Jan Fitze
«Wie ein endloses Klassenlager»
Klingeling! Als Redaktor arbeitet der Ostschweizer vor allem hinter den SRF-Kulissen – nicht so bei «Ding Dong», wo er mit Viola Tami in fremde Wohnungen schaut. Der GlücksPost öffnete er die Tür zu seinem eigenen Zuhause.
Im berüchtigten Zürcher Kreis 4 wohnt er – «bei der Baustelle, gegenüber dem Haus mit der hässlichen Fassade», erklärt Jan Fitze, Redaktor der SRF-Sendung «Ding Dong – Zeig mir dein Zuhause!» (freitags, 21 Uhr, SRF 1). Als solcher schickt er Moderatorin Viola Tami (41) seit zwei Jahren in die unterschiedlichsten Wohnobjekte, um diese zu erkunden und die Besitzerinnen und Besitzer vorzustellen. Höchste Zeit, mal bei ihm reinzuschauen!
Die Altbau-Wohnung, in die uns der 39-Jährige einlässt, ist durchaus hübsch: Parkett, drei Zimmer, Küche, Bad, zwei kleine Balkone. Alles wirkt aufgeräumt und einladend. «Das liegt hauptsächlich darin begründet, dass meine Freundin vor etwa zwei Jahren eingezogen ist. Ich muss leider zugeben, dass die Wohnung dadurch eine Aufwertung erfahren hat», sagt der Ostschweizer und lacht.
Er selbst geht seit 20 Jahren hier ein und aus – anfangs war ein Freund der Hauptmieter und er oft Gast, weil der Ausgang in Zürich einfach Spass machte.
Seit zwölf Jahren lebt er fest hier, mit wechselnden Mitbewohnern. «Eigentlich habe ich bis heute ein Sammelsurium an Möbeln, die diese hiergelassen haben. Wohnen ist mir nicht so wichtig. Wahrscheinlich, weil ich ohnehin sehr viel unterwegs bin.»
Privat etwa steht gerade wieder eine kleine Auszeit an. Er geht für vier Wochen nach Brasilien zum Kite-Surfen – seine grösste Passion. Auch sonst ist er weit gereist, allein schon aus familiären Gründen: Seine Schwester lebte zehn Jahre lang in Neuseeland, ist vor kurzem erst zurückgekommen. Zu seiner Freude! Nun sei seine Familie hier wieder etwas grösser (der Vater starb früh), und er kann seine Nichten, zwei und fünf Jahre alt, oft sehen: «Das ist für mich das Beste! Wobei ich jetzt wohl lernen muss, auch mal Nein zu sagen. Bei meinen Besuchen wussten sie genau, dass sie bei mir alles dürfen. Sie kennen mich nur als den lustigen Onkel.»
Der lustige Onkel mit dem lässigen Job: Seit 2011 ist er Redaktor bei SRF – ging mit Nik Hartmann auf Wanderschaft, flog mit den Landfrauen durch die Welt und erkundete mit Divertimento Südafrika. «Es ist schon cool: Du erlebst extrem viel, triffst die unterschiedlichsten Menschen und kommst an Orte, wo du sonst vielleicht nie gelandet wärst.»
Vorgezeichnet war dieser Weg nicht: Jan Fitze, der in Bischofszell TG aufgewachsen ist, stu-dierte internationale Beziehungen an der HSG St. Gallen. Er habe es zwar bis zum Master durchgezogen, aber eigentlich schon am ersten Tag gemerkt, dass das nicht seine Welt ist. Allerdings bot es sich an, «vor der Haustür» zu studieren: Es beruhigte die Eltern, und seine Priorität war damals Fussball – er spielte im Nachwuchs des FC St. Gallens. Ein Radio-Praktikum und anschliessende Jobs führten ihn schliesslich zu SRF. «Ich hatte mich für ‹Eco› beworben, weil ich dachte, mein Studium erhöhe vielleicht meine Chancen. Aber sie fanden schon beim Vorstellungsgespräch, ich würde wohl besser in die Unterhaltung passen. Und ich bin bis heute glücklich darüber.»
Und dann lockte das Rampenlicht, und er drängelte bei «Ding Dong» vor die Kamera? «Meine Idee war’s nicht», erzählt er und grinst. «Der Programmentwickler meinte, dass man den Fitze doch lassen machen solle, was er immer tue – chli drischnorre. Das würde sich als Sidekick neben Viola Tami doch gut machen.»
Tatsächlich würzen die Frotzeleien zwischen den beiden die Sendung mit einer Portion Witz und Lockerheit. Alles wirkt sehr authentisch. «Das ist für mich das Geniale an der Sendung», sagt er. «Das ganze Team ist für spontane Einfälle offen, das macht dieses Format aus. Wir können so sein, wie wir immer sind. Es fühlt sich an wie ein endloses Klassenlager.» Und dieses gehe weiter: Er recherchiere bereits für die nächste Staffel. Nach 85 besuchten Häusern sei es gar nicht so leicht, immer wieder Neues zu entdecken.
Und wie sieht’s aus: Wäre seine Wohnung für «Ding Dong» spannend genug? «Chuum», sagt er. «Abgesehen vom grünen Tisch natürlich. Mein Bijou, das ich selbst angemalt habe.» Wohlgemerkt im nicht herausgezogenen Zustand, weshalb er nun einen braunen Mittelteil hat. «Entweder man liebt oder – wie meine Freundin –hasst ihn. Sie legt immer ein Tischtuch drauf, das ich dann wieder runternehme. Aber er bleibt. Er ist quasi die letzte Bastion, die noch nicht gefallen ist!»