Stress
Erfolg ohne Grenzen
Seit 20 Jahren gehört der Lausanner zu den erfolgreichsten Musikern der Schweiz. Dennoch fürchtet er sich davor, dass seine Lieder mal nicht mehr gefragt sein könnten.
Von Aurelia Robles
Er ist der Schweizer Musiker, der sein privates Leben am ehrlichsten in seine Musik packt und eigene Probleme oft öffentlich diskutiert: Rapper Stress (46). Der Lausanner hat vor genau zwanzig Jahren den Röstigraben überwunden – und veröffentlicht nun das erste frankophone «MTV Unplugged»-Album der Geschichte.
GlücksPost: In welchem Lebensabschnitt sind Sie?
Stress: Im besten. Ich glaube, ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich mich komfortabel fühle mit dem Menschen, der ich bin. Ich realisiere, wie viel Glück ich im Leben gehabt habe. Ich will so weitermachen. (Steht kurz auf, weil er etwas glänzen sieht auf dem Boden) Zwei Stutz! Das ist GlücksPost! (Lacht)
Was war Ihr prägendster Lebensabschnitt?
Die Zeit meiner Depression, da war ich 40, 41 Jahre. Es war die Phase, in der ich anfangen musste, Erlebnisse zu verdauen, sie auch zu akzeptieren. Beispielsweise mein gestörtes Verhältnis zu meinem Vater.
Welche Eigenschaft mögen Sie am meisten an sich?
Ich bin jemand, der nie aufhört, immer weitermacht. Ich bin sehr leidenschaftlich und gebe immer 110 Prozent. Aber das hat seinen Preis. Ich sollte manchmal loslassen können und lernen, dass ich mir mehr Zeit für mich nehmen muss, was nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung ist.
Wieso nicht?
Meine Leidenschaft, die Musik, definiert mich. Dafür opfere ich fast meine ganze Zeit. Ich sollte netter mit mir sein und mir öfter sagen, dass es okay ist, mal ein paar Tage nichts zu machen – ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben.
Sind Sie lieber allein oder in Gruppen?
Lieber alleine. Das Interessante an meinem Job ist, dass ich in einer Gruppe sein kann, aber dennoch allein bin. Wenn etwas schiefgeht, ist Stress verantwortlich. Aber Boss sein liegt mir nicht so. Ich versuche einfach, meine selbst gewählte Rolle richtig zu spielen und die Leute fair zu behandeln.
Was machen Sie, wenn Sie sich glücklich fühlen?
Ich denke, dass wir in den letzten 40 Jahren ein falsches Konzept für Glück aufgebaut haben. Ich bin am glücklichsten, wenn ich im Moment lebe – nicht in der Sekunde davor oder danach. Wenn ich im Augenblick lebe, bin ich glücklich.
Wann sind Sie das?
Es kann vor einem Konzert sein oder wenn ich beim Surfen eine Welle reite. Sehr oft assoziieren Menschen Glück mit geniessen. Aber glücklich zu sein, beinhaltet oft auch schwere Arbeit. Wenn ich diese überwältige, macht mich das glücklich. Nur zu geniessen, interessiert mich nicht.
Was schenkt Ihnen Freude?
Spontanität und in letzter Zeit alles, womit ich kreativ sein kann. Kreativität bringt mich weiter, ist das Benzin in meinem Leben. Ich koche neuerdings sehr viel. Kochen benötigt viel Kreativität.
Was kochen Sie am liebsten?
Passend zur Saison gerade Suppen. Ich habe eine zweiteilige Suppe kreiert (lacht).
Wie geht die?
Ich mache zuerst eine Tomatensuppe, dafür nehme ich die Pelati-Tomaten aus der Dose, püriere, würze und lass sie für eine Weile kochen. Daneben mische ich schwarze Bohnen, Mais und Zwiebeln, grilliere diese kurz an. Anschliessend wird püriert – ich füge auch ein bisschen Rahm hinzu – bis ich eine Paste habe. Diese streiche ich auf den Suppentellerboden, die Tomatensuppe kommt obendrauf. Das gibt eine sehr feine Geschmacksmischung – ich habe die Süsse von den Bohnen und dem Mais und gleichzeitig die Säure der Tomatensuppe. Ich bin sehr stolz (lacht). Aber vielleicht existiert das Rezept irgendwo, keine Ahnung.