«Die Unterschiede machen unsere Stärke aus»

Die Stubete Gäng stürmt mit ihrem urbanen Ländler die ­Hitparaden. Wie sich die Beziehung der beiden Brüder mit dem Erfolg verändert hat und wie sie als Kinder waren, erzählen die beiden Zuger im Gespräch.

Von Irene Lustenberger

Auf dem weitläufigen Areal des Klosters Frauenthal in Hagendorn ZG kommen bei den Brüdern Aurel (39) und Moritz (37) Hassler von der ­Stubete Gäng Erinnerungen auf. «Wir sind nicht weit von hier entfernt aufgewachsen und waren als Kind oft hier oben, sei es mit der Schule oder mit der Familie», erklärt Moritz, der noch heute öfter hier ist, um zu spazieren oder aufzutanken. Bruder ­Aurel ging eine Zeitlang sogar jeden Morgen in die Klosterkirche singen. «Es gab eine Phase in meinem Leben, in der ich eine Pause einlegte, um herauszufinden, wohin mein Weg führt», sagt er. «Damals begann ich, mich mit Gesang zu befassen.» Das war noch vor der Gründung der ­Stubete Gäng.

Auch Aurel geht heute noch gerne mit seiner Familie auf dem ­idyllischen Areal spazieren. «Der Hof, der zum Kloster gehört, hat über 200 Stück Vieh und ist wohl ­einer der grössten der Zentralschweiz.» Einen Muni wie zu ihrer Kindheit gibt es auf dem Hof zwar nicht mehr, dieser findet sich aber auf dem Cover ihres neuen ­Albums «Easy Muni», das am 11. Oktober erscheint. «Es hat ganz viel Liebe drin und drauf», sagt Moritz. Aurel ergänzt: «Es ist ein sehr vielseitiges Album, das unsere drei früheren ­Alben aufgreift und zusammenführt und auf dem wir unseren eigenen Musikstil zelebrieren.»

Eingeschworene Familienband

Seit fünf Jahren stürmt die Familienband – nebst Aurel und Moritz Hassler sind auch Vater Hans (79) und Onkel ­Claudio (77) mit dabei – mit ihrer Mischung aus moderner und traditioneller Musik die Schweizer Hitparaden. Mittlerweile durfte die Stubete Gäng nicht nur mehrere Preise und Auszeichnungen entgegennehmen, sondern ist auch die meistgebuchte Band der Schweiz. Ihre Brüderbeziehung – sie haben noch drei ältere Schwestern – hat sich mit dem Erfolg intensiviert. «Wir haben schon als Kind vieles gemeinsam gemacht, zum Beispiel Rollhockey und Fussball gespielt oder Hütten gebaut. Später kam dann die Musik dazu, und wir haben auch zusammen studiert und in einer WG gewohnt», erzählt Aurel. «Aber dass wir ­etwas, das wir lieben, so intensiv machen dürfen, ist ein Geschenk. Wir hatten noch nie eine so intensive Beziehung wie jetzt.» Moritz, der wie sein älterer Bruder aus­gebildeter Primarlehrer ist, fügt an: «Jede Beziehung verändert sich mit dem Älter­werden, unsere ist an Liebe gewachsen.» 

Auch wenn Aurel der Frontsänger ist, hält er fest, dass sie auch als Mitglieder der Band auf Augenhöhe seien. Als Kinder beim Spielen habe jeder gewinnen wollen, heute jedoch würden sie sich nicht mehr aneinander messen, sondern miteinander arbeiten. «Aber ich merke schon, dass Moritz mir in einigen Bereichen weit voraus ist. Sein Wortwitz ist praktisch unschlagbar», sagt Aurel. «Und Moritz war auch immer der Mutigere und Kommunikativere von uns beiden. So kam es, dass ich bei Gewitter immer bei ihm geschlafen habe, weil ich Angst hatte.» Lachend hält sein Bruder fest: «Den von dir versprochenen Ferrari habe ich aber bis heute nicht bekommen.»

«Unsere Unterschiede machen unsere Stärke aus», erklärt Moritz. «An Aurel bewundere ich seine Tiefe und Empathie. Durch seine eher quirlige Art würde man ihm das auf den ersten Blick wohl nicht attestieren. Und er ist immer da, wenn man Hilfe braucht. In Bezug auf die Stubete Gäng geht er bedingungslos und kompromisslos voran und investiert viel Zeit und Herzblut.» Auch Aurel ist voller Bewunderung für seinen jüngeren Bruder: «Moritz ist sehr feinfühlig und schafft es, mir auf der Bühne meinen Platz zu lassen, aber trotzdem sofort da zu sein, wenn ich ihn brauche. Er behält die Weitsicht und lässt sich von meiner Art nicht überfahren.»

Weil sie wegen der vielen Auftritte oft miteinander unterwegs sind, sehen die Brüder sich in ihrer Freizeit seltener. Beide verbringen gerne Zeit mit ihrer Familie. Aurel ist verheiratet und Vater von Adeo (5) und Menoa (3), Moritz hat mit seiner Partnerin einen sechsmonatigen Sohn.

Erste eigene Tour 

Mitte November startet die Stubete Gäng ihre erste eigene Tour, die Samichlaustour. Fünf Jahre haben sie darauf hingearbeitet. «Wir möchten Stimmung verbreiten und mit unserem Publikum zusammen Spass haben», sagt Moritz. Weit über 100 Konzerte gibt die Band pro Jahr. «Aber wir werden auch nicht jünger, und uns ist bewusst, dass Papi und Onkel Claudio das irgendwann nicht mehr mitmachen.» So wünschen sich die Brüder für die Zukunft Gesundheit und dass sie weiterhin mit der Familie und ­ihren Fans Feste feiern dürfen.