Schwimmend ins Glück

Der Schweizer Paralympics-Held hat dieses Jahr seinen bisher grössten Triumph gefeiert. Nun blickt der kleinwüchsige Athlet nach vorn und strebt mehr Siege auf der grossen Sport­bühne an.

Von Sarina Bosshard

Er träumt schon von seinen nächsten paralympischen Spielen! Denn noch immer steigen Glücksgefühle in Leo McCrea (21) auf, wenn er an die vergangenen Paralympics in Paris denkt. Im September hat der kleinwüchsige Schwimmer über 100 Meter Brust die Goldmedaille für unser Land geholt. «Es fühlt sich auch jetzt, ein paar Monate später, noch immer wie ein Traum an», schwärmt der schweizerisch-britische Doppelbürger, der im Alter von sechs Jahren mit dem Schwimmen im Verein begonnen hat. Es sei ein surreales Gefühl und ein ganz besonderer Moment. «Die ganze Arbeit und der harte Einsatz haben sich ausbezahlt.»

Wegen seiner Achondroplasie – die häufigste Form des genetisch bedingten Kleinwuchses, bei der Arme und Beine stark verkürzt sind – kann er nicht auf den Beinschlag zurückgreifen und hat so praktisch keine Gleitphase. Seine Grösse bringe ihm aber nicht allzu viele Nachteile. «Ich habe grosses Glück mit dem, was mir in die Wiege gelegt wurde», betont er. Manche Menschen mit seiner Behinderung hätten starke Schmerzen im unteren Rücken­bereich und in den Beinen. «Das ist bei mir erfreulicherweise nur selten der Fall.»

Käse und Ski

Obwohl er in Grossbritannien aufgewachsen ist, tritt McCrea unter der Schweizer Flagge an. Sein Mami ist Schweizerin, stammt aus Lausanne VD. Seine Grossmutter lebt noch immer dort. Er selbst reist sechs bis sieben Mal im Jahr in die Schweiz. «Das hängt von den Trainingslagern ab, die ich vor den Wettkämpfen habe. Und ich besuche natürlich meine Familie in der Schweiz.» Wenn er jeweils in seiner zweiten Heimat sei, bleibe er für eine längere Zeit. Was er hier besonders schätzt: «Die Schweizer sind ziemlich entspannt und nehmen nicht alles so ernst.» Auch wenn McCrea von der englischen Kultur geprägt ist, hat er auch eine Schweizer Seite. «Ich liebe Käse und das Skifahren», erzählt der Englisch und Französisch sprechende Sportler. 

Traum von Trainerjob

Aktuell balanciert der Sportler zwischen seiner Schwimmkarriere und seinem Studium in Sportmanagement. Beides lasse sich aber gut unter einen Hut bringen – auch, weil seine Universität im englischen Poole sehr sportfokussiert sei. Unterstützung erhält er immer von seiner Familie. Vor allem nach der Corona-Pandemie hat diese eine grosse Rolle gespielt. «Nach dem Lockdown war es schwierig für mich, wieder ins Training einzusteigen, weil ich so lange frei gehabt hatte. Sie halfen mir, mich zu motivieren, und feuerten mich immer wieder an», so McCrea. 

Wie seine Zukunft dereinst nach seiner Schwimmkarriere aussehen soll? Darüber macht er sich aktuell noch keine Gedanken. Erst will McCrea sich auf die Para-Schwimm-WM nächsten Sommer in Singapur und die Paralympics in Los Angeles 2028 konzentrieren. Wie lange seine pro­fes­­­sionelle Schwimmlaufbahn andauere, wisse er nicht. «Aber ich hoffe, eines Tages Schwimmtrainer werden zu können.»