Anna Maier
Früher unruhig, heute geerdet
Eine alte Leidenschaft hat die Moderatorin reaktiviert – das Malen. Mit Erfolg: Ihre runden Bilder sind sehr gefragt. An einem glücklichen Punkt in ihrem Leben ist sie nicht nur deswegen angelangt.
In einem unscheinbaren Altbau im Zürcher Seefeld hat sich Anna Maier vor rund eineinhalb Jahren ihr Malatelier eingerichtet. «Ich gab mir zwei Jahre, um zu schauen, ob es läuft», sagt die Moderatorin, die derzeit wieder durch «The Masked Singer Switzerland» führt. Sie habe schlaflose Nächte gehabt und sich gefragt, ob es die richtige Entscheidung gewesen sei, mitten in der Stadt ein grosszügiges, hochpreisiges Atelier zu mieten. «Ich hatte die Idee von einer kreativen Oase, -Galerie und Atelier in einem.» Perfekt, um die Kunden der 45-Jährigen durch den Entstehungsprozess ihrer Werke zu leiten. Ein Schwatz und ein Apéro tun das Übrige, um die entspannte Atmosphäre zu perfektionieren.
Die Ängste waren übrigens unbegründet. Schon jetzt kann Anna Maier mit der hohen Nachfrage nach ihren typisch runden, vielschichtigen Bildern nur schwer Schritt halten! Schon als Jugendliche begann sie zu malen. Und dann wieder, als ihre älteste Tochter, Lena Anusha (22), geboren wurde. Schon damals verkaufte sie an einer Ausstellung einige Werke. Vor zwei Jahren im Corona-Lockdown schwang Maier den Pinsel erneut. «Ich stellte zwei -Exemplare auf Instagram.» Sofort kamen die Anfragen, ob sie verkäuflich seien. «Durch die Bilder habe ich einen ganz anderen Zugang zu Menschen erhalten. Hier in meinem Atelier werden mir die unglaublichsten Geschichten erzählt. Ich hatte schon öfter Gänsehaut, wenn jemand erzählte, was ein Bild in ihm auslöse.»
Anna Maiers Partner war es, der sie anstupfte und fragte, warum sie nicht mehr male. Der Niederländer – er spricht perfekt Deutsch – lebte 20 Jahre auf Mallorca, wo er Anna während ihrer Auszeit 2016 bis 2018 kennenlernte. «Wir sind jetzt seit sechs Jahren zusammen und bilden ein gutes Team. Die Beziehung zwischen ihm und meinen Kindern ist wunderbar. Auch zu Lena, die noch bei uns zu Hause wohnt während ihres Jus-Studiums.» Er ist Gerichtsgutachter, hat allerdings auch ein Händchen für Handwerkersachen. So fertigt er die Rahmen für Annas Bilder. «Solche runden Keilrahmen sind schwierig zu erhalten und sehr teuer. Er fand eine Methode, diese Ringkonstruktion derart zu festigen, dass ihre Form durch die Arbeit im Holz nicht verändert wird. Das Bespannen mit der Leinwand erledigen wir zusammen.» Vorher malte sie in einem Unterstand unweit von ihrem Zuhause in Zürich. «Ich brauchte etwas Grösseres, wo ich die Arbeitsutensilien stehen lassen kann. Und fand diese zwei Räume hier im Seefeld, einen zum Malen und einen zum Arbeiten. Ich empfange auch Kunden, für die ich Reportagen schreibe. Oder ich werde für Moderationen gebucht und bespreche mich hier mit ihnen.» Durch die zentrale Lage würden alle gerne herkommen. Und der Raum habe eine besondere, ruhige Ausstrahlung.
«Ich bin an einem ganz glücklichen Punkt in meinem Leben. Es gibt zurzeit nichts, das mich stört oder das ich ändern will.» Sie sei früher eher unruhig gewesen, habe ständig etwas optimieren wollen. «Mein Partner ist ein Ruhepol. Er ist ein ganz anderer Typ Mensch – er hat mich gewissermassen geerdet.» Sie empfiehlt jedem, der es sich einrichten könne, eine bewusste Auszeit zu nehmen. «Das tut so gut!» In Mallorca sei sie in der Mitte ihres Arbeitslebens gewesen, habe über 20 Jahre Medienwelt hinter sich gehabt, häufig an Wochenenden, Feiertagen, frühmorgens oder spätabends gearbeitet. «Das war wenig familienkompatibel.» Sie entschied sich, aus dem Hamsterrad auszusteigen, sich mehr und bewusst Zeit zu nehmen für die Familie, die für sie an erster Stelle steht. Trotzdem gab es anfangs auch gemischte Gefühle, selbständig zu sein, sich neu zu erfinden. «Es war für mich dennoch wohltuend und befreiend zu merken, dass es auch noch etwas anderes gibt als die Medienwelt. Heute bin ich überzeugt: Es zahlt sich aus, den Mut aufzubringen und sich neu zu orientieren. Wenn du etwas mit Leidenschaft machst, findest du deine Nische.» Malen, Moderieren und Schreiben sind ihre drei Standbeine, Letzteres oft per Auftrag. Sie arbeitet allerdings auch an ihrem zweiten Buch. Nach ihrem letztjährigen Ratgeber «Sei du der Pilot deines Lebens» soll es nun ein Roman werden. TV-Projekte nimmt sie punktuell an, so wie nun zum zweiten Mal «The Masked Singer Switzerland». «Es war 2021 ‹u lässig›. Meine Rolle ist speziell, ich bin nicht nur Moderatorin, sondern auch Bezugsperson für die prominenten Teilnehmenden, die mit niemandem über ihr Abenteuer reden dürfen, weil alles bis zum Schluss geheim bleiben muss.» Nur wenige wissen, wer hinter den Masken steckt, Anna inklusive. «So kann ich ihnen gut zureden, wenn ich merke, dass sie sich etwas isoliert fühlen.»
Anna Maier ist angekommen: «Ich könnte morgen sterben und würde nichts bereuen.»