Beat Schlatter
Sehr offen für Spirituelles
Seinem langjährigen Schaffen widmet SRF ein Wiedersehen mit seinen grossen Erfolgen. Fürs Gespräch über den Rückblick hat er sich einen speziellen Ort ausgesucht – die Emma-Kunz-Grotte. Ein Kraftort für ihn seit vielen Jahren, den er gern allein besucht.
Versteckt zwischen Bäumen, zehn Minuten Fussmarsch vom Bahnhof Würenlos AG entfernt, liegt eine Höhle mit der Aura einer Kathedrale. Die Grotte war für die Heilpraktikerin Emma Kunz († 63) ein wichtiger Wirkungsort. In den 30er-Jahren fand sie im weitläufigen, hohen Felsloch per Pendel starke Erdstrahlungen – am stärksten sind die in Bovis gemessenen Strahlen an der hinteren Wand. Kunz entdeckte dort auch einen Stein, dem sie den Namen Aion A gab. Er wird heute noch als Tinktur oder Pulver in Apotheken und Drogerien verkauft. Die Geschichte besagt, dass Kunz einen Buben namens Anton von Kinderlähmung heilte. Er revanchierte sich, indem er den in Emma Kunz Zentrum umbenannten Wallfahrtsort bis zu seinem Tod 2018 pflegte. Anton C. Meier eröffnete ein Museum mit Kunstwerken, die Emma Kunz per Pendel erschuf und die sie bei der Heilung ihrer Patienten unterstützten. Zum Verweilen gibt es ein Café für all die Menschen, die in Scharen kommen, um die Heilkraft der Grotte auf sich wirken lassen. Der sakrale Ort soll aber nicht überflutet werden: Eingang erhält man nur auf Anfrage und für eine limitierte Anzahl Zeit und Besuchende.
Beat Schlatter ist ein grosser Fan der Höhle. Er erinnert sich: «In den 80er- und 90er-Jahren machte ich mit einem Freund Versuche mit LSD. Wir wollten aber auch auf natürlichem Weg bewusstseinsverändernde Zustände erreichen. Als wir in die Emma-Kunz-Grotte kamen, spürten wir beide im Kopf eine beschwingte Euphorie und ein Kribbeln in den Beinen.» Der Komiker empfiehlt, sich möglichst allein auf die Grotte einzulassen. Für den energiegeladenen Ort hat der 61-Jährige einen «ziemlich unkonformen» Audioguide gemacht. «Spirituelles hat mich schon immer interessiert. Aber auch das Aufbrechen der gängigen Art, an Dinge heranzugehen.»
Inzwischen kommen viele Besucherinnen und Besucher nach Würenlos, die kein Deutsch sprechen, sodass der Audioguide auf Hochdeutsch, Englisch und Französisch übersetzt werden muss, erläutert Schlatter. «Das hier ist ein Mekka für Esoteriker aus aller Welt.» Für den Audioguide musste er sich intensiv mit der Geschichte von Emma Kunz auseinandersetzen: «Es gibt ‹Geistheiler und Geistheilerinnen›, die untersuchen nicht nur das Symptom, sondern checken den ganzen Körper. Dabei saugen sie die Krankheiten aus den Patienten und laden sie auf sich, wonach sie sich dann von der negativen Energien reinigen. An dieser Belastung ist Emma Kunz am Ende auch gestorben.»
Apropos andere Sprachen: Schlatter hat soeben seinen neuen Film «Bon Schuur Ticino» fertiggedreht. Er möchte ihn am Filmfestival Locarno im kommenden August vorstellen. «Ich bin zu der Zeit aber auf dem Ballenberg, wo wir das Freilichttheaterstück ‹Wyberhaagge› aufführen. Ich werde mir am Filmpremierentag freinehmen müssen.» Fast übergangslos findet vorher noch das von Schlatter initiierte Volkstheaterfestival in Meiringen BE statt. Laiengruppen messen sich dort mit ihren Stücken und werden von einer Jury qualifiziert.
Erstaunlich, mit wie vielen Bällen Schlatter gleichzeitig jongliert. Neben den genannten Projekten hat er noch zig andere. «Ich weiss nicht, woher das kommt», sucht er nach einer Erklärung. Sein Bruder, Notariatsbeamter von Beruf, sei ganz anders als er mit seinen unkonventionellen Ideen. «Meine Eltern haben immer gestritten, nach wem von ihnen beiden ich wohl komme. Ich habe so viel Seich gemacht, dass der Dorf-polizist unser Haus auch mit verbundenen Augen immer noch gefunden hätte», meint er leicht verlegen lachend. Als es um die Berufswahl ging, hatten die Eltern bereits aufgegeben, aus ihrem Sohn «etwas Rechtes» machen zu wollen. «Meine Mutter ist früh gestorben und hat meinen Erfolg leider nicht mehr mitbekommen. Aber mit meinem Vater hatte ich bis zu seinem Tod ein gutes Verhältnis. Er kam an jede Vorführung.»
Beat Schlatters Schaffen wird von SRF am 25. 12. gewürdigt. Der Rückblick endet mit einem Interview – in der Emma-Kunz-Grotte natürlich.