Manu Burkart & Jonny Fischer
«Wir verstehen uns besser denn je»
Im Herbst starten Divertimento ein neues Bühnenprogramm, an dem sie derzeit arbeiten. Was heute ein Prozess voller Freundschaft und Harmonie ist, führte in der Vergangenheit beinahe zur Trennung.
Beherzt schliessen sich Manu Burkart (45) und Jonny Fischer (43) in die Arme, klopfen sich auf die Schultern. «So schön, dich z gseh! Wie häsches?», fragt Manu. So, als hätte er seinen Divertimento-Bühnenpartner eine Ewigkeit nicht mehr getroffen. «Es waren sieben Wochen», präzisiert Jonny und lacht. Sie seien beide in den Ferien gewesen. «Wobei wir aber immer halb im Auswendiglern-Modus waren», erzählt Manu. Denn: Ab September stehen die Komiker mit ihrem neuen Programm «Bucket List» (www.seetickets.ch) auf der Bühne.
GlücksPost: Am 24. Mai startet bereits der Vorverkauf. Aufgeregt?
Manu Burkart: Ja! Ich freue mich, das Publikum bald wieder zu spüren und lachen zu hören. Auf der Bühne zu stehen, finde ich das Schönste. Bei dir ist es etwas anders, gäll Jonny?
Jonny Fischer: Ich freue mich mehr auf die Proben, die bald starten. Vor dem Spiegel zu stehen und zu blödeln, während der andere sich krümmt vor Lachen. Da stehe ich viel weniger unter Druck, als wenn ich die Nummern vor Menschen aufführen muss.
Worauf dürfen wir gespannt sein?
JF: Zu viel dürfen wir noch nicht verraten. Es sind Ideen, die wir viele Jahre mit uns herumtragen und die bisher keinen Platz in den Shows fanden. Auch unsere grossen Figuren, etwa die Freejazzer Thomas und Markus, sind dabei.
MB: Und wir haben natürlich ein paar neue entwickelt. Ich freue mich zum Beispiel schon auf Raphael und Jens – aber lasst euch überraschen! (Grinst.)
Ihre letzte Tournee «Sabbatical» war innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Setzt Sie das unter Druck fürs neue Stück?
JF: Wir haben uns lange Zeit nur darum gekümmert, bei anderen gut dazustehen. Heute zeigen wir, was wir selber lustig finden. Aber klar, der Druck bleibt. Die Leute erwarten wieder eine dynamische Comedy-Show. Das macht uns huere nervös …
Die Show heisst «Bucket List». Führen Sie beide eine Liste mit Dingen, die Sie unbedingt noch tun wollen?
MB: Ich würde gerne mal mit einem talentierten Comedy-Partner auf der Bühne stehen (lacht). Nein, zwei Dinge, die weit oben standen, durfte ich abhaken: Mit Divertimento und mit meiner Band BBR im Hallenstadion auftreten. Sonst möchte ich vor allem noch die Welt bereisen.
JF: Ich auch. Meine Bucket List ist sehr kurz, was ja eigentlich ein super Zeichen ist, oder?
Sie stehen seit 25 Jahren auf der Bühne. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
JF: Das Aussehen!
MB: (Lacht.) Genau! Diese Sexiness, diese Erotik, die wir ausstrahlen. Nein, Quatsch. Im Ernst, ich glaube, dass wir recht vielfältige Co-medy machen. Es hat Stand-up-Elemente drin, viel Musik – wir gehören schon zur alten Garde, die noch Nummern-Cabaret macht. Wir schlüpfen in Figuren, haben auch mal Perücken oder so an. So wie früher Emil Steinberger, die Schmirinskis oder das Cabaret Rotstift, das 50 Jahre lang unterwegs war.
Ist das auch Ihr Ziel?
JF: Nein! In 25 Jahren wird es uns sicher nicht mehr geben. Vor zehn Jahren hätte ich nicht mal gedacht, dass wir heute noch zusammen unterwegs sind, weil es so schwierig war zwischen uns …
Sie waren damals – so erzählten Sie 2021 in Ihrer Biographie – in einer psychischen Krise, tranken viel Alkohol, oft packten Sie Wutausbrüche – auch gegenüber Manu Burkart.
JF: Ja. Es gab Momente, in denen alles dafür sprach: Das war’s jetzt. Die ersten fünf Jahre unserer Karriere haben wir viel gemeinsam unternommen, auch privat: Ferien, Tennis und so weiter. Danach 15 Jahre fast nichts mehr, weil es einfach nicht mehr funktionierte.
Wie sieht es heute aus?
MB: Wir haben diese Stürme zum Glück durchsegelt – ohne, dass der Kahn gesunken ist. Darauf bin ich mega stolz. Wir haben grosse Beziehungsarbeit geleistet und verstehen uns besser denn je.
Also gibt’s keine Streitereien mehr?
MB: Die Ego-Gschichtli sind praktisch weg. Wir haben zwar immer noch nicht hundertprozentig das gleiche Empfinden, was wir wie umsetzen wollen auf der Bühne. Aber wir diskutieren es dann aus, geben uns gegenseitig eine Chance.
JF: Genau, wir streiten nicht mehr darüber, wer wie oft recht hat und so. Das ist die falsche Motivation. Jetzt unterstützen wir uns gegenseitig und sind reifer geworden im Umgang miteinander.
Was schätzen Sie aneinander?
MB: «Fischis» Talent, pointiert
Geschichten zu erzählen. Neben und auf der Bühne. Davon profitiere ich als Künstler extrem. Und seine Direktheit, mit der ich in den Anfangszeiten am meisten Mühe hatte. Inzwischen habe ich gemerkt, was diese einem im Leben bringt, und habe mir auch eine Scheibe davon abgeschnitten.
JF: Manu hat ein super Auge für komische Situationen, kann gut Leute imitieren. Und es gibt keinen Menschen, der so schön gegen eine Tür laufen kann. Zudem staune ich immer, wie menschenfreundlich er ist. In Situationen, in denen es mir den Nuggi raushaut, findet er immer etwas Gutes.
Sie beide sind verheiratet, und Manu ist Papa von drei Kindern. Holt einen da nicht der Ernst des Lebens ein, und es fällt einem schwer, den Clown zu machen?
JF: Im Gegenteil! Ich finde, Manu ist auf der Bühne sogar noch ein grösserer Chindschopf geworden, und es ist eine Art Ventil für ihn. Bei mir ist es auch ein bisschen so. Auf der Bühne darf man Sachen machen, die man in unserem Alter normalerweise nicht mehr darf. Mitte 40 kommt das Alpechalb nun mal nicht überall gut an. Auf der Bühne dürfen wir uns aber zum Affen machen, niemand findet uns peinlich. Noch nicht …
Was genau meinen Sie damit?
JF: Ich bin gespannt, was Manus Kinder in vier Jahren sagen, wenn wir unser Programm abgeschlossen haben und sie fast erwachsen sind. Was sie dann über ihren Vater sagen. Ob sie noch stolz auf ihn sind oder sich für ihn schämen. (Beide lachen.)
Wie gehen eigentlich Ihre beiden Partner damit um, dass Sie bald wieder so oft unterwegs sind?
MB: In der tourlosen Zeit war es im Familienleben manchmal etwas schwierig, weil nie ganz klar war, wann ich wo arbeite. Mal war ich beim Programmschreiben, dann wieder bei TV-Drehs. Deswegen: Michèle freut sich, dass bald wieder eine Struktur da ist.
JF: Mein Mann Michi auch, weil ich anders bin, wenn ich auf der Bühne stehe. Man ist gefragt, wird jeden Abend beklatscht, das macht etwas mit einem, man ist irgendwie aufgestellter.
Involvieren Sie die beiden in die Programmentstehung?
MB: Ein wenig. Seit «Sabbatical» spricht Michèle jeweils Jonnys Parts für mich, weil ich so die Texte besser lernen kann.
JF: Und sie macht es besser als ich! (Lacht.) Michi weiss wenig. Ich lese ihm nicht gerne Sachen vor. Wenn ihn mal etwas irritiert, bin auch ich verunsichert. Deswegen lasse ich es sein.
Am 20. 5. startet die vierte Ausgabe der von Ihnen moderierten Spiele-Show «Game of Switzerland». Dieses Jahr sind gleich zwei Folgen geplant. Was ist sonst neu?
JF: Am Konzept hat sich nicht viel geändert. Wir haben aber gemerkt, dass wir nicht einfach die Spiele aneinanderreihen dürfen, sondern eine Geschichte über das Ganze erzählen müssen. Das hat mir viel Spass gemacht. Ich fluche zwar mehr, als ich dürfte, aber ich bin näher bei mir. (Lacht.)
Präsentieren auch Sie eine neue Folge von «SRF bi de Lüt: Hüttengeschichten Spezial», Herr Burkart?
MB: Dieses Jahr sicher, 2024 aber nicht mehr. Es ist mir einfach zu viel Stress neben unserem Bühnenprogramm geworden, obwohl ich die Sendung gerne habe.
Steht dafür ein gemeinsamer DOK an, so wie etwa 2019, als Sie zusammen nach Südafrika reisten?
JF: Wir könnten uns vorstellen, wieder eine gemeinsame SRF-Geschichte zu machen, in Stein gemeisselt ist aber nichts. Momentan haben wir unser Hauptprojekt mit der Bühne, das so eine grosse Sache ist, dass wir uns rundherum zurücknehmen.
MB: Genau. Jetzt hoffen wir einfach, dass der zweite Teil mit dem Proben genauso schön und harmonisch läuft, wie der Schreibprozess. Und dass wir bis zur Premiere sagen können: So ring isch äs ja no nie gangä!