Zian
Musik aus der Stille
Der 31-jährige Basler hat oft «ein Gewitter im Kopf» und sucht deshalb täglich Ruhe – und wird dann kreativ. Sein aktuelles Album «Silence» spiegelt diese Philosophie wider.
Von Aurelia Robles
Bekanntlich liegt in der Ruhe die Kraft – und im Falle von Musiker Zian (31) in der Stille die Inspiration. Dann, wenn kein Lärm von aussen in seine Welt eindringt, dreht sein Gedankenkarussell am lautesten – und es entsteht Musik. «Die absolute Ruhe ist der lauteste Aspekt von uns allen», sagt er. «Wenn wir uns zurückziehen und Gedanken machen, sind diese lauter.» Sein aktuelles Album heisst denn auch «Silence» – Stille.
Zian braucht täglich seine Ruhe. Der Basler wohnt in einer ländlichen Umgebung und mag es, spazieren zu gehen. Und in der Nacht, wenn seine Partnerin im Bett ist, geniesst er diese für sich allein. «So lieb ich meine Freundin und all die Menschen um mich herum habe, ich tanke keine Energie mit anderen Menschen», sagt er. «Sondern wenn ich meine Gedanken einfach passieren lassen kann.» Dann setzt sich der Sänger ans Klavier oder lässt sich vom Fernseher berieseln. «Das Ziel ist es auch, meinen Geist müde zu machen, denn ich habe immer ein Gewitter im Kopf, es rattert ständig.»
Seinen Durchbruch hatte Zian in einer vermeintlich ruhigen Zeit – während der Coronapandemie. Sein Song «Show you» eroberte 2020 die Schweizer Radios, wurde zum Hit und erreichte Platin. «Fast ein Jahr lang kannte man mein Gesicht zum Lied nicht, denn ich konnte keine Live-Auftritte absolvieren.» Aus seiner Sicht war das gut. So konnte er den Erfolg, der zu schnell gekommen sei, gut verarbeiten und auch «meinen neuen Beruf, meine neue Rolle erlernen und das Musikbusiness kennenlernen.»
Fasnacht, Glas und Glück
Tizian Hugenschmidt, wie Zian gebürtig heisst, wächst «strub und als Zügelkind» sowie mit einer älteren Schwester, zwei Halbgeschwistern und vielen Pflegekindern auf. In der Kindheit lebt er mehrheitlich beim Vater, als Teenager dann bei der Mutter und örtlich mal in Solothurn, Baselstadt oder Baselland, wovon auch sein Dialekt zeugt.
Der Berufswunsch Musiker stand für ihn und seine Eltern nicht zur Debatte. «Auf keinen Fall!», sagt er lachend. «Ich war ein faules Stück, übte nie. Daher war Musiker zu werden nie eine Option, gar ein Musikstudium zu machen, kam nie in Frage.» Zwar entdeckte er früh für sich die Fasnacht, folgte der Schwester in den Chor und in die Clique. «Ich war der kleine Bruder, der immer mitgelaufen ist», erinnert er sich. «Musik war spielerisch, sie gab mir einfach Glück und bereitete mir viel Spass.»
Nach einem halbjährigen Versuch, Lehrer zu werden, entschied er sich für eine Lehre zum Glasapparatebauer. Die Faszination für diesen Beruf packte ihn, als den Geburtstag von seinem Onkel ein Glasbläser besuchte. «So begehe ich mein Leben. Mich interessiert nicht das Normale oder was gerade Trend ist.»
Wegen eines Unfalls im Militär, bei dem es ihm eine Schulter zerriss, veränderte sich sein beruflicher Weg – und verlief zur Musik. «Ich fiel einfach hinein ins Business, lernte meinen Manager kennen und begann ihm irgendwann zu glauben, dass ich gut genug bin.» Und genau dieses Gefühl, dass man als Person genügt, soll seine Musik und das Album «Silence» in unserer schnelllebigen Gesellschaft auch anderen vermitteln. «Ich möchte, dass die Leute sich in meinen Liedern wiederfinden, und dass sie verstehen, warum jeder Einzelne von uns genug ist.»