Roeland Wiesnekker
«Mit Entscheidungen tue ich mich schwer»
Koch oder doch Krankenpfleger? Als junger Mann wusste der TV-Star nicht so recht, was er mit seinem Leben anstellen soll. Gut, wurde er Schauspieler, wie er nun wieder beweist.
Wenn es um Verbrechen geht, klopfen die Filmemacher gerne bei Roeland Wiesnekker (54) an: Der in Zürich lebende Schweizer mit niederländischen Wurzeln taucht oft in entsprechenden Formaten auf, sei es im «Tatort», im «Prag-» oder «Bozen-Krimi». Neustes Beispiel ist das Thriller-Drama -«Decision Game» (11. / 18. / 25. 9., 20.15 Uhr, ZDFNeo). Ab 30. Oktober spielt er zudem in der SRF-Krimiserie «Die Beschatter» einen Ex-Polizisten, der eine Detektivschule gründet.
Ein Plan steckt nicht dahinter. «Es ist einfach dem Arbeitsangebot geschuldet. Viele Formate sind eben Krimis. Die Leute mögen das nun mal. Wenn die Rolle einiges hergibt, dann sage ich zu. Aber wenn es etwas anderes gibt, was gut ist, mache ich das gerne», sagt der Schauspieler, der dieses Jahr denn auch für die Schweizer Kino-Komödie «Die Nachbarn von oben» von Sabine Boss vor der Kamera stand. «Nein, ich habe mir nicht vorgenommen, nur Krimis zu drehen.»
In «Decision Game» entführt seine Figur die Tochter einer Risikoanalystin, es geht auch um strategische Pläne und Entscheidungen. Etwas, was gar nicht zu seiner eigenen Denkart passt. «Ich hasse Entscheidungen, tue mich schwer damit, auch bei ganz einfachen Fragen wie ‹Soll ich dahin oder dorthin gehen?›», gesteht Roeland Wiesnekker, der aus seiner vergangenen Beziehung mit der deutschen Kabarettistin Uta Köbernick (54) den 15-jährigen Sohn Ruben hat. «Für mich allein geht es noch halbwegs, aber wenn ich dann auch Entscheidungen für ihn mit treffen muss, wird es noch viel schwieriger.»
Deshalb hält er sich da letztlich auch zurück: «Ich gebe meine Ratschläge, oder genauer gesagt, ich gebe meinen Senf dazu. Letztlich soll er aber selbst seine Entscheidungen treffen. Bis jetzt war es auch immer so. Einige waren vielleicht falsch, aber das gehört dazu, wie wir wissen. Ich schreibe ihm nichts vor. Auf jeden Fall denkt er strategischer als ich. Da bin ich stolz auf ihn.»
Eine klassische Situation, wo er als Vater hätte eingreifen können, war die schulische Ausbildung seines Sohnes: Ruben stand vor der Entscheidung, auf dem Gymnasium die altsprachliche oder die musische Richtung einzuschlagen. «Klar, hätte ich da länger mit ihm quatschen können. Aber letztlich haben diese Sachen nichts mit mir zu tun. Ich habe ihm nur gesagt, was er kann und was weniger, aber ansonsten habe ich mich zurückgehalten. Und das war weise, wie ich finde.»
In seiner eigenen Jugend wusste Roeland Wiesnekker nicht so recht, was er machen sollte, und begann aus der Not heraus mit 15 eine Kochlehre: «Als ich dann angefangen habe, begriff ich, dass das der falsche Plan war.» Danach folgte er dem Beispiel seiner Schwester und wollte eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolvieren, «was auch nicht das Richtige war». Der nächste Schritt war Hilfskoch in einer Gassenküche für Bedürftige. Und da fand er endlich die Person, die ihn in die richtige Richtung schickte: «Meine damalige Chefin ermuntert mich, die Aufnahmeprüfung an der Schauspielakademie Zürich zu absolvieren.» Er habe sich zwar für die Schauspielerei interessiert, aber lange gezögert, den ersten Schritt zu machen. «Weil ich nicht sicher war, ob das überhaupt erreichbar ist. Es hat sehr geholfen, dass eine Person da war, die mich bestätigt hat, das auszuprobieren, anstatt von vornherein die Flinte ins Korn zu werfen.»
Diese Wahl stellt Roeland Wiesnekker nicht mehr infrage: «Beruflich passt die Schauspielerei zu mir. Aber ich schliesse nichts aus. Es gibt bestimmt noch viele Sachen, die auch spannend wären. An sich bin ich mit meiner Entscheidung vor 35 Jahren aber weiterhin zufrieden, selbst wenn es mal Krisen gab.» Heute läuft es sehr gut – in Deutschland wie hierzulande, wo er auch aufgewachsen ist.
Obwohl er Entscheidungen nicht mag, entschloss sich der gebürtige Niederländer vor fünf Jahren, die Schweizer Staatsbürgerschaft anzunehmen: «Entscheidend war, dass ich das politische Geschehen in meiner Wahlheimat mitbestimmen wollte. Das heisst: Das Schweizer Stimm- und Wahlrecht war der ausschlaggebende Grund.» Doch es gibt Sachen, die er aus seinem Geburtsland vermisst: «In Holland geht es cooler und entspannter zu. Da kann man zum Beispiel Leute einfach spontan besuchen. Hier ruft man immer vorher an.»