
Hitzewallungen mit einem Lächeln begegnen: Die ayurvedische Medizin empfiehlt Bananen und Rohkost gegen Wechseljahrbeschwerden.
Feuer der Transformation
Aus ayurvedischer Sicht sind die Wechseljahre ein rund 14 Jahre dauernder Übergang von der aktiv-feurigen zur geistig-reifen Lebensphase. Gegen allfällige Beschwerden rät diese traditionelle indische Heilkunst zu einem ausgleichenden Lebensstil.
Die hormonelle Umstellung während den Wechseljahren ist ein natürlicher Vorgang und keine Krankheit. Dennoch erleben zahlreiche Frauen diesen Lebensabschnitt als penibel, weil sie unter Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweissausbrüchen, Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Schlafstörungen oder Herzrasen leiden.
Aus Sicht der ayurvedischen Medizin kennzeichnen die Wechseljahre den Übergang von der aktiven, zweiten Lebensdekade in die dritte und letzte Dekade – oder anders gesagt: «Es geht von der Pitta-dominierten Lebensmitte zur Vata-dominierten Reife», schreibt die renommierte Ayurveda-Expertin Kerstin Rosenberg in ihrem Standardwerk «Mit Ayurveda durch die Wechseljahre» (Südwest Verlag). «Ob und wie stark es zu Wechseljahresbeschwerden kommt, hängt vom inneren Dosha-Gleichgewicht (siehe Box) der Frau ab. Leidet sie an einem Pitta-Überschuss, so neigt sie zu Hitzewallungen und mentaler Reizbarkeit. Ein Vata-Überschuss führt häufig zu trockenen Schleimhäuten, Stimmungsschwankungen, Energielosigkeit und Schlafstörungen», erklärt Rosenberg.
Regulieren statt unterdrücken
Im Gegensatz zur Schulmedizin, die die Symptome beispielsweise mit einer Hormonersatztherapie bekämpft, geht es im Ayurveda darum, das Gleichgewicht zwischen Vata und Pitta zu harmonisieren und zu stabilisieren. «Ab der zweiten Lebenshälfte steigt das Vata-Dosha beständig an, und so haben es Vata-Frauen besonders schwer, durch die Wechseljahre zu kommen», so die Ayurveda-Expertin. Anzeichen einer Vata-Störung sind beispielsweise innere Nervosität, Blähungen, trockene Haut oder undefinierbare Ängste. Starke Hitzewallungen hingegen deuten auf eine Pitta-Störung hin – das Zuviel an Feuerenergie wird «verbrannt». Das kann sich zudem in starken Blutungen, Hautirritationen, Sodbrennen und Reizbarkeit zeigen.
Ziel der ayurvedischen Medizin ist deshalb, allfällige Beschwerden mit einer ausgleichenden Ernährung und Lebensweise sowie Selbstmassagen und natürlichen Kräutertherapien zu lindern, damit der Übergang möglichst fliessend geschieht.
Beispiel Ernährung
Bei Hitzewallungen helfen bittere und kühlende Nahrungsmittel wie grünes Blattgemüse, Rohkost, Artischocken, Melonen, Gurken und Bananen. Hingegen sollte auf Erhitzendes verzichtet werden, also auf scharfe Gewürze, Alkohol, Kaffee, rotes Fleisch oder Joghurt.
Bei Erschöpfung und Trockenheit rät Kerstin Rosenberg zu süssen, nährenden und öligen Substanzen. «Am besten wirken tierische Eiweisse wie Milch, Ghee sowie Fleischbrühen und Hühnersuppen – selbst für Menschen, die sich sonst vegetarisch oder vegan ernähren.»
Bei Stimmungsschwankungen und Durchschlafstörungen ist beruhigendes Essen wohltuend, beispielsweise mit Kürbis, Zucchetti, Datteln, Mandeln, gekochtem Knoblauch, Bockhornklee
und Safran.
Relevant ist, die Veränderungen der Wechseljahre zu akzeptieren: Die Energie nimmt ab, und frau ist vielleicht nicht mehr ganz so agil wie früher. Manche Frauen möchten so funktionieren und aussehen wie früher. Wohltuender ist, ab und zu eine Pause einzulegen und nicht mehr so viel durchboxen zu wollen.