«Papi war mein bester Freund»

Der Vater des Sankt Galler Musikers starb vor zweieinhalb Jahren. Dessen Tod verarbeitet er in einem emotionalen Song.

Von Irene Lustenberger

Ob als Sänger, Musicaldarsteller oder Komponist – Patric Scott (38) hat schon viel erreicht. Vor ­kurzem veröffentlichte er sein sieb­tes ­Album «Till It Happens to You». «Es handelt davon, dass man Freunden Ratschläge gibt, wie sie in bestimmten Situationen handeln sollen, und dann, wenn es einem selbst passiert, merkt, dass es gar nicht so einfach ist», erklärt der Sänger aus Gams SG. Auf seinem neuen Album versprüht er viel ­Lebensfreude und übt sich augenzwinkernd in Selbstironie. Aber er räumt auch den ne­gativen Seiten des Lebens Platz ein und verarbeitet im Song «No Goodbye» den Tod seines Vaters. Peter Kaiser (†74) starb im März 2022 an einem Herzstillstand. Er litt an einer Nieren­erkrankung und war Dialysepatient. «Rund drei Monate nach seinem Tod ging ich zum ersten Mal wieder ins Tonstudio. Plötzlich hatte ich Zeilen für einen Refrain im Kopf und begann, diese niederzuschreiben», erinnert sich Patric Scott. Der Song habe ihm geholfen, seine Gefühle zu verarbeiten. «Ich war alleine im Studio und habe geweint. Andere gehen zum Psychologen, ich packe meine Gefühle in Songs. Musik ist meine Therapie.» 

Enge Beziehung

Am Schluss des emotionalen Videos zum Song schreibt Scott in Englisch: «Mein Vater gab mir das grösste Geschenk, das man jemandem geben kann. Er hat immer an mich geglaubt.» Denn Patric war erst 15, als er nach Hamburg ging, um sich zum Musical­darsteller ausbilden zu lassen. Peter ­Kaiser und seine Frau Cécile waren immer für ihren Sohn da. «Sie unterstützten mich von Beginn an, damit ich meinen Traum leben konnte.» 

Bis 2018 lebte der Musiker im Ausland. Als es seinem Vater schlechter ging, kündigte er seine Wohnung in Berlin (D) und kehrte nach Gams zurück. «Ich war so oft bei meinen ­Eltern, wie ich konnte.» Rück­blickend sei Corona ein Segen für ihn und seine Familie ­gewesen. «So konnten wir viel Zeit mit­einander verbringen.»

Nachdem es seinem Vater gesundheitlich wieder besser ging, kam der Tod im Frühling 2022 uner­wartet. «Vater ist nach dem Morgenkaffee friedlich zu ­Hause in seinem Sessel eingeschlafen», erzählt Patric Scott traurig. «Ich dachte immer, dass man sich auf den Tod vorbereiten kann, wenn jemand krank ist, aber das kann man nicht.» Auch heute noch gebe es Situationen, in denen er aus dem Nichts weinen müsse. «Die Beziehung zu Papi war sehr eng. Er war mein bester Freund.» Anders als er selbst sei sein Vater ein eher ruhiger Mensch gewesen. «Er hat nicht viel ge­redet. Und wenn, dann kam meistens etwas Lustiges oder Sarkastisches.» Je älter er werde, umso mehr ähnle er seinem Vater. «In gewissen Situationen sage ich nicht mehr sofort, was ich denke. Und die Sturheit habe ich definitiv auch von Papa ­geerbt.»

Mehr Zeit für die Familie

Der Tod seines Vaters brachte Patric Scott dazu, seine Prioritäten neu zu ordnen. «Früher stand die Musik über allem und ich habe oft Geburtstage und Familienfeste verpasst», sagt er. Auch seine Freunde und sein Gotti­meitli Seraina (14) mussten oft auf ihn verzichten. «Heute ist meine ­Familie für mich das Wich­tigste, und ich will mehr für sie da sein.»

Seinem Beruf und seiner Passion geht er aber natürlich weiterhin nach. Soeben hat er den ersten Teil seiner «Till It Happens to You»-Tour beendet, der zweite Teil folgt dann im kommenden Jahr. Und vom 19. November bis 23. Dezember steht er auf der Bühne des Wiehnachts-Zaubers in Lachen SZ.