Mit viel Gefühl in die Hitparade

Die in London lebende Sängerin ist mit neuer Musik zurück. Sie erzählt, was sie an der Schweiz vermisst, und spricht über ihre Haustiere und ihre blauen Haare.

Von Irene Lustenberger

Zerbrochene Welten, gebrochene Herzen, schwarze Tage – all das kennt Kings Elliot (30) nur zu gut. Die Sängerin, die mit richtigem Namen Anja Gmür heisst, leidet an einer Border­line-Persönlichkeitsstörung und macht dies in ihren Liedern zum Thema. Auf der vor kurzem veröffentlichten EP «I’m Not Always Sad, Sometimes I’m Angry» zeigt sie aber auch neue Facetten. «Ich lebe nicht nur in ständiger Melancholie, sondern befasse mich auch mit Emotionen wie Wut und Frustration», erklärt die Schwyzerin. So wagt sie sich bei «Sweet Nothing» – ihrem Lieblingssong auf der EP – lyrisch und klanglich in neue Gefilde. «Der Song gibt mir ein Gefühl von Kraft und Selbstbewusstsein. Ich konnte mich selbst neu ent­decken und offenbare eine Seite, die ich noch nie zuvor gezeigt habe.»

Vor der Veröffentlichung der EP nahm sich die Sängerin eine sechsmonatige Auszeit. «Musik kann zwar Therapie sein, dies genügte aber nicht. Über meine Probleme zu sprechen und zu singen, tat gut, doch damit es mir wirklich besser gehen und ich mein Leben wieder in den Griff ­bekommen konnte, musste ich an mir ­arbeiten. Deshalb ging ich zweimal pro Woche in eine Therapie. Und die hat mir wirklich geholfen.»

Sie lebt ihren Kindheitstraum

Vor neun Jahren ist die Halb-Britin – ihr ­Vater ist Schweizer, ihre Mutter Engländerin – nach London gezogen. Dass sie auswandern möchte, wusste Kings Elliot schon als Kind. «Ich habe immer gesagt, ich wolle Sängerin werden und nach New York oder London gehen.» Sie absolvierte eine KV-Lehre und konnte sich mit dem Ersparten ein Musikstudium in London finanzieren. «Nach dem Studium habe ich vier Jahre lang hart gearbeitet, teilweise hatte ich vier Jobs gleichzeitig.»

Und was vermisst sie in der britischen Hauptstadt? «Die verschneiten Berge und die sauberen Seen.» Umgekehrt gefällt ihr an ihrer neuen Heimat, «dass die Geschäfte bis spätabends und am Sonntag geöffnet haben und ich rund um die Uhr veganes Essen bestellen kann». Auffällig an der Musikerin sind ihre türkisblauen Haare. «Ich hatte schon fast alle Farben. Blau bedeutet eine gewisse Melancholie, was zu meinen Songs passt. Auf Englisch sagt man: ‹I’m feeling blue›, wenn man traurig ist. Gleichzeitig sind auch der Himmel und das Meer blau, deshalb symbolisiert die Farbe für mich Freiheit und Tiefe.»

In ihrer Freizeit kümmert sie sich um ihre vier Hasen und zwei Rennmäuse. «Ich lief in ein Tierheim und sah Loppy. Weil ich mich sofort in ihn verliebte, habe ich ihn mit­genommen», er­innert sie sich. Da Hasen nicht alleine gehalten werden dürfen, legte sie sich noch weitere zu – ­alles Tiere, die abgegeben worden sind. «Ich habe ­extra für sie ein Zimmer eingerichtet, wo sie frei herumlaufen können.» Ist die Sängerin unterwegs, kümmert sich ihr Freund oder eine Hasensitterin um ihre Lieblinge.

Im kommenden Jahr ist Kings Elliot bei «Sing meinen Song» zu sehen. Sie möchte ihr Debütalbum veröffent­lichen und auf Europa-Tournee gehen. Ausserdem träumt sie davon, ­einen Gnaden­hof für ­Tiere zu eröffnen. «Ich habe mir auch schon Orte ausserhalb von London angeschaut, wo man das machen könnte.» Vorerst möchte sie aber mit ihrer Musik durchstarten.