Alles im grünen Bereich

Ob Arthritis oder Diabetes Typ 2: Hinter Volkskrankheiten verbergen sich oft chronische Entzündungen. Die richtige Ernährung kann mithelfen, diese in Schach zu halten.

Unter Entzündung stellen wir uns vor, dass sich Haut­partien röten, der Hals anschwillt, das Wasserlassen brennt oder sich Eiter bildet. Das sind die akuten Entzündungen, die wir sehen und wahrnehmen können. Um diese zu stoppen, bietet die moderne Medizin zahlreiche wirksame Therapien.

Daneben gibt es aber auch verborgene Brandherde. «Die Entwicklung einer schlummernden, chronischen Entzündung ist kaum merkbar», erklärt Martin Kreutzer. Darunter versteht der bekannte dänische Ernährungsexperte «heimliche» Entzündungen, die aus dem Ruder laufen, chronisch werden und im Laufe der Zeit beispiels­weise zu Diabetes Typ 2, Herzkranz­gefässverengung, Alzheimer, Magen-Darm-Problemen oder Gicht­erkrankungen führen. «Untersuchungen deuten darauf hin, dass vielen dieser Erkrankungen eine Entzündung zugrunde liegt oder sie eine solche mit sich führen», so Kreutzer. Mögliche Symptome, die auf eine stille Entzündung hindeuten, sind etwa Hautirritationen, unerklärliche Müdigkeit, mangelhaftes Regenieren nach dem Sport, überhöhte Cholesterinwerte oder wiederkehrende Verdauungsprobleme.

Zusammen mit Anne Larsen, Dozentin und Autorin zahlreicher Kochbücher, hat Martin Kreutzer die sogenannte «Anti-Entzündungs-Diät» (Riva Verlag) entwickelt. Ziel ist: mehr entzündungshemmende Lebensmittel auf den Teller zu bringen und weniger entzündungsfördernde Nahrungsmittel zu essen (siehe Box). Kreutzer betont aber gleichzeitig: «Es gibt kein Allheilmittel in der Anti-Entzündungs-Diät». Das heisst: Sein Ansatz beruht auf Nahrungsmitteln, die grundsätzlich supergesund sind und speziell entzündungshemmend wirken. Das bedeutet aber nicht, dass diese Superfoods von jedem Menschen gleich gut vertragen werden. Ein Beispiel: Wer an einer Glutenunverträglichkeit leidet, muss bei Vollkornprodukten genauer hinschauen, ob sie Gluten enthalten oder nicht. Wer auf Walnüsse allergisch reagiert (etwa mit Aphthen), versucht es mit anderen Nüssen oder verzichtet gar ganz darauf, auch wenn sie als sehr gesund gelten.

Was wirkt entzündungs­hemmend?

Wirkstoffe im Essen, die unseren Organismus unterstützen, sich gegen Inflammationen zu wehren, sind insbesondere

Omega-3-Fettsäuren, zum Beispiel in fettem Fisch oder frischem Leinöl

MUFA (Abkürzung für «monounsaturated fatty acids»; zu Deutsch: einfach ungesättige Fettsäuren), etwa in Olivenöl, Rapsöl, Mandeln, Avocados

Antioxidantien (Pflanzenwirkstoffe, die vor oxidativem Stress schützen), naturgemäss vorhanden in Ingwer, (Bio-)Beeren aller Art, Knoblauch, Grünkohl und ­vielen weiteren Gemüsen und Früchten

Ballaststoffe, die den Darm in Schwung halten, sei es in Vollkornprodukten, in Hülsenfrüchten, Gemüse oder Obst

Präbiotika und Probiotika: Sie fördern eine gesunde Bakterien­flora im Darm. Empfehlenswert sind Sauermilchprodukte oder fermentiertes Gemüse.

Was fördert Entzündungen?

Nebst «Zuckerbomben» gelten auch Pestizide und Alkohol als Gesundheitsstörer. «Untersuchungen zeigen, dass neben Pestiziden auch gewisse Zusatzstoffe in Lebensmitteln Entzündungen im Körper hervorrufen», erklärt Kreutzer. In welchem Mass dies passiert, hängt davon ab, wie fit das Immunsystem und die Darmflora sind, um Gifte abzuwehren.

Aber auch davon, wie oft industrieller Fastfood (vegetarisch oder vegan), rotes Fleisch, Würste und Aufschnitt, Fertigsaucen, Röstzwiebeln oder Backwaren sowie Frittiertes mit viel Transfettsäuren oder Omega-6-Säuren (in Distelöl oder Margarine) auf dem Teller landen. Sie können versteckte Entzündungen fördern. Wer sich einmal pro Monat ausnahmsweise einen Burger in einer Fastfoodkette gönnt oder eine Fertigpizza in den Ofen schiebt, braucht sich keine Sorgen zu machen, wenn die restliche Zeit antientzündlich gegessen wird.