Ihre Beziehung ist ein Geschenk

Neue Musik, neue Liebe, neues Leben: Beim Aargauer Sänger ist in den letzten Jahren viel passiert, was ihn verletz­licher gemacht, aber auch näher zu seiner Familie gebracht hat.

Von Aurelia Robles

Einen Basketball hat Jan Seven Dettwyler (45) immer dabei. Auf dem Sportplatz seiner Primarschule in Wohlen AG werden beim Körbewerfen viele Erinnerungen wach. Gleich nebenan, am Schulweg 1, ist der Sänger aufgewachsen. «Ich war deshalb ein bisschen der Platzhirsch», erzählt er. «Bis elf hatte ich eine wunderbare Schulzeit.» Die Oberstufe sei schwieriger gewesen für ihn, weshalb er an ein Gymnasium in Luzern wechselte. «Diese drei Jahre, mitten in der Pubertät, waren nicht so einfach. Ich verlor den ganzen Kontakt zum Dorf, zu meinen alten Kollegen. Aber durch die Musik und meinen sieben Jahre älteren Bruder Micha hatte ich immer ein Rudel um mich.» 

Seinem Heimatkanton Aargau hat Jan Seven Dettwyler nun eine Art Liebeserklärung auf Mundart gemacht. Der Musiker durfte die Schweizer Version des Kult-Comics «Asterix der Gallier» verfassen. Gemeinsam mit Mutter Ruth (78), die ihm bei den Mundartausdrücken half, hat er den Band «Asterix der Aargallier» realisiert, der im Oktober erscheint. «Asterix lebt darin in Wohlenum, aus den Römern wurden Zürcher, aus Obelix ein Berner», erzählt der Singer-Songwriter. «Ich durfte mit allen Klischees um mich werfen.» Auch seinem Mami hat die Zusammenarbeit mit ihrem Jüngsten daheim am Küchentisch gefallen. «Einander zuhören, gemeinsam dem Klang der Mundart nachspüren, um so die korrekte Schreibweise zu finden, das war eine wunderbare Zeit», sagt sie. «Wir sind uns sehr nahe, ein grosses Geschenk.»

Besonders in den vergangenen Jahren hat sich ihre Beziehung noch einmal vertieft – und dies wegen einer schwierigen Zeit in seinem Leben. «Ich bin ein Teamplayer und schaue normalerweise stets, dass es allen anderen gut geht», sagt Jan Seven Dettwyler. «Hinzustehen und zu sagen, dass es mir selbst nicht gut geht, fällt mir schwer, und habe ich als Perfektionist all die Jahre immer vermieden. Aber nun brauchte ich die Menschen und musste um Hilfe bitten.» Denn nach 17 Ehejahren und zwei gemeinsamen Söhnen (14, 7) trennten er und Ehefrau Zahra Abdalla (40) sich vor eineinhalb Jahren, die Fa­milie darüber zu informieren war unausweichlich. «Vor Schwäche hatte ich stets Angst», sagt er. «Doch heute weiss ich, wie viel intensiver und positiver eine Beziehung wird, wenn man auch mal zusammen durchs Tal geht.»

Sein persönlicher «Umbruch mit vielen Baustellen», wie Jan Seven Dettwyler die Zeit bezeichnet, begann bereits 2016. Damals sitzt er in Südafrika auf dem Sofa der deutschen Ausgabe von «Sing meinen Song – Das Tauschkonzert». «Bei den Gesprächen war Jan gefragt, nicht der Musiker Seven. Ich war plötzlich keine Kunstfigur mehr.» Dabei hatte er diese mit 21 Jahren erschaffen, damit er als Privatperson keine Rolle spielt, nur seine Musik. «Das war natürlich viel Selbstschutz», weiss er heute.

Die Show sorgt dafür, dass der Aargauer vermehrt auch in Deutschland gefragt ist. Er spielt noch mehr Konzerte, er spürt, dass er sich auch auf Deutsch, nicht nur auf Englisch versuchen will. Vor drei Jahren ist er mit seiner Frau und den kleinen Kindern nach Berlin gezogen. «All das zusammen war eine extreme wilde, aufwendige und anstrengende Zeit. Ich war ausgebrannt, hatte Phasen, in denen ich wirklich anstand.»  

«Schwarz auf grün» heisst nun sein neues Album. Es ist sein zweites auf Deutsch, aber das erste unter seinem vollen Namen Jan Seven Dettwyler. «Es ist ein Album, das sehr zu mir geführt hat, viel Selbsttherapie enthält, aber auch Hoffnung.» Denn aus all den Baustellen der vergangenen Jahre ist eine neue Welt entstanden. Mit der Mutter seiner Kinder hat er heute eine freundschaftliche und kinderorientierte Lösung gefunden, lebt in Berlin in Gehdistanz. «Wir haben zwei Superbuben und teilen uns die Betreuung. An meinen fixen Tagen mache ich Homeoffice. Die Jungs und ich lieben es, gemeinsam zu kochen.» An den anderen Tagen fliegt er aus, denn neben Berlin hat er noch eine Wohnung in Dietikon ZH nahe seiner Eltern und ist aktuell auf Tour. Zudem hat eine neue Liebe zu ihm gefunden. «Es ist schön, zu wissen, dass sich verlieben noch möglich ist.» Nachdem sein Leben auf den Kopf gestellt wurde, fühle er sich heute stärker. «Ich habe heute sozusagen eine neue Fähigkeit: meine Schwächen zeigen.»