Fabienne Gyr
Herz ist ihr Trumpf
Sie gilt als Multitalent des Schweizer Fernsehens. Die Zugerin hat ein emotionales Jahr hinter und einen intensiven Start ins neue Jahr vor sich.
Die Vielseitigkeit von Fabienne Gyr (36) zeigt sich gleich zu Jahresbeginn. Am 4. Januar führt die Moderatorin durch die 1000. und somit grosse Jubiläumssendung von «Samschtig-Jass» (20.10 Uhr, SRF 1). Nur einen Tag später fungiert sie gemeinsam mit Rainer Maria Salzgeber als Co-Gastgeberin der «Sports Awards 2024» (20.05 Uhr, SRF 1). Die Zugerin hat also auch nach den Festtagen einiges zu feiern – nicht zuletzt ihren 37. Geburtstag am 3. Januar.
GlücksPost: Wie feiern Sie Ihren Geburtstag zwischen all den Sendungen?
Fabienne Gyr: An diesem Tag stecke ich in den Proben zu den «Sports Awards». Am Abend darauf werde ich wohl die Jubiläumssendung von «Samschtig-Jass» schauen. Mein Mann Mario und ich werden aber sicher ein paar Tage zuvor fein essen gehen. Mir ist mein Geburtstag allerdings nicht so wichtig. Das hat auch damit zu tun, dass mein Geburtstag jedes Jahr der erste Tag ist, an dem die Leute wieder arbeiten gehen müssen.
Sie haben die Aufzeichnung zur 1000. Sendung von «Samschtig-Jass» bereits hinter sich. Was erwartet die Zuschauer?
Ehrlich gesagt war uns allen nicht so bewusst, was auf uns zukommt. Wir hatten das Gefühl, dass wir etwas Spezielles machen, aber was jetzt dabei herausgekommen ist, bereitet mir einfach nur Freude und macht mich auch stolz.
Weshalb?
Es ist ein «Samschtig-Jass» voller Prominenz, Musik und Unterhaltung sowie Überraschungen. Und im Zentrum steht das Jassen. Drei Teams aus Show, Sport und SRF-Leuten versuchen das Team der Jass-Könige zu schlagen. Es hat mega Spass gemacht, auch weil die Prominenten so ehrgeizig waren.
Ist es schwierig, heute noch jassende Prominente zu finden?
Ja und nein. Die meisten geben sich Mühe und üben noch zuvor. Mir ist es auch lieber, wenn jemand kommt, der ein bisschen jassen kann. Ich hatte zum Beispiel Freude an den Kambundji-Schwestern. Mujinga Kambundji ist in der 1000. Sendung zu Gast. Die Schwestern haben das Jassen von den Grosseltern gelernt. Aber oft stapeln gerade die Frauen mit ihrem Können etwas zu tief.
Machen Sie das auch?
Ja, ich werde generell lieber unter- als überschätzt.
Von wem haben Sie jassen gelernt?
Von meinem Papi. Angefangen mit «Tschau Sepp», bei dem mein Bruder und ich uns gegenseitig jeweils richtig auf die Kappe gegeben haben. Dann wurde es langsam komplizierter mit Schieber.
Ihr liebster Trumpf?
Gute Frage … je nach Karten, die ich in der Hand habe, also ganz zielgerichtet. (Lacht.)
«Samschtig-Jass», «Sportpanorama», «SRF bi de Lüt – Live» – Wurden Sie durch all diese SRF-Sendungen selbstbewusster?
Ja, aber nicht wegen SRF, sondern weil ich meinen Beruf schon so lange mache. Die 1000. Sendung ist das beste Beispiel. Vor ein paar Jahren hätte ich noch daran gezweifelt, ob ich eine so grosse Sendung mit so vielen Leuten schaffen kann, wie ich beispielsweise Reto Scherrer, Rainer Maria Salzgeber und Peach Weber auf einem Haufen koordinieren kann. Ich merke, dass ich heute das Vertrauen habe, auch in mich selbst, dass ich alles irgendwie zustande bringe. Ich bin aber noch immer sehr perfektionistisch.
Sie moderieren nun seit fünf Jahren «Samschtig-Jass».
Verrückt, es fühlt sich erst wie ein Jahr an. Ich kann sagen, dass es die Sendung ist, die mir am meisten entspricht und die von Herzen kommt. So gesehen wäre vielleicht doch Herz mein liebster Trumpf. Bei den Aufzeichnungen fühlt es sich ein bisschen wie Ferien an, auch wenn es streng ist.
Es «gnüegelet» Ihnen also noch nicht?
Nein, ich mache gerne noch tausend weitere Sendungen. (Lacht.) Bisher waren es 104 mit Jörg Abderhalden und mir. Mit ihm passt es mega gut, ich liebe ihn über alles. Und ich finde es schön, wenn ich höre, dass die Leute ihren TV-Abend oder das Familienessen nach «Samschtig-Jass» ausrichten, weil sie noch analog schauen.
Was schauen Sie zur fixen Sendezeit?
Das «Sportpanorama» ist bei meinem Mann und mir am Sonntagabend ein Fixpunkt. Wir wollen wissen, was sportlich passiert ist.
Schaut Ihr Mann Mario all Ihre Sendungen?
Nein, das wäre gelogen. Er schaut sicher immer «Sportpanorama» und er kommt sehr oft bei «SRF bi de Lüt – live» vorbei. «Samschtig-Jass» würde bei ihm wohl vergessen gehen.
Eine Person, die nie eine Sendung von Ihnen verpasste, war Ihre vor einem Jahr verstorbene Mutter Edith.
Sie hätte ich sehr gerne bei der Jubiläumssendung dabeigehabt. Ich weiss, dass sie ein Gaudi gehabt hätte. Mir war es wichtig, dass ich einen Familientisch bei der Aufzeichnung dabeihabe. Mein Mann, mein Vater und mein Bruder, auch Freundinnen waren vor Ort. Aber «Mömel» hat vom Himmel aus sicher auch in die Sendung gespienzelt und hält weiterhin ein Auge auf mich, da bin ich mir sicher.
Wie haben Sie das erste Jahr ohne Sie ertragen?
Sehr unterschiedlich. Es gab Tage, an denen ich sehr bei mir war und alles annehmen konnte. Dann gibt es immer wieder Tage, an denen ich sie einfach mega fest vermisse, ihr gerne etwas mitteilen oder sie etwas fragen würde.
Sie sind in Oberägeri ZG wohnen geblieben, vor allem weil Ihre Mutter dort im Pflegeheim lebte. Hat sich Ihr Daheimgefühl nun verändert?
Wenn Mario nun plötzlich gerne wieder nach Luzern gehen würde, wäre ich wohl offener. Aber die Frage stellt sich zu früh. Ich brauche noch mehr Zeit, um alles setzen lassen zu können. 2024 war für mich ein Jahr, in dem ich privat durchschnaufen konnte. Auch das Familiengefühl wurde anders dadurch, dass Mami weg ist. Mein Vater und mein Bruder leben auch in Ägeri, und wir sind enger denn je, sind oft zu dritt bei meinem Vater.
Wie konnten Sie durchatmen?
Ich habe mir sehr viel Zeit für mich genommen und ging oft in den Wald. Obwohl ich nichts machte, war es stimulierend, die Gedanken konnten kreisen. Ich verbrachte auch viel Familienzeit und habe aussortiert. Fragte mich: «Was tut mir gut, was kann ich loslassen?»
Ihre Erkenntnis?
Auf viele Anlässe und Events, die mich nicht berühren, kann ich verzichten. Auch auf gewisse Verpflichtungen, denn ich bin nicht allen etwas schuldig, auch nicht als Person der Öffentlichkeit.
Sie haben auch da mehr Selbstbewusstsein?
Absolut. Und vor allem auch Selbstliebe. Die Zeit ist mir zu wichtig, um sie zu vergeuden. Mario sieht das gleich. Wir sind gerne zusammen daheim, gehen raus in die Natur oder kochen gemeinsam.
Als öffentliche Person haben Sie 2024 nur sieben Posts auf den sozialen Medien getätigt.
Das widerspiegelt wohl meinen Prozess dieses Jahr, das Aussortieren. Ich brauche das nicht.
Ihnen folgen Stars wie Marco Odermatt, Beatrice Egli, Beni Thurnheer.
Also Marco Odermatt kenne ich vom Privatsender Tele1, bei dem ich früher gearbeitet habe. Ich habe mit ihm Interviews geführt, als er noch ein «Bueb» war. Es ist lustig, zu sehen, wie sich jemand entwickelt hat. Vor einem Jahr musste ich sehr lachen, als er und ich gemeinsam auf dem GlücksPost-Titelbild waren. Und bei den «Sports Awards» konnte ich ihm bisher zweimal die Trophäe als Sportler des Jahres überreichen.
Und Sie selbst, haben Sie sich vorgestellt, dass Sie mit 37 diesen Erfolg haben werden?
Glücklicherweise war ich immer jemand, der sich die Zukunft nie vorgestellt hat. Klar, hatte ich berufliche Ziele, aber privat habe ich durch den frühen Tod meines Freundes Duri Camichel 2015 recht schnell gelernt, dass es immer anders kommt. Darum wusste ich nie, ob ich mit 35 eine Familie mit sieben Kindern oder einen Job wie jetzt haben würde. Es hat mich auch nie gestresst. In den vergangenen Jahren stand die berufliche Laufbahn so im Mittelpunkt und lief wie am Schnürchen, dass ich mein Leben nicht in eine andere Richtung zwängen möchte. Mario und ich reden aber natürlich über die Zukunft.
Wie könnte diese aussehen?
Von einer eigenen Familie über eine mehrmonatige Auszeit in Sizilien bis hin zum Umbau eines alten Hauses besprechen wir vieles. Aber wir lassen uns bei allem nicht stressen und vertrauen darauf, dass es so kommt, wie es muss, und für uns beide stimmt.
Wie schaffen Sie es, so viel Vertrauen ins Leben zu haben?
Ich habe vor allem auch Vertrauen in mich oder auch in uns. Ich weiss, dass ich mein Leben mit Mario verbringen will, weil es einfach Spass macht. Wir sitzen beide im gleichen Boot, rudern in die gleiche Richtung und nicht gegeneinander. Er sogar etwas schneller und pusht mich. Wenn es sein muss, kann ich neben ihm die Ruder auch mal zur Seite legen und die Aussicht geniessen. Was wir auf dieser gemeinsamen Fahrt alles mitnehmen, wird das Richtige für uns sein. Darauf vertraue ich zu hundert Prozent.