Tanya König
«Umwege zu gehen, macht mir nichts aus»
Seit Sommer präsentiert die Moderatorin die SRF-Sendung «Gesichter und Geschichten». Nur eine der spannenden Wendungen, die ihr Leben schon genommen hat.
Das weckt Erinnerungen!» Lächelnd betrachtet Tanya König (35) ihr früheres Primarschulhaus in Rapperswil SG und erzählt, wie ihre Zeichenlehrerin sie hin und wieder vor die Tür stellte, weil sie zu viel schwatzte. Und ihr Jahre später verriet: «Ich dachte immer, du gehörst auf die Bühne!»
Damals, mit erst 15 Jahren, hatte Tanya König einen Moderationsjob bei Viva-Swizz ergattert – und erlebte einen Schlüsselmoment. «Kaum ging das Kameralicht an, redete ich munter drauflos, ich war einfach happy. So wusste ich schon als Teenager ziemlich genau, was ich später gern tun würde», erzählt sie. Das klingt ehrgeizig. Ist sie das? «Früher hätte ich nein gesagt, aber vielleicht bin ich es ein bisschen. Allerdings auf eine entspannte Art. Ich bin geduldig, es macht mir nichts aus, Umwege zu gehen. Jeder Schritt, den man macht, hat seine Berechtigung, und am Ende fügt sich alles zusammen.»
Ihr Lebenslauf jedenfalls kann sich sehen lassen: Journalistenschule, Studium, Moderatorin bei CNN Money Switzerland, freischaffende Produzentin, um nur Auszüge zu nennen. Seit knapp drei Monaten gehört sie zum -Moderationsteam von «Gesichter & Geschichten» (werktags, 18.35 Uhr, SRF 1) und «G & G Weekend» (sonntags, 18.55 Uhr, SRF 1). Ein Traumjob, der aber auch mit Zweifeln einherging, wie sie zugibt. «Bei CNN habe ich mich in den Bereichen Business, Kunstmarkt, Unternehmertum etabliert, und auch mit der Selbständigkeit lief es gut», sagt sie. «Aber zum Glück habe ich auf mein Bauchgefühl gehört. Ich liebe die Live-Modera-tion, die Gespräche mit den Studiogästen, das Teamwork.» Und: Da sie im 30-Prozent-Pensum arbeitet, kann sie ihre eigene GmbH weiterführen und hat auch Zeit, die TV-Sendung «Next in Business» (ab 31. 10., Sat.1 Schweiz) zu moderieren, wo sie Start-ups besucht.
Bei «G & G» fühlt sie sich angekommen, aber noch nicht total in der Routine. Sie könne noch viel lernen, und je nach Gast sei manchmal auch noch Aufregung dabei. Gab’s bisher Pannen? «Jaaa!», ruft sie und lacht. «Zum Beispiel fiel mir kürzlich das Ansteckmikrofon vom Hemd. Die Zuschauer haben dann nur noch das Rascheln meiner Kleider gehört, während ich fröhlich weitermoderiert habe. Und dann gibt’s natürlich Versprecher, aber ich denke, das passiert jedem mal.» Sie strebe nicht die absolute Perfektion an, viel wichtiger sei ihr, authentisch zu sein – nicht nur im Job, auch im Leben. Wie würde sie sich sonst beschreiben? Sie überlegt. «Aufgestellt, extrovertiert, lebensfroh und weltoffen.»
Der letzte Punkt verwundert nicht: Tanya Königs Mutter ist eine in Portugal aufgewachsene Chinesin, ihr Vater Schweizer. Geboren wurde sie in Australien, wo die Familie zweieinhalb Jahre lebte. Dann ging es nach Rapperswil. Als die Eltern sich trennten, zog die Mutter mit ihr und ihrem Bruder ein Jahr nach Portugal, wo Tanya die erste Klasse besuchte, ehe sie schliesslich zurück nach Rapperswil kamen. Gesprochen wurde zu Hause Portugiesisch, Englisch und Deutsch. Während ihres Studiums (Sinologie, Politikwissenschaft und Filmwissenschaft) lebte sie ein Jahr in Peking, um Chinesisch zu lernen und ihre Wurzeln kennenzulernen. «Dieser Hintergrund hat mich – nebst meinen Eltern natürlich – schon geprägt. Die beiden hatten nie irgendwelche Vorstellungen von dem, was ich machen oder wer ich sein sollte. Das gab mir Raum, mich zu entfalten», erzählt Tanya König.
Heute ist der wichtigste Mensch in ihrem Leben ihr Mann. «Er ist nicht nur ein super Ehemann, sondern auch mein bester Freund, und wir arbeiten auch manchmal zusammen.» Seit vier Jahren sind sie verheiratet, seit sechs Jahren liiert. «Wir haben uns an einem Anlass kennengelernt, den ich moderierte. Er arbeitet in der Finanzbranche, macht zurzeit aber eine Weiterbildung.» Dieses Jahr haben sie sich eine Wohnung im Zürcher Oberland gekauft – viel Ruhe statt Trubel in der Stadt Zürich. «Den vermisse ich manchmal zwar, aber mein Leben ist so vollgepackt, dass es guttut, einen Ort zum Abschalten zu haben.»
Was macht sie denn sonst so, neben dem Job? «Nüüt! Ich arbeite nur», sagt Tanya und lacht. «Oder doch: Ich stehe ab 8. Oktober im Zürcher Theater Neumarkt erstmals seit meiner Jugend auf der Bühne. Ich habe eine kleine Rolle in ‹ews›, einem Politthriller über Eveline Widmer-Schlumpfs Wahl in den Bundesrat.» Dass Proben und Vorstellungen viel Zeit beanspruchen, nimmt sie gerne in Kauf. Es sei wie bei ihren TV-Einsätzen. «Auf der Bühne fühle ich mich einfach lebendig.»