Linda Fäh
«Ich glaube an Schutzengel»
Die Schlagersängerin feiert eine besinnliche Adventszeit mit ihrem zweijährigen Sohn Lio. Nach turbulenten Jahren geniesst sie die Ruhe, verarbeitet aber auch den Verlust ihrer geliebten Grossmutter. Bei all dem darf die Musik nicht fehlen.
Aurelia Robles
Pünktlich zur Adventszeit kam das Christkind bei Lio (2) daheim in Einsiedeln SZ schon einmal vorbeigeflogen. «Es hat den Weihnachtsbaum geschmückt», erklärt Linda Fäh (37) ihrem Sohn, der kürzlich zwei Jahre alt wurde. «Und an Heiligabend kommt es erneut und legt Geschenke unter den Weihnachtsbaum.» Auch in Lios Zimmerchen stehen Samichlaus, Rentier und ein Schutzengel zusammen. Beim Abendritual hat mittlerweile ein Weihnachtsbüechli Einzug gehalten, das auf Knopfdruck entsprechende Musik spielt. «Das liebt er», erzählt die Schlagersängerin lächelnd. «Wenn ich mal zu früh drücke, beschwert er sich sofort mit: ‹Oh, Mami!› Oder ‹Oh, Mami, pfiiffe›. Das hat mein Mann einmal gesagt und Lio hat es sofort aufgeschnappt.» Der kleine Bub ist vif, bildet mit drei bis vier Worten eigene Sätze. «Das ist wirklich goldig», schwärmt die Mutter.
Der geschmückte Baum in der Stube läutet für Linda Fäh die Adventszeit und eine etwas ruhigere Zeit ein, wie sie sagt. «Die letzten drei Jahre kam ich weniger in den Genuss, weil berufsmässig viel los war.» So steckte sie vergangenes Jahr zu dieser Zeit durch ihre Teilnahme bei der TV-Gesangssendung «The Masked Singer» entweder im Taxi, im Flieger, unter der Reh-Maske oder auf der Showbühne in Köln (D). «Und daheim hiess es neue Lieder lernen oder Kisten auspacken.» Denn zur selben Zeit zog sie mit Ehemann Marco Dätwyler (41) und Lio ins erste Eigenheim. «Das war eine sehr intensive Zeit. Danach war ich ziemlich ausgelaugt.»
Vor zwei Jahren war die Adventszeit nur minim ruhiger, dafür sehr viel emotionaler. Am 8. Dezember 2022 erblickte Söhnchen Lio das Licht der Welt. «Als frischgebackene Mama war ich mit einem Neugeborenen natürlich in einem ganz anderen Film», erinnert sie sich.
Und vor drei Jahren stand die Ostschweizerin im Wiehnachtszauber in Lachen SZ auf der Bühne. «Dieses Jahr ist es glücklicherweise anders», sagt sie. Durch den Tod ihres Grossmamis (†100) vor ein paar Wochen sei sie nämlich emotionaler unterwegs und deswegen froh, dass sie nicht jeden dritten Abend für gute Stimmung auf der Bühne sorgen müsse, sondern Zeit habe, die Trauer zu verarbeiten.
«Mamä», wie Linda ihre Grossmutter nannte, war für sie und ihre Geschwister wie ein zweites Mami. Während den 21 Jahren, in denen die Miss Schweiz 2009 mit den Eltern in Benken SG direkt neben den Grosseltern wohnte, sah sie Mamä täglich. 37 Jahre lang haben sie Weihnachten stets miteinander gefeiert. «Selbst als sie im Altersheim war und im Rollstuhl sass, haben wir sie immer zu uns geholt.» Linda lacht laut und erzählt, wie sie jeweils einen kleinen Bus gemietet haben, um Mamä abzuholen, aber auch, um sie wieder zurückzubringen – meist spät abends. «Sie wollte immer als Letzte nach Hause.»
Dass diese Weihnachten bei Linda Fähs Eltern gefühlsintensiver als sonst sein werden, sei klar. «Aber wir werden auch lachen und sicher für Mamä singen.» Für sie, die bei «Stille Nacht» stets sieben Strophen kannte und immer ihr Schnäpschenlied zum Besten gab, wenn Lindas Mutter den alljährlichen zum Weihnachtsmotto passenden Schnaps auftischte. «I muess es Schnäpsli ha, isch das nöd fein – Nur no brannte Wein, Feuerwasser, nur no Schnaps!», singt Linda Fäh und lacht laut. «Dieses Lied wird mich ein Leben lang bei jedem Schnaps begleiten.»
Ihr Gesangstalent hat Linda Fäh denn auch von Mamä, sprich von Vaters Seite, vererbt bekommen. Und dieses will sie mit Sohn Lio weiterpflegen. Einerseits hat sie ihr Lied «Neue Liebe», das sie für ihren Sohn veröffentlichte, vor kurzem noch als Balladenversion herausgegeben, damit auch ihre Fans das Jahr ruhig ausklingen lassen können. Andererseits stehen mit ihm auch Weihnachtslieder an. «Dieses Jahr möchte ich Lio mein eigenes Lied ‹An Weihnachten kommen die Engel› näherbringen», sagt sie. «Ich bin jemand, der sehr viel mit Engeln und Schutzengeln verbindet. Und da mein Mami Lio ihren Engel nennt, kennt er diese.»
Linda Fäh nimmt einen kleinen Schutzengel in die Hand und hängt diesen an den Weihnachtsbaum. «Ich bin katholisch aufgewachsen. Meine Eltern sind mit uns früher an Ostern oder Weihnachten in die Kirche.» Heute geht sie selbst nicht mehr in Gotteshäuser. «Je älter ich wurde, desto eher fand ich meinen eigenen Weg zum Glauben, und zwar einen Weg mit Engeln. Ich glaube an Schutzengel, die mich begleiten und die über mich und meine Liebsten wachen.» Sie könne sich durchaus vorstellen, dass die höhere Macht die Gestalt eines Engels habe. Zudem sind Engel für die Sängerin Sinnbild für Glück und Gesundheit im Leben. «Auch wenn ich mich ehrlich gesagt noch nicht so intensiv mit dem Tod oder dem Leben danach auseinandergesetzt habe, glaube ich ganz fest daran, dass Mamä nun ein Schutzengel ist.»