Linda Fäh
«Mamä und Mami sind für mich grosse Vorbilder»
Sie schwebt im siebten Himmel: Beruflich freut sich die Schlagersängerin auf ihr neues Album, privat auf ihr erstes Kind! Die Baby-Überraschung bedeutet auch für ihre Mutter und Grossmutter Glück pur.
«Min Stern!», ruft Martha Fäh und strahlt übers ganze Gesicht. Die 97-Jährige sitzt im Garten des Altersheims von Benken SG und hat gerade ihre Enkelin erblickt. «So schön bisch da!» Linda Fäh (34) schliesst ihre Mamä, wie sie ihr Grosi nennt, in die Arme und freut sich, dass sie Zeit fürs Treffen gefunden hat. Die Schlagersängerin hat eben ihr neues Album «federleicht» veröffentlicht – da ist der Terminkalender ziemlich voll. «Aber irgendwie schaffe ich es immer, hin und wieder vorbeizuschauen», erzählt sie.
Vor gut einer Woche war sie auch schon hier – mit ihrem Mann Marco (38) und einer süssen Nachricht im Gepäck: «Da haben wir ihr gesagt, dass wir ein Baby erwarten», erzählt sie. «Sie hat sich riesig gefreut.» Genau wie der Rest der Familie: Diese wurde bei einem Brunch mit der Nachricht überrascht. Das Paar enthüllte plötzlich T-Shirts mit Aufdrucken: «Ich werde Mami» bzw. «Ich werde Papi». Lindas Mutter Brigitte (69), die im AltersheimCafé arbeitet und sich inzwischen auch dazugesetzt hat, schwärmt: «So schön! Ich konnte es gar nicht glauben und hätte nie damit gerechnet, dass es gerade jetzt passiert!»
Zum einen durfte sie sich einige Monate zuvor schon über die Ankündigung freuen, dass ihr Sohn im September Vater wird. Zum anderen drehte sich für ihre Tochter zuletzt alles ums neue Album. Was also macht für Linda Fäh den Zeitpunkt zum richtigen? Sie überlegt eine Weile. «Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich habe ja oft gesagt, dass ich mir eine Familie wünsche, so richtig gespürt habe ich es aber nicht. Das ist jetzt ganz anders», erzählt sie. «Wahrscheinlich hat es mit der Pandemie zu tun, in der ich nochmals eine Entwicklung durchgemacht habe.» Als Sängerin sei ihre Welt plötzlich stillgestanden. Eine harte Zeit, in der sie aber «doppelt und dreifach» spürte, wie dankbar sie ist, diesen Job machen zu dürfen. «Ich glaube, dadurch bin ich noch mehr bei mir selbst angekommen. Ich habe deutlich gefühlt, dass ich auch bereit bin für dieses andere Glück und es nicht herausfordern will, indem wir noch lange warten. Nichts ist selbstverständlich.»
Privat hat ihr während der Coronazeit ihr Mann Marco Halt gegeben, beruflich ihr neues Team aus Deutschland und ihr langjähriger Manager, die immer an sie geglaubt haben. Zweieinhalb Jahre arbeiteten sie intensiv am Album «federleicht». Noch nie habe sie sich so stark einbringen können. Die Sängerin feilte an den Texten mit, konnte ihre Botschaften und eigenen Geschichten erzählen. «Es ist dadurch mein persönlichstes Werk geworden – mein ‹Fähmily›-Album, weil ich so viele Songs mit meiner Familie verbinde. Zur ‹Fähmily› zähle ich aber auch meine Fans, die mich immer unterstützen.» Mamä Martha widmete sie den Song «Wohin dein Weg dich führt». Und so darf sich diese nicht nur über eine mitgebrachte CD, sondern auch über ein Ständchen freuen. Im Song geht es um den Ratschlag, immer seinem Herzen zu folgen, Steine auf dem Weg wegzukicken. Das Lied sei entstanden, weil ihr diese Botschaft wichtig war, erst dann merkte sie, dass sie es mit ihrem Grosi verband. «Sie hat mir immer gesagt, dass ich meinen Weg schon machen werde, dass ich das Richtige tue», erzählt sie. «Sie ist 97, sieht und hört nicht mehr so gut, aber trotzdem ist sie so fröhlich, dankbar und schaut zufrieden zurück. Es bedeutet mir viel, ihr diesen Song widmen zu können. Ich weiss ja auch nicht, ob das nochmals möglich sein wird und wann ich sie zum letzten Mal sehe.» Sorgen oder Angst mache ihr das nicht. Sie geniesse einfach jedes Treffen und sei dankbar, dass sie ihre Grossmutter schon so lange in ihrem Leben haben darf. Linda Fäh legt eine Hand auf ihren Bauch. «Aber natürlich ist es mein grösster Wunsch, dass sie unser Baby noch kennenlernen und im Arm halten darf. Es wäre wunderschön, wenn das klappt.» Das Baby wird im Januar zur Welt kommen, und so oder so wird ein bisschen Mamä in ihm weiterleben: «Sie und meine Eltern sind grosse Vorbilder für mich. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit, Mamä lebte gleich nebenan. Sie haben uns so viel Sicherheit und Geborgenheit geschenkt, ohne uns komplett zu verwöhnen. Ich habe früh gelernt, dass man nicht alles einfach so bekommt und sich Dinge erarbeiten muss. Das hat mich zu dem gemacht, was ich bin: ehrgeizig und diszipliniert. Das sind zum Teil auch traditionelle Strukturen, die ich heute aber genauso machen würde.»
Sie und Marco hätten zwar schon ein bisschen darüber gesprochen, wie sie als Eltern sein wollen – unkompliziert und liebevoll –, und was sie ihrem Kind mitgeben wollen – Weltoffenheit, dass alle Menschen gleich viel wert sind, und Dankbarkeit. Aber am Ende seien Kinder ja auch Spiegel ihrer Eltern: Es geht darum, ihnen die Dinge vorzuleben und ihnen gleichzeitig Raum für ihre Stärken und Schwächen zu lassen. «Das wird sich alles zeigen und entwickeln, wir gehen Schritt für Schritt.» Sie und Marco seien so ein tolles Team, da habe sie keinerlei Bedenken, dass sie auch als Eltern alles gut zusammen meistern werden. «Er ist schon voll im Thema drin», sagt sie und lacht. «Fast noch mehr als ich, weil bei mir wegen dem Album so viel los ist.» Bis Dezember will sie – solange es ihr so gut geht wie jetzt – normal weiterarbeiten. Eine Babypause ist für Januar und Februar geplant: Monate, die bei ihr sowieso immer ruhig seien. «Es ist wie ein Geschenk des Himmels, dass das Baby genau dann kommt.» Und danach können sie und Marco, wenn nötig, auch auf die Unterstützung der Familie zählen. Brigitte jedenfalls stünde als Babysitter bereit. «Ich werde nicht mehr allzu lange arbeiten», erzählt sie, fügt aber gleich an, dass sie den Neu-Eltern auch nicht auf die Pelle rücken will. Was denkt sie: Wie wird Linda als Mami sein? «Wunderbar! Schon jetzt kann sie so toll mit Kindern umgehen und ist ein totaler Familienmensch.» Linda Fäh ist gerührt. «Genau wie du und Mamä!»