Peter Reber
Die Insel in sich selbst gefunden
Ohne Familie geht bei ihm nichts: Zusammen mit Tochter Nina ist der Berner Teil von «Sing meinen Song». Ehefrau Livia ist seit 46 Jahren die starke Frau an seiner Seite – und seine Inspiration.
Von Irene Lustenberger
Das war eine der besten Erfahrungen meines Lebens und jede Minute wert», sagt Peter Reber (73). Gemeint ist seine Teilnahme an der vierten Staffel von «Sing meinen Song» (mittwochs um 20.15 Uhr auf 3+). Gastgeber Seven habe ihn nicht zum ersten Mal kontaktiert. «Es hat sich aber bis jetzt nie ergeben», so Reber. Nun aber hat der Berner zugesagt. «Ich finde das Konzept toll, da die Musik im Zentrum steht.» Wichtig sei für ihn gewesen, dass seine Frau Livia (64) und seine Tochter Nina (30) mit dabei sein durften.
Neben Reber und Seven nehmen Anna Rossinelli, Baschi, Luca Hänni, Joya Marleen und EAZ auf dem Sofa Platz und interpretieren die Songs der anderen neu. Während er mit Anna, Luca, Baschi und Seven bereits früher zusammengearbeitet hatte, war ihm EAZ gar kein Begriff. «Und Joya kannte ich wegen ihres Hits ‹Nightmare›.» Hatte denn Nina einen Favoriten? «Nein, überhaupt nicht. Jeder ist ein hervorragender Musiker, und es war ein toller Mix unterschiedlicher Charaktere», sagt sie. Peter Reber resümiert: «Wir waren eine coole Gruppe. Ich hatte überhaupt nie das Gefühl, der Opa zu sein, sondern wurde voll akzeptiert.» Es habe «gfägt», die Stücke auszuwählen und etwas Neues daraus zu machen. Auch wenn die Dreharbeiten auf Gran Canaria anstrengend waren, wie er erzählt: «Der ganze Tag ist durchgetaktet mit Interviews, Proben und zwei Sendungen, deren Aufnahme je rund drei Stunden dauert.»
Gemeinsam haben Vater und Tochter die Songs der anderen Künstlerinnen und Künstler angehört, ausgewählt und erarbeitet. «Wir hatten noch nie Streit wegen der Musik», hält Peter Reber fest. «Jeder Song ist anders.
Wir konnten unsere Kreativität voll ausleben», ergänzt Nina. «Es hat nur einen Song darunter, der typisch Peter Reber ist», sagt er. Am schwersten sei ihnen die Songauswahl bei EAZ gefallen.
Werden sich die beiden die Shows ansehen? «Natürlich!» Normalerweise schaue er sich Sendungen, in denen er mitgewirkt habe, nicht an. «Das war aber so ein tolles Erlebnis, und mich interessieren auch die Kommentare der anderen», führt Reber aus. Jene Folge, in der er im Mittelpunkt steht, wird am 22. März ausgestrahlt. Was das Publikum erwartet, darf er nicht verraten. Nur so viel: «Es war ein wunderschöner Abend mit Überraschungen und einem staunenden Peter Reber. Es ist auch ein Lied dabei, das ich nicht selbst gesungen, sondern für jemanden anderen geschrieben habe.» Und welches seiner Lieder ist sein persönlicher Favorit? «‹E Vogel ohni Flügel›. Es ist meiner Frau gewidmet, und es war das erste Dialekt-Lied, das ich nach dem Ende von Peter, Sue und Marc geschrieben habe.»
In den vergangenen Staffeln von «Sing meinen Song» gab es viele tränenreiche Momente. Und dieses Mal? «Als meine Kolleginnen und Kollegen über den Verlust eines geliebten Menschen erzählten,
kamen die Emotionen hoch.» Auch die Interpretationen der Songs hätten für Rührung gesorgt. Er sei sowieso nahe am Wasser gebaut. «Je älter, umso schlimmer wird es», sagt er und lacht. Das Fazit der beiden sieht durchwegs positiv aus. «Es ist, wie wenn man mit Freunden auf dem Sofa sitzt. Was alle verbindet, ist die Musik», beschreibt Peter Reber. Die vielen Kameras habe man gar nicht bemerkt.
Nina Reber steht seit ihrer Kindheit mit ihrem Vater auf der Bühne, hat aber auch bereits diverse Soloalben mit Kinderliedern sowie Liedbücher veröffentlicht. Trotzdem setzt sie (noch) nicht vollständig auf die Karte Musik, sondern ist als Lehrerin und Heilpädagogin tätig. Dass sie zu ihren Eltern ein besonders inniges Verhältnis hat, ist nicht zu übersehen. Zwar hat sie im Haus ihrer Eltern in Bern eine eigene Wohnung, ist aber oft bei ihnen zu Gast – auch, um mit ihrem Vater zu musizieren.
Die zweite wichtige Frau in Peter Rebers Leben ist Ehefrau Livia. Im vergangenen Jahr feierten die beiden ihren 40. Hochzeitstag. «Ich habe Livia überrascht und Freunde eingeladen. Es war ein wunderschönes Fest.» Was ist ihr Eherezept? «Es gibt ein unerklärliches Phänomen, das Liebe heisst», sagt er und lacht. Wichtig sei aber vor allem Respekt. «Wir sind zwar charakterlich verschieden, verfolgen aber dieselben Werte.» Kennengelernt haben sie sich 1976 – Livia war 17, Peter 26 – in einem Basler Kleintheater. Er hatte mit Peter, Sue & Marc einen Fernsehauftritt, sie war Mitglied einer Revue-Tanzgruppe. «Livia sass auf der Treppe. Ich hatte mich verspätet, hetzte mit meinem Köfferchen in der Hand die Treppe hinunter und schlug ihr dieses unabsichtlich an den Kopf», erinnert er sich. «Sie schaute mich mit ihren blau blitzenden Augen an, und ich habe mich sofort in sie verliebt.» Nach der Vorstellung ging er dann zu ihr hin und fragte sie, auf welche Art er sich am besten entschuldigen könne, mit einer Einladung zum Essen oder mit einem Blumenstrauss. «Und Livia sagte: mit beidem», erzählt er lachend. Das war der Beginn einer bis heute glücklichen Beziehung. Nach der Lehre zog Livia zu Peter Reber. «Livia hat mir immer den Rücken freigehalten und war die Inspiration für meine Lieder.» Der Musiker dankt ihr das unter anderem, indem er ihr alle zwei Wochen einen Blumenstrauss schenkt. «Sie liebt Blumen über alles.» Denn das Leben finde nicht von Hochzeitstag zu Hochzeitstag statt. «Was dazwischen passiert, ist wichtiger.»
Zur Familie gehört auch Sohn Simon (36) mit Ehefrau Tanja und den Mädchen Ellie (5) und Minna (2). «Die Kleinen sind oft bei uns.Livia ist ein wunderbares Grossmami.» Ellie scheint in die Fussstapfen ihres Grossvaters und ihres Gottis Nina zu treten. «Sie kann hervorragend singen. Ich habe mit ihr Lieder aufgenommen, als Weihnachtsgeschenk für ihre Eltern. Das habe ich damals auch mit Nina gemacht», sagt der stolze Grossvater. «Es ist herzig, mitanzusehen, wie Papi mit den Kleinen umgeht», sagt Nina. «Sie lieben ihn.»
Simon hat Klavier studiert, Nina spielt Cello, und Ellie beginnt bald mit Ukulele-Unterricht – natürlich bei ihrem Grosspapi. Dieser hat seinen Enkelinnen übrigens zu Weihnachten ein besonderes Geschenk gemacht. «Die Mädchen lieben ‹theäterle›. Da ich handwerklich nicht unbegabt bin, habe ich ihnen ein Kasperli-Theater gezimmert. Sie hatten grosse Freude.»
Im April feiert der Berner seinen 74. Geburtstag. Ans Aufhören denkt er aber nicht. «Ich habe einen -Musikverlag, eine tolle Frau und Grosskinder. Und solange man meine Lieder hören will, stelle ich mir die Frage nach dem Karriereende nicht.» Er liebe es, mit Nina zusammen zu musizieren. «Und solange ich gesund bin, will ich das machen.» Wie hält er sich denn fit? «Ich bin fünfmal pro Woche 45 Minuten auf dem Stepper», erklärt er. «Und singen hält geistig fit.»
Peter Reber hat viel erreicht und erlebt. Hat er noch Träume? «Ich möchte gerne noch ausgiebigere Wanderungen in der Schweiz unternehmen.» Denn obwohl er viel von der Welt gesehen hat, weiss er: «Man muss nicht um die Welt reisen, um die berühmte Insel zu finden. Das Wichtigste ist, diese in sich selbst zu finden.» Denn «Jede bruucht sy Insel».