«Mein Herz ist mein Daheim»

Die Jodlerin aus dem Diemtigtal präsentiert ein neues Album mit handgemachter Volks­musik. Dabei wäre sie ursprünglich lieber Balletttänzerin geworden.

Von Irene Lustenberger

Sie serviert keinen Whisky on the Rocks, sondern «Volksmusig on the Rocks»: Barbara Klossner alias Miss Helvetia. Auf ihrem neuen Album prä­sentiert die 43-jährige Bernerin handgemachte Volksmusik. «Einem Whisky on the Rocks gibt man Eis bei, auch ich gebe meiner Musik etwas Zusätz­liches bei», erklärt sie den Titel. So hört man auf dem Album nicht nur Jodel, sondern auch Volkslieder wie «Gilberte de Courgenay». In «I läbe i mir» beschreibt sie, wo sie sich daheim fühlt. «Für viele Leute bedeutet das Daheim die Berge, das Meer oder die Landschaft. Für mich ist mein Zuhause dort, wo mein Herz ist. Egal, wo auf der Welt ich mich gerade ­befinde, mein Herz ist mein Daheim.» Lachend fügt sie an: «Aber am schönsten ist es nach wie vor im Diemtigtal, nur schon wegen Schwingerkönig Kilian Wenger.»

Das Jodel-Gen wurde ihr vererbt

Zwei Lieder auf dem Album hat Miss ­Helvetia Familienmitgliedern gewidmet. «Dubach Güschtu» hat sie für ihren Grossvater geschrieben, von dem sie das Jodel- und Unterhaltungsgen geerbt hat. «Er war ein Original, ein Volksmusiker, der lieber bei den Gästen in seinem Restaurant war als in der Küche», erzählt sie. «Das Restaurant war jeweils proppenvoll, weil er ein ­guter Unterhalter war und weil es dort die besten Käseschnitten gab.» Ihr Grossvater sei oft zusammen mit seinen Töchtern – Miss Helvetias Mutter und ­Tante – aufgetreten. «Und ich bin da hineingewachsen.»

Weil ihre Tante früh gestorben ist, trat Miss Helvetia fortan als Duett­partnerin ­ihrer Mutter auf. «Ich war 15-jährig, als ich mit ihr das erste Mal an einem ­Jodelfest teilnahm», erinnert sie sich. «Sie war jeweils nervöser als ich.» Die Tochter startete ­später eine Solokarriere. Als Hommage an ihre inzwischen verstorbene Mutter ­Kathrin singt sie auf dem neuen Album das Jodellied «Wenn die wilde Chirschböim blüje» von Jakob Ummel, das die beiden oft im ­Duett vorgeführt haben. «Das schönste Kompliment erhielt ich von meinem Bruder, der sagte, dass es so töne, als ob unsere Mutter mitsingt. Das Stück verbindet uns bis in die Ewigkeit.»

Gute Bühnenpräsenz

In den letzten Jahren ist Miss Helvetia auch oft im Ausland aufgetreten – unter anderem an der Oper in Marseille (F). Dies, obwohl sie als Kind nicht professionelle Jodlerin werden wollte, sondern Balletttänzerin. «Als ich acht war, hatte ich mit dem Ballettensemble einen Auftritt in Thun. Da sah ich den Künstlereingang und spürte ­irgendwie, dass ich da hingehöre.» Die Ballettlehrerin habe ihr dann aber gesagt, dass sie zwar ­Eleganz und eine gute Bühnenpräsenz besitze, aber fürs Ballett nicht den richtigen Körper. Deshalb absolvierte sie eine KV-Lehre und tanzt Ballett heute nur noch als Hobby. «Wenn man wie ich von der Musik leben will, muss man körperlich und stimmlich an sich arbeiten», erklärt sie. «Viele unterschätzen das.» Und deshalb treibt sie wöchentlich rund zehn Stunden Sport. «Ich esse halt auch gerne Schoggi», sagt sie lachend. Für die Zukunft wünscht sie sich «Gesundheit für Körper, Geist und Seele und dass ich weiterhin die Leute mit meiner Stimme erfreuen darf». Als Nächstes macht sie das auf ihrer Tour, die am 25. Oktober in Spiez BE startet.