«Ich lasse es auch mal ‹tschäddere›»

Die «Meteo»-Moderatorin ist zackig unterwegs – ob in ihrer Heimatstadt oder sprachlich. Im schnellen Interview ­erzählt sie, welches Wetter es ihr angetan hat – auch im negativen Sinne.

Von Aurelia Robles

Sandra Boner (49) erkennen wohl die meisten SRF-Zuschauer. Sie wiederum kennt gefühlt fast jeden in Solothurn, wo die SRF-«Meteo»-Moderatorin mit ihrer Familie seit Jahren wohnt. Von hier aus pendelt sie nach Zürich oder, wie jetzt, während des Sommers, auch ein paar Mal an den Austragungsort des «Donnschtig-Jass», um das Wetter zu präsentieren.  

GlücksPost: Wann haben Sie das letzte Mal richtig gelacht?

Sandra Boner: Vor kurzem war ich mit meinen beiden Gottenkindern, Luca und Sarah, die inzwischen beide deutlich über 20 Jahre alt sind, abendessen. Da gab es die eine oder andere lustige Anekdote.

Und das letzte Mal geweint?

Auch daran kann ich mich erinnern. Ich bin in der Badi in eine Glasscheibe gelaufen. Das hat mir die Nase eingedrückt und richtig wehgetan, sodass mir die Tränen kamen und ich wiederum lachen musste. 

Was vergessen Sie am häufigsten?

Schlüssel, Handy, Täschchen – etwa in dieser Reihenfolge.

Ihre Stärke?

Ich kann kreativ und schnell umdenken.

Ihre Schwäche?

Davon habe ich viele. Ich bin unordentlich, mag Steuererklärungen und allgemein Buchhaltung nicht sehr gerne.

Das Schwierige an der Kindererziehung?

Fehler vorleben zu können. Jeder Tag ist eine Herausforderung, aber eine schöne.

Was haben Sie von Ihrer Mutter?

Wir sind beide sehr sozial. Ich gehe wie sie auf die Leute zu und habe Menschen gern.

Was lernen Sie von Ihren Kindern?

Nelson erklärt mir gewisse Instagram-Funktionen und ist extrem sprachbegabt, gibt mir Tipps in Deutsch und Französisch. Und Miles ist zurückhaltend, bedacht und kann gut für sich alleine sein. Das kann ich deutlich von ihm lernen.

Ihr perfektes Wetter?

Sommerwetter bei über 20 Grad. 

Warum passt der Sommer zu Ihnen?

Ich bin ein wahnsinniger «Gfrörli» und habe schnell kalt. Ich habe das RaynaudSyndrom und Probleme mit meinem ­Körper in der Kälte. Manchmal beim ­Moderieren sieht man dies auch. Der Körper zieht das Blut zurück, um die inneren Organe zu schützen. Dann bekomme ich weisse Hände und kalte Füsse. Bei 15 Grad und Regen ist es am schlimmsten, 8 Grad und Trockenheit machen mir nichts aus. 

Ihr Tick?

Ich mag extrem gerne Overalls, also Einteiler.

Ein leidiges Thema für Sie?

Dass man heutzutage immer noch über Frauenrechte sprechen muss. Über Äusserlichkeiten, über das Anderssein wollen und können. Die Nichtakzeptanz von ­Dingen, die nicht 08/15 sind, ist schade.

Ist Ihre Haarfarbe noch immer Thema?

Ja. 2002 fing ich als «Meteo»-Moderatorin an und dachte: «Okay, das wird sich ändern mit der Zeit.» Hat es sich aber nicht.

Ihre liebste Haarfarbe?

Etwas Natürliches (lacht laut). Mir hat Blond sehr gut gefallen, aber auch das ­aktuelle Berry Red finde ich gut. Meine ­natürliche Haarfarbe wäre Aschblond.

Was ist ein erfreuliches Thema?

Dass trotzdem viel gegangen ist, dass ich als Frau arbeiten kann und dass dies normal ist. Und dass ich auch so verdiene wie andere. Ja, für diese Gerechtigkeit musste die Generation vor mir, aber auch ich, noch kämpfen. 

Ihr liebstes Spiel?

Jassen, meistens ein Schieber mit französischen Karten. Aber mein Partner und ich jassen nur gegeneinander. Vor 18 Jahren hatten wir auf der Aarebrücke so Streit, dass wir dies beschlossen haben und uns bis heute ­daran halten. Matthieu jasst sehr unkonventionell und hat das Gefühl, dass ich nicht jassen kann. Ich jasse frei von der ­Leber, nach Gefühl. 

Was kann Ihr Freund besser als Sie?

Sehr viel. Er kann viele Dinge schnell und kreativ lösen.

So wie Sie auch. 

Wir könnten aber nie zusammen in einem beruflichen Prozess arbeiten. Da bin ich strukturierter. 

Was können Sie besser als Ihr Partner?

Organisieren. Die ganze familiäre Organisation liegt bei mir. Er hat auch erst seit kurzem ein Handy. 

Was lernen Sie wohl nicht mehr?

Sprachen, leider. Ich möchte fliessend Französisch sprechen. Und ich kann nicht so gut Englisch. Ich merke nun, dass es wirklich schwieriger wird mit Lernen. 

Was nervt Sie an sich?

Ich feiere sehr gerne und lasse es auch mal «tschäddere». Oft lade ich dann alle gleich für den nächsten Tag zu uns nach Hause ein. Auf meinem Grabstein könnte stehen: «Macht die besten Apéros». Es ist manchmal etwas zu viel.

Wovor haben Sie Angst?

Ich habe keine Ängste, ausser, dass meinen Kindern etwas passieren könnte.

Ihr grösster Segen?

Meine Lebensfreude.

Ein unerwartetes Hobby von Ihnen?

Fischen. Matthieu und ich haben vor etwa fünf Jahren gemeinsam fischen gelernt und das Sana-Brevet gemacht. Ein Geburtstags­geschenk von mir an ihn. Aber ich habe sehr Respekt vor dem Tier und habe noch nicht viele Fische getötet.

Sie als Tier?

Das ist jetzt lustig. Ich sehe meine Familie immer als Tiere. Der eine Sohn ist ganz klar ein grosser, ruhiger Bernhardiner-Hund, der andere etwas Schnelles, Agiles. Meinen Mann sehe ich auch als ein grosses, ruhiges Tier, und ich bin so ein mühsames, kleines Gumpi-Hündli. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass ich im früheren Leben eine Möwe war. 

Weshalb?

Einerseits habe ich das Meer so gern, andererseits gibt es mir ein irrsinniges Wow-Gefühl, wenn ich die zwei, drei Möwen hier in Solothurn höre. Und ich habe auch noch eine enge Beziehung zu Seerobben. Ich werde richtig schwach bei ihnen. Letztens waren wir in einer Seerobben-Station. Ich habe so gerne Tiere, aber meine Kinder wollen leider keine. (Lacht).

Konflikte mit der Polizei?

(Lacht). Nein. Im Gegenteil: Ich bin froh, dass die Polizei existiert, etwa weil wir in der Vorstadt leben und sich hier oft Nachtgänger besammeln und auch öfter was herumliegt.  

Ihr Sehnsuchtsort?

Irgendwo am Meer, ich habe wahnsinnig gerne Wasser.