Sandra Studer
«Ich fühle mich von einer Kraft begleitet»
Hinein ins Kloster: Die Schauspielerin, Sängerin und Moderatorin steht im Musical «Sister Äct» als Mutter Oberin auf der Bühne. Ein grosser Spass! Aber auch von ihrem privaten Leben ist die Spiritualität fester Bestandteil.
Gab es Situationen, in denen Ihnen die Kirche Halt gegeben hat?
Die Kirche nicht unbedingt, ich habe diesen Rahmen nie gebraucht, um meinen Glauben zu leben. Ich sehe in vielen kleinen und alltäglichen Situationen eine spirituelle Kraft. Und oft sind es auch Extremsituationen, in denen wir Menschen uns an eine höhere Macht wenden.
Haben Sie selbst einen solchen Moment erlebt?
Ja, zum Beispiel als meine Tochter Nina drei Monate zu früh geboren wurde. Es hat mir wahnsinnig geholfen zu wissen, dass ich nicht alleine bin, selbst wenn das Schlimmste eintreffen würde.
Gerade bei Todesfällen kann der Glaube ein grosser Anker sein.
Ja, auch in solchen Situationen denke ich oft, dass etwas um uns herum ist, alles Sinn ergibt. Kürzlich ist die 98-jährige Tante meines Mannes gestorben. Als ich an ihrem Sarg stand, dachte ich: Wow, das ist das Leben. Wir können da durchhetzen, uns an oberflächliche Sachen klammern und uns über alles Mögliche aufregen. Aber eigentlich ist es ganz einfach: Wir kommen hierher, haben ein paar Jahre Zeit, und dann gehen wir wieder. Mehr ist es nicht. Das schlägt dir in solchen Momenten «fadegrad is Gsicht», und das ist gut und heilsam.
Haben Sie Ihren Kindern Julia (14), Nina (15), Lili (22) und Gian (24) den Glauben mit auf den Weg gegeben?
Mir war es wichtig, ihnen die Tür dazu zu öffnen. Als ich ein kleines Mädchen war, sagte ein Pfarrer einen Satz zu meiner Mutter, den ich nicht vergessen habe: «Religion fällt nicht einfach vom Himmel und ist dann da, sie ist anerzogen.» Klingt etwas unschön, aber es ist schon so, dass Glaube und Religion viel mit Tradition zu tun haben. Sie werden vorgelebt und so weitergegeben. Mir war das bei meinen Kindern wichtig – was sie dann daraus machen, ist ganz allein ihre Sache.
Sie haben ja auch kirchlich geheiratet – vor genau 25 Jahren!
Ja, und im Nachhinein betrachtet, war es der beste Teil der Hochzeit. Der Pfarrer war ein Bekannter von uns, hat unsere Beziehung wunderbar beschrieben. Es war extrem schön, innig, lustig – und gar nicht salbungsvoll. Das ist nicht meins. Von mir aus dürfte die Kirche generell etwas fröhlicher und lauter sein, «echli me menschele».
Auf Instagram meinten Sie zu einem Bild mit Ihrem Mann, Sie würden auch heute noch «Ja» zu ihm sagen. Woran machen Sie das fest?
Er ist ein super Typ. So einfach ist das. Luka ist ein guter Freund, ein toller Vater, ein treuer Mensch, der ganz viele Werte mit mir teilt. Wir müssen nicht alles diskutieren, vieles ist selbstverständlich und stimmt für uns beide. Ich kann Ihnen aber kein Rezept geben, warum es schon so lange klappt, keine Ahnung! Ich hatte riesiges Glück, so jemanden zu finden. Gut war sicher auch, dass wir jung zusammengekommen sind.
Warum meinen Sie?
Er konnte mich noch erziehen und ich ihn (lacht). Im Ernst: Ich denke wirklich, dass das bei uns gut war. Du passt dich leichter einander an, hast die Dinge nicht schon zehn Jahre anders gemacht und musst dich plötzlich umstellen.
Eine Umstellung für Sie beide wird sicher sein, wenn die Kinder mal aus dem Haus sind. Was machen die vier derzeit?
Gian studiert an der HSG St. Gallen Jus, Lili besucht die Hotelfachschule Lausanne, ist aber gerade in Singapur für ein Austauschjahr. Die beiden Jüngeren sind im Gymi und noch daheim. Und dann lebt seit einem halben Jahr auch noch die 22-jährige Masha aus der Ukraine bei uns. Aber wir denken jetzt schon gelegentlich: «Huch, das Haus ist ja so leer!»
Kein Problem damit?
Nein. Aber klar, wenn die Kinder mal ganz ausziehen, musst du als Paar wieder deinen Weg finden, dich neu definieren. Ich habe grossen Respekt vor diesem Moment, aber bin sicher, dass wir das gut meistern werden. Schon jetzt haben wir ein reiches Leben, auch unabhängig voneinander, und wir arbeiten viel. Gleichzeitig finden wir immer wieder Dinge, die wir zusammen tun können.
Sie selbst standen zuletzt oft auf der Bühne. Vermissen Sie das Fernsehen?
Nein, ich habe ja immer schon verschiedene Dinge gemacht. Mal ist es mehr von dem, mal mehr vom anderen.
Was gefällt Ihnen an der Musicalwelt besonders gut?
Was ich wahnsinnig geniesse, ist mit so vielen jungen Menschen zusammen zu sein – wie jetzt bei «Sister Äct». Es sind viele talentierte Leute, die ihren Beruf sehr ernst nehmen und top vorbereitet sind. Dazu die tolle, fröhliche Stimmung. Das alles ist sehr inspirierend. Ich bin wirklich ein Glückspilz!