Bei den Kühen findet sie Frieden

Sie ist die strahlende Gewinnerin der «Landfrauenküche». Die Thurgauerin gibt einen Einblick in ihr vollgepacktes Leben zwischen eigenem Unternehmen, Bauernhof und Familienalltag.

Von Remo Bernet

Auch Tage nach dem grossen «Landfrauenküche»-Finale hat Irma Schatt (50) noch nicht realisiert, dass sie sich den Sieg gesichert hat. «Ich habe gehofft, es unter die ersten drei zu schaffen. Ich durfte sechsmal so gut essen – wirklich wie in einem 5-Sterne-Restaurant», erzählt die Thurgauer Bäuerin. Kurz nach dem Final sei sie sich wie im falschen Film vorgekommen. «Ich bin am Morgen danach aufgewacht und fragte mich: ‹Ist das wirklich passiert?›»

Der Sieg ist eine Familienleistung, denn in der Sendung greift ihr Tochter Sarah (15) in der Küche unter die Arme, den Service übernimmt Ehemann Urs (51). «Mir war es wichtig, dass sie mit anpacken und es ein Familienprojekt ist», betont Irma Schatt. Dass ihr Mann, mit dem sie den Bauernhof in Dussnang TG und gleichzeitig auch ein Tiefbauunternehmen führt, hilft, stand ohnehin nicht zur Diskussion: Er war es, der die leidenschaftliche Jodlerin für die «Landfrauenküche» angemeldet hat.

In der Berufsschule funkte es

Seit 33 Jahren sind die beiden ein Paar, lernten sich damals in der Landwirtschaftsschule kennen – und lieben. Nach Abschluss ging alles Schlag auf Schlag: «Wir haben mit 22 Jahren geheiratet, weil ich mit dem ersten Kind schwanger war. Wir hatten damals nichts.» Urs habe Tag und Nacht «gchrampfed». Er half bei Bauern aus und erledigte Lohnarbeiten, während sie neben der Familie die Büroarbeiten machte und als Reinigungskraft tätig war. Doch die tüchtige Art der beiden bringt Erfolg mit sich: Ihr Geld investieren sie immer wieder in neue Maschinen. «Wir haben schon damals stets zusammen­gehalten und uns so etwas aufgebaut.» Das Resultat: Heute führt das Paar ein Tief­bauunternehmen und eine Landmaschinenwerkstatt mit total 80 Mitarbeitern. «Das ist schon eine wahnsinnige Geschichte – und darauf bin ich wirklich stolz.»

Den eigenen Landwirtschaftsbetrieb mit 38 Kühen, ähnlich vielen Jungtieren und Muni Sämi hat das Paar erst seit vier Jahren. «Wir konnten damals beide den Hof unserer Eltern nicht übernehmen», /erklärt Irma Schatt. Der Traum vom ­eigenen Bauernhof begleitet sie ihr Leben lang. «Als ein Kollegenpaar aus gesundheitlichen Gründen frühpensioniert werden musste, war das unsere Chance. Wir sagten: ‹Jetzt oder nie›», erinnert sich die vierfache Mutter. Der Bauernhof liegt ­direkt in der Nachbarschaft vom Ort, wo ihr Mann aufgewachsen ist. «Ein absoluter Traum», sagt sie. 

Leidenschaftlich führt das Paar deshalb nicht nur das Tiefbauunternehmen, sondern auch den Hof gemeinsam. Im Hause Schatt wird Gleichstellung gelebt: Irma packt genauso an wie Ehemann Urs. Mit Vorurteilen habe sie deswegen nicht zu kämpfen. «Schon in der Berufsschule war das kein Thema», erzählt sie.

Bis heute ist Irma Schatt eine Chrampferin: Schon morgens um 5 Uhr steht sie im Stall, arbeitet später im Büro, bevor es wieder auf den Hof geht. Nebenbei schmeisst sie auch noch den Haushalt und verwöhnt die Familie kulinarisch. Woher die Thurgauerin die Energie nimmt? «Wenn ich frühmorgens mit den Tieren im Stall stehe, habe ich total meinen Frieden.» Abschalten könne sie aber auch beim Kinderjodelchor, den sie seit 17 Jahren leitet, und der Leidenschaft für den Schwingsport. Es gibt kaum einen Wettkampf, den sie da nicht besucht. «Aber wenn es dann doch alle paar Monate einen freien Sonntag gibt, kann ich dann auch einfach mal nichts machen und das geniessen.»

Sie bewirtet auch Gäste

Für Gruppen zu kochen, darin ist Irma Schatt nicht erst seit der «Landfrauen­küche» geübt. Gerne öffnet sie ihr «Schatt-Stübli» für Gäste, die sie mit viel Herzblut bewirtet. «Das macht immer grosse Freude», sagt sie. Das Konzept: Die Gäste bekommen das Fleisch vom eigenen Hof auf einem heissen Stein serviert. «Wir spüren nach der Einzelsendung mit mir schon, dass das Interesse gestiegen ist. ­Dabei wussten die Leute noch gar nicht richtig, wie gut ich tatsächlich kochen kann.» Mit dem grossen Interesse hat die Landfrau nicht gerechnet. «Deshalb werden wir wohl bald Fleisch aus der Region anbieten müssen, weil wir nicht genügend Tiere haben.»

Wer es schafft, einen der begehrten Plätze in ihrem Stübli zu ergattern, erkennt wie schon bei «Landfrauenküche», wie gut die Familie Schatt harmoniert. «Die Schwiegertochter ist immer mit ­dabei, unsere Töchter packen mit an. Urs kümmert sich um die heissen Steine, und ein Schwiegersohn legt dann das Fleisch drauf.» 

Ins Schwärmen kommt Irma Schatt, wenn sie von ihren «Landfrauenküche»-Konkurrentinnen spricht: «Wir hatten es mega gut miteinander», sagt sie. Deshalb sei es eine «riesengrosse Ehre», dass sie sich den Sieg holen konnte. «Denn alle hätten es verdient gehabt, die Sendung zu gewinnen.»