Lukas Studer
«Was kommt da wohl noch?»
Alles bestens: Die Familie ist für den Sportmoderator das grösste Glück, und er liebt seinen Job, der ihn nun an die Ski-WM führt. Trotzdem fragt er sich manchmal, ob es Zeit für etwas Neues wäre.
Dunkle Wolken ziehen übers Land, und so hat der Blick vom Römerkastell in Pfäffikon ZH über den Pfäffikersee etwas Dramatisch-Schönes. Lukas Studer (45) ärgert sich trotzdem ein bisschen: «Im Normalfall sieht man von hier aus auch die Berge, einfach phantastisch!» Der SRF-Sportmoderator hat eine emotionale Bindung zu dem Ort: Dieser war mit ein Grund, warum er und Lebensgefährtin Karen Ballmer (49), Bereichsleiterin in der Unterhaltung bei SRF, vor elf Jahren ihr Haus in Pfäffikon ZH gekauft haben und mit den drei Kindern hergezogen sind. «Wir kannten nichts und niemanden hier, haben uns deshalb die Badi angeschaut und das Kastell. Und hier oben wussten wir: Das ist es!»
Inzwischen stoppt er gerne auf seiner morgendlichen Joggingrunde bei den alten Mauerresten, um seinen Gedanken nachzuhängen. Wobei aktuell nur Spaziergänge angesagt sind. Bis vor kurzem ging er noch an Krücken: Fuss-OP, nachdem er sich beim Fussballspielen einen Sehnenriss zugezogen hatte. Bei einem verwegenen Trickchen? «Nein, ich bin einfach nur umgeknickt. Dieser verfluchte Kunstrasen … Ich habe den schon immer gehasst.» Man könne das ruhig so schreiben, meint er schmunzelnd. Lukas Studer ist ein Bewegungsmensch: Er müsse sich auspowern, schwitzen. Vor allem vermisse er das Tennis. Während seine Mädels mit ihrer Mutter das Reiten für sich entdeckt haben, spielt er mit dem Sohn regelmässig Tennis. «Das fehlt mir sehr, und ihm auch.» Vor dem Sommer werde daraus aber wohl nichts.
Immerhin kann er beruflich Gas geben: Ab 6. Februar berichtet er für SRF von der Alpinen Skiweltmeisterschaft aus Méribel und Courchevel. «Das ist etwas vom Coolsten in meinem Job», schwärmt er. Im Skizirkus seien die Sportlerinnen und Sportler herrlich normal und zugänglich. Viele kenne man seit Jahren, es entwickle sich eine gewisse Beziehung, auf der man jedes Mal aufbauen könne.
Für den Ostschweizer ist es bereits die achte WM. Bei SRF feiert er im Sommer sein 20-jähriges Jubiläum. Keinen Drang, mal was anderes zu machen? «Ganz ehrlich: Ich bin schon in einer Phase, wo ich mich frage, was da wohl noch kommt.» Midlifecrisis? «Vielleicht – wobei ich es nicht als Krise bezeichnen würde. Ich bin Mitte 40, in der Hälfte meines Lebens, da finde ich es spannend zu reflektieren. Und eben auch zu überlegen, was mich sonst noch reizen würde. Aber es ist ein schwieriger Prozess, man muss aufpassen, dass man nicht unzufrieden wird. Ich habe einen Traumjob und bin mir dessen sehr bewusst. Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, was besser sein könnte.» Studer ist auch ausgebildeter Lehrer, da könnte er ja … «Nei, nei», wehrt er ab. «Ich hätte nicht mehr genug Geduld dazu.»
Und jene, die er hat, braucht er daheim: Tochter Lisa ist 14, die Zwillinge Annabelle und Lennox werden im März zwölf. Drei pubertierende Kinder: Da dürfte Action angesagt sein. «Allerdings, da gibt es viel Gegenwind! Es ist cool, zu sehen, wie sie gross werden, aber – ganz ehrlich – diese Auseinandersetzungen können auch ziemlich zermürbend sein», gesteht er. «Umso wichtiger finde ich, dass man als Paar zusammenspannt, und das funktioniert bei uns gut. Auch dass jeder mal raus kann, wenn er es gerade braucht.»
Familie und Harmonie pur gab’s letztes Jahr. Nachdem sie 2018 Kolumbien bereisten, waren sie nun vier Wochen in Costa Rica – Lukas Studers Herzensland, seit er mit 23 Jahren ein halbes Jahr dort war, um Spanisch zu lernen. Für ihn war es das vierte Mal, für die Kids eine Premiere. «Es war mir wichtig, ihnen dieses Paradies auf Erden zu zeigen», erzählt er. «Es ist wunderschön dort, und es ist einfach zu bereisen.» Die erste Woche gab es nach über 20 Jahren ein Wiedersehen mit seiner früheren Gastfamilie: Mit 30 Leuten – vom Grosi bis zum Enkel – ging’s ans Meer. Danach erkundeten sie das mittelamerikanische Land auf eigene Faust. «Es mit den Kindern nochmals neu zu entdecken, war grossartig, ihre Neugier zu sehen – auf die Sprache, das Essen, die Lebensart.»
Das erhoffe er sich von den gemeinsamen Reisen: ihnen Offenheit mitzugeben, die Lust, neue Kulturen zu entdecken. Und er wolle ihnen auch zeigen, dass unser mitteleuropäischer Standard nicht die Norm ist. Offenbar hat es geklappt: Seine ältere Tochter Lisa wolle unbedingt ein Austauschjahr machen. «Es hat mich echt berührt, als sie das gesagt hat – ich bekomme gleich wieder Gänsehaut. Natürlich würde sie mir fehlen, aber dass sie raus in die Welt will, das finde ich cool.»
Ist die nächste grosse Familienreise schon geplant? «Nein, da müssen wir zuerst wieder ein bisschen arbeiten und Geld verdienen», meint er und lacht. Nach seinem Einsatz an der WM in Frankreich gehe es aber gemeinsam in die Lenzerheide. «Und zu Hause», sagt er mit Blick in die Ferne, «ist es ja schliesslich auch schön.»