Verzeihen Sie sich selbst
Sich vergeben heisst loslassen: Nicht die Verantwortung für unsere Taten, sondern die Selbstvorwürfe und quälenden Schuldgefühle, mit denen wir uns bestrafen. Hier vier Strategien, um uns davon zu befreien.
Nina trifft ihren Ex. Und weil ihr Partner eifersüchtig ist, sagt sie ihm, dass sie mit ihrer besten Freundin Astrid unterwegs ist. Doch ein paar Tage später verplappert sie sich, und das Ganze fliegt auf. Ninas Partner ist wütend und enttäuscht. Aber nicht so sehr, weil sie den Ex getroffen hat, sondern vielmehr darüber, dass sie ihn angelogen hat.
Nina entschuldigt sich. Sie weiss, dass das mit der Eifersucht keine Rechtfertigung für Lügereien ist. Je mehr sie darüber nachdenkt, desto weniger versteht sie, wie sie das tun konnte. Inzwischen hat der Partner ihr verziehen. Nachts aber quälen Nina immer mal wieder Schuldgefühle. Sie kann sich selber nicht wirklich vergeben, dass sie gelogen und damit ihre Partnerschaft aufs Spiel gesetzt hat.
Verzeihen ist nicht leicht. Vor allem sich selbst nicht. In unserem Innern sitzt eine strenge Richterin, die uns unsere Vergehen immer wieder vorhält und uns mit Gewissensbissen und Schuldgefühlen dafür bestraft. Dabei muss es nicht einmal um folgenschwere Fehltritte gehen wie etwa der Betrug bei der Versicherung, der schliesslich entdeckt wurde, oder die Lüge, wegen der eine Beziehung in die Brüche gegangen ist. Auch banale Dinge können wir uns oft nicht vergeben – einen Brief, in dem wir nicht den richtigen Ton getroffen haben, oder dass wir den Abholzettel der Reinigung verloren haben.
Woher kommt es, dass uns andere oft sogar leichter verzeihen, als wir uns selbst? Es ist der Perfektionismus, an dem besonders viele Frauen leiden. Aber wir sind nicht perfekt. Menschen machen Fehler. Und so kann nur verzeihen, wer akzeptiert, dass niemand fehlerfrei ist – auch wir selbst nicht.
Seien Sie gut zu sich
Sich selbst vergeben, ist die Voraussetzung dafür, dass man seinen Mitmenschen verzeihen kann.
Egal, wie sehr Sie Ihre Tat bereuen, die Vergangenheit können Sie dadurch nicht ungeschehen machen. Aber Sie können daraus lernen. TunSie es. Setzen Sie sich mit Stift und Papier hin und analysieren Sie, was geschehen ist: Fragen Sie sich: Wie habe ich zu dieser Situation beigetragen? Was will ich in Zukunft nicht mehr tun? Wie will ich mich stattdessen künftig verhalten? Wer kann mich dabei unterstützen?
Schweigen Sie nicht aus Scham über Ihre Schuld, und ziehen Sie sich nicht ins Schneckenhaus zurück. Sprechen Sie über das, was passiert ist. Am besten mit einer Person, der Sie vertrauen und die nicht in das Geschehen involviert ist. Bitten Sie diese, Ihnen zuzuhören. Nur zuhören, denn es geht nicht darum, dass sie Ihre Schuld mindert, indem sie zum Beispiel sagt: Das ist alles halb so schlimm. Mit jemandem sprechen, erleichtert das Herz ungemein. Ausserdem sehen Sie die Dinge danach vielleicht etwas anders. Gibt es keine Vertrauensperson, dann schreiben Sie sich alles von der Seele.
Leisten Sie Wiedergutmachung. Ideal ist, wenn Sie etwas für die Person tun können, die durch Sie geschädigt oder verletzt worden ist. Entschuldigen Sie sich bei ihr, bitten Sie sie um Verzeihung. Fragen Sie, was Sie für sie tun, wo Sie ihr helfen können. Ist das nicht möglich, denken Sie sich einen stellvertretenden Adressaten aus. Bringen Sie ein Opfer, etwa indem Sie eine soziale Aufgabe übernehmen oder auf etwas verzichten und das gesparte Geld spenden.
Seien Sie sich selbst Ihre beste Freundin und zeigen Sie Verständnis für sich. Fragen Sie sich: Was würde ich tun, wenn meine beste Freundin in dieser Situation wäre? Wie würde ich Sie unterstützen? TunSie es dann auch für Sie selbst: Kochen Sie sich Ihr Lieblingsessen, machen Sie sich eine warme Bettflasche bereit, damit Sie besser schlafen können. Seien Sie gut zu sich!