss-Weltrekordhalter, Rätselkönig: Der Berner muss sich zwar aus gesundheitlichen Gründen einschränken, ist aber trotzdem in Feierlaune.

Von Thomas Wälti

Fünfmal 17 Jahr = weisses Haar!», dichtet Edy Hubacher (85) einenƒ Schlager von Udo Jürgens um. Der Bob-­Olympiasieger sitzt im Garten vor seinem schmucken Viergenerationenhaus in Moosseedorf BE. Mit einem Glas Ingwertee stossen er und Ehefrau Annekäti (87) auf seinen Geburtstag an. «Eben hat mir Altbundesrat Adolf Ogi mit einer Sprachnachricht gratuliert.» Mit dem 82 Jahre alten ­Magistraten verbindet ihn seit den goldenen Tagen von Sapporo 1972 eine Freundschaft. Wir erinnern uns an den Slogan «Ogis ­Leute siegen heute». Edy Hubacher setzte das damals um und gewann an den Winterspielen in Japan mit Pilot Jean Wicki (1933–2023) Gold im Vierer sowie Bronze im Zweier. 

Auch im Zehnkampf hinterlässt Edy ­Hubacher Spuren. Anlässlich eines Länderkampfs 1969 in Bern wirft er die Kugel 19,17 Meter weit. Diese Marke gilt noch heute als Weltrekord innerhalb eines Zehnkampfs!

«Serendipity» heisst sein Lebensmotto – die Gabe, zufällig glückliche Entdeckungen zu machen. Schon als Neunjähriger entdeckt er seine Leidenschaft für Kreuzworträtsel. Erst löst er sie, später verfasst er sie für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Auch für die GlücksPost kreiert er eine Vielzahl von ihnen. «Ich habe etwa 3000 Rätsel ausgeheckt», schätzt der Rätselonkel der Nation, der im Hauptberuf Primar­lehrer war. «Mit dem Honorar haben wir die Reisen zu unserer Tochter nach Australien finanziert.» 

1973 biegt Edy Hubacher an einem Wegweiser abermals richtig ab: Er kreiert auch Rätsel für die «Radio-Musik-Box», die zum Aushängeschild von Radio DRS 1 wird.

Das Wichtigste in seinem Leben ist jedoch die Familie. Seit 62 Jahren ist er mit Annekäti verheiratet. Gemeinsam haben sie vier Kinder grossgezogen. Traurig: Sohn Marc ist seit 1986 verschollen. Er kehrte am Valentinstag nicht mehr von einer Vulkanbesteigung auf den Philippinen zurück. «Dieser Tiefpunkt hat uns zusammen­geschweisst. Wir gehen grosszügig, offen, ehrlich und tolerant miteinander um», ­erklärt Annekäti. Edy ergänzt: «Bevor wir einschlafen, geben wir uns immer einen Kuss!» Drei Grosskinder und eine Ur­enkelin bereichern das Familienleben.

Aber: Seit ein paar Jahren muss Edy ­Hubacher gesundheitlich bedingt kürzertreten. Von seiner Ärztin hat er Flugverbot erhalten. In einer E-Mail an Freunde und Bekannte schreibt er, dass sein schwacher Motor es nicht erlaube, die nötigen Reparaturen am Chassis vorzunehmen. «Aber aua – ich lebe noch!» Das Jassen für wohltätige Zwecke wie die Special Olympics und ­Besuche von kulturellen Veranstaltungen ­sorgen für freudige Momente, die Edy ­Hubacher in vollen Zügen geniesst. Auch die Geschenkidee seiner Grossfamilie passt wunderbar zu Edy Hubacher: Über die Oster­tage darf er unbeschwerte Tage in Le Breuil im französischen Département Saône-et-Loire verbringen. Übernachtet wird standes­gemäss in einem Schloss. Ganz so, wie es sich für einen Rätselkönig gehört.