Sepp Trütsch
Sepp Trütsch: «Mein Traum? Auf einen 4000er zu klettern!»
Reisen mit Tochter Angela, Rückzug in eine Alphütte und auf langen Wanderungen Kraft tanken. Nachdem der Volksmusik-Papst Sepp Trütsch im letzten Jahr dem Tod ins Auge geblickt hatte, hat er ein neues Leben begonnen. Und: Der einstige TV-Star hat grosse Pläne.
Sepp Trütsch hat sein Menü im edlen Restaurant seines Hotels «Wysses Rössli» in Schwyz «rübis und schtübis» weggeputzt. Kalbssteak in Morchel-Rahmsauce, Spätzli und Gemüse, alles aufgegessen, der Teller ist leer. Ja, eigentlich ist so etwas normal. Nicht für den Volksmusik-Papst. Ihn, einst satte 130 Kilos auf den Rippen, hätte man früher eher mahnen wollen, sich wegen seines enormen Übergewichts zu überlegen, eine zweite Portion zu schöpfen. Heute ist das Gegenteil der Fall. Sepp Trütsch, inzwischen 62, hat insgesamt 70 Kilo abgenommen. Er muss essen, um zu überleben.
Immer an seiner Seite: seine Ehefrau Ida (62) und Tochter Angela (38). Sie arbeitet in einem Reisebüro und einen Tag pro Woche bei ihrem Vater im Schwyzer Hotel. «Angie ist kaufmännisch gut ausgebildet und sehr kommunikativ», so der stolze Vater. «Ich hoffe, dass sie eines Tages das Hotel übernehmen will.» Sepp und Ida haben zwei Kinder, die bis anhin kaum je im Rampenlicht standen (Sohn Sepp junior, 41, ist Koch in Aegeri ZG). «Das liegt auch an Ida, die Panik kriegt, wenn sie eine Kamera nur schon von Weitem sieht», sagt der Volksmusik-Guru. Weil sie öffentliche Anlässe aus diesen Gründen nicht mag, begleitet Angela ihren Vater an Musical- und Zirkus-Premieren. «Angie geht sehr gerne aus; sie liebt Premieren. Ihr schwerer Autounfall – zwei Jahre hat sie nur Spitäler und Rehakliniken von innen gesehen – hat uns noch viel mehr zusammengeschweisst. Seither machen wir jedes Jahr für eine Woche eine Vater-Tochter-Reise. So waren wir bereits in Venedig, Rom, Hamburg, Lissabon, Bukarest. Und dieses Jahr werden wir nach Miami fliegen. Wo immer wir sind, geniessen wir gutes Essen und feine Weine. Am Reisen haben wir total den Plausch.»
Mutter Ida findet das so okay. «Sie freut sich sogar darüber. Seit dem Massaker im ägyptischen Luxor, bei dem sie ihre Mutter verlor, bringt man sie nicht mehr in den Flieger. Früher sind wir um die ganze Welt gereist. Aber heute hat sie genug davon. Mit dem Auto auf eine Kreuzfahrt, ja, da ist Ida noch dabei. Aber immer ist da diese Angst, fotografiert zu werden.» In den letzten Wochen bestand diese Gefahr nicht. «Meine Frau und ich sind eben von einer Woche in unserer Wohnung in Cannes an der Côte d’Azur zurückgekommen. Dort haben wir ausgiebig entspannen können, machten lange Spaziergänge am Meer. Wir gehen auch zu Hause oft spazieren, wandern und im Winter Ski fahren.»
Neun Monate nach seinem Zusammenbruchs trotzt Sepp Trütsch vor Lebensfreude. Er wurde gesund, weil er sein Leben änderte, sich endlich richtig erholte und sich für seine Gesundung Zeit nahm. «Ich bin eine Kämpfernatur », sagt er. «Aber anderseits habe ich meinem Arzt einfach gehorcht. Wenn du zuvor nächtelang wach gelegen bist mit dem Gedanken, wohin der Zug wohl fährt, oder wenn du in vielen schlaflosen Nächten über den Tod sinnierst, dann fällt einem das leichter. Schläuche? Nein! Rollstuhl? Nie und nimmer! Dein Lebensfilm läuft ab. Du fragst dich: Habe ich noch Baustellen? Habe ich alles geregelt? Auch wenn mein gutartiges Darm- Karzinom grossräumig entfernt wurde, weiss man: Es war fünf Minuten vor zwölf. So weit will ich nie mehr kommen.» Sepp Trütsch lebt heute auch viel bewusster als früher. Er nimmt sich Auszeiten mit langen Spaziergängen und Wanderungen sowie einen Wohlfühl-Tag pro Woche nur für sich. «Mal zwei, drei Tage alleine in einer Alphütte die Besinnung auf sich selber suchen, das tut mir unglaublich gut», freut er sich. Und seit er wieder mit Appetit essen mag, ist die Welt wieder in Ordnung. Und er hat noch grosse Ziele. «Mein Traum ist die Besteigung eines weiteren 4000ers und eine Reise nach Nepal. Beides traue ich mir zu. Dafür werde ich auch trainieren und mit ausgewogenem Essen wieder richtig zu Kräften kommen. Ich werde das schaffen. Mein neues Leben soll wieder richtig Spass machen.»
Gast - 7. Oktober 2011, 21:27
Weiter so Sepp! Du machst das hervorragend :-) gruass us Wallisella: Monica & Patrik