Herzhaftes Generationenspiel

Vom Festnetz zu Tiktok: Das Comedy-Duo S’Rindlisbachers enthüllt seine altersbedingten Unterschiede. Der Vater analysiert Influencer, während seine Tochter Social-Media-Tricks schätzt. Ein humorvoller Einblick in den Wandel der Zeiten.

Von Aurelia Robles

Das SMS, das die kleine Verspätung der GlücksPost ankündigen sollte, ist nicht angekommen. «In unserem Haus existieren mehrere Funklöcher», sagt René Rindlisbacher (61) daheim im Aargau. «Aber prinzipiell ­nehme ich auch Anrufe von unbe­kannten Nummern nie entgegen.» – «Wer ihn nicht erreichen kann, ruft mich an», sagt Tochter ­Laura (31). Und schon sind wir anhand der ­Telefonie mit dem Comedy-Duo S’Rindlis­bachers mitten im Generationen­gespräch.

Vor zwanzig Jahren nahm niemand den Telefonhörer schneller ab als Laura. «Das behauptete der Hausarzt», sagt sie lachend. «Mein Zimmer lag gleich neben dem Festnetzanschluss.» Doch das war einmal. Längst ist sie bei ihren Eltern René und Monika (62) ausgezogen. Ihr Kinderzimmer ist einer offenen Wohnstube gewichen, telefonieren tut sie seit Jahren mit dem Handy. «Wir haben auch noch Festnetz», sagt ihr Vater. «Durch das unterschiedliche Klingeln weiss ich sofort, ob es privat oder geschäftlich ist, das erspart Aufwand. Bei mir muss nicht mehr alles schneller und besser sein.» 

Im Umgang mit der Technologie machen sich zwei Generationen bemerkbar. Den Beginn des Internets durften Vater und Tochter gemeinsam erleben. «Das war ein Glück. Mit Neugierde und noch gefahrlos sind wir ins Thema reingekommen – aber die Kinder waren schneller bereit», sagt er. «Ich weiss noch, als bei mir der Fax aufkam und ich dachte: Wow! Heute geht alles viel rasanter. Irgendwann wird der Mensch abgehängt.» 

René Rindlisbacher ist ein Babyboomer und gehört zur Generation der Nachkriegszeit (1946 bis 1964). Laura wiederum ist Millennial, Generation Y (1981 bis 1996). «Ihre Genera­tion ist klar schneller im Denken, als wir es waren – mich natürlich ausgenommen», sagt der Komiker, der bereits mit den Duos Schmirinskis und Edelmais Erfolge feierte.

Die Generationenthematik greifen S’Rindlisbachers in ­ihrem neuen Programm «Zwei Herz und ei Seel» auf. «Laura erklärt mir den ­Boomer und dass nach uns der Pillenknick kam wegen der Verhütung.» – «Nach dir kamen die Wunschkinder auf die Welt!»

Ohne Fleiss, kein Preis

1963 geboren, wächst René Rindlisbacher im Kanton Zürich auf. «Meine Eltern haben mich ­machen lassen. Meine Mutter ermutigte mich, selbst herauszufinden, was ich machen will.» Er bekommt viel Vertrauen geschenkt – seine Mutter liess ihn trotz seines Herzfehlers auf den Fussballplatz – und Selbstverantwortung übertragen. Nach dem KV absolviert er eine Maurerstifti. «Mich interessierte nur Sport. Auf dem Bau konnte ich körperlich arbeiten. Ein Pluspunkt war, dass ich dabei auch noch braun wurde.»

Auf ähnliche Art wollten er und Monika, sie ist Lehrerin, die eigenen Kinder Laura und Nico (28) erziehen. Nico ist Journalist geworden, Laura arbeitet im Büro als Innendienstleiterin Disposition und wählte eben auch den Weg auf die Bühne. «Die Erziehung von Mama und Papa hat mir immer wieder bewusst gemacht, was es braucht, um Dinge zu erreichen. Ja, dass man dafür arbeiten muss.»

«Die heutige Generation hat viel zu viele Möglichkeiten», findet René Rindlisbacher. «Das ist Fluch und Segen zugleich.» Ist er im Zug unterwegs, vertreibt er sich die Zeit auch mit Social Media wie Tiktok, die besonders bei Jungen beliebt sind. «Heute kann man Influencer werden – oft ohne dass man etwas kann. Das finde ich grauenhaft.» Der frühere «Wer wird Millionär?»-Moderator hat sich auch hinterfragt, ob er neidisch sei, dass ­einige mit Nichts Geld verdienen und Erfolg haben. «Aber nein. Unter dem Strich finde ich es spannender, wenn man etwas kann. Ich habe durch meinen Weg so viel gelernt.» – «Also ich habe durch Tiktok auch schon Sachen gelernt», erwidert Laura und demonstriert in der Küche am Raclette-Öfeli den Putztrick, den sie in einem Video sah. Backpulver mit Essig löst jeden Schmutz und auch Kalk. Ein Haushaltstipp, den wohl bereits ihre Grossmutter kannte, der aber durch die sozialen Medien die Jüngeren wieder erreicht. 

Fleisch und Tüüföltaucher

Bisher hat im Hause Rindlis­bacher kein Handy geklingelt. «Aber ich telefoniere gern, mit Mami auch mal zwei Stunden. Mit meinem Freund und meinem Vater muss ich das nicht. Die sehe ich ja ständig!», meint Laura. «Also meine Generation hat früher viel mehr direkt am Tisch kommuniziert, man sah sich in die Augen», sagt René Rindlisbacher. Das habe bei den älteren Semestern aber auch abgenommen. In Sachen Kommunikation geht es ihm wie den Jüngeren. «Spontanität ist rar, Termine werden Monate im Voraus vereinbart. Und auch ich kommuniziere mit Sprachnachrichten.» 

Dennoch kommt bei beiden die Geselligkeit nicht zu kurz. «Ich durfte daheim viele Partys schmeissen und feiere auch meine Geburtstage immer gross. Wir laden gerne viele Leute ein, die sich teilweise nicht kennen», erzählt Laura. Und René ergänzt: «Wir feiern jeweils ‹Vorweinnacht›, an der es Wein gibt. Schon drei ­Päärli ­haben sich so gebildet.» Und beide haben einen Freundeskreis, der sich regelmässig trifft. René hat mit sieben ­Kollegen die Chatgruppe Fleisch. «Wir essen mindestens einmal im Monat zusammen Fleisch», begründet er, der sich daheim vegetarisch ernährt. Laura ist eine von zehn in der Gruppe Tüüföltaucher (der Name ist eine längere Geschichte). Jeden letzten Freitag im Monat treffen sie sich. «Ich habe dies eingeführt, aber nun öfter freitags Auftritte. An unserer Premiere waren acht dabei.» 

Ob bei Rindlisbachers irgendwann eine nächste Generation dazukommt, steht noch in den Sternen. «Wir würden gerne Grosseltern sein. Aber ich frage mich, ob man in der heutigen Zeit Kinder möchte», sagt er. «Die neue Generation wächst mit Falschmeldungen auf. Bei uns war das, was man im Fernsehen sah – Mondlandung hin oder her – ziemlich echt.» – «Ich wüsste jedenfalls, dass meine Kinder die besten Grosseltern hätten», findet seine Tochter.