Hausi Leutenegger
Dem Olympia-Gold viel zu verdanken
Genau vor 50 Jahren gab es für den Unternehmer für seinen Einsatz als Bobfahrer einen grossen Triumph zu feiern. Mit erst dramatischen, dann aber durchaus positiven Folgen!
Beinahe gestorben nach dem Triumph! «Wegen einer doppelten Lungenentzündung», erklärt Hausi Leutenegger (82) und blickt 50 Jahre zurück. Am 12. Februar gewann er an den Olympischen Winterspielen in Sapporo die Goldmedaille, landete danach für zwei Wochen in einem Spital in Tokio. «Grund für die schwere Erkrankung: Wir mussten nach dem Sieg völlig verschwitzt zuerst den Medien Auskunft geben, nach einer Stunde wurde uns dann das Gold überreicht. Das Warten im dünnen Trainingsanzug bei unsagbarer Kälte gab mir den Rest. Ich glaubte, sterben zu müssen.»
Alles wurde aber gut – und Hausi über die Jahre zum Liebling der Schweizerinnen und Schweizer. Für den erfolgreichen Geschäftsmann aus Bichelsee TG, der seit Jahrzehnten in Genf wohnt, ist dieser Sieg mit ein Grund für seinen Wohlstand. «Dem Olympia-Gold habe ich viel zu verdanken», sagt er. 1965 hatte er seine Firma mit vier Mitarbeitern gegründet. Auf dem Höhepunkt des geschäftlichen Erfolgs waren über 1300 Leute unter seiner Ägide weltweit unterwegs. In den Niederlanden, wo er Anfang der 60er-Jahre als gelernter Bauschlosser auf Montage war, entdeckte er das System, Handwerker quasi auf Leihbasis zu verpflichten und dorthin zu schicken, wo sie gebraucht werden. «Was für ‹Manpower› und ‹Adecco› Büroangestellte waren, waren bei mir Handwerker aus allen Berufen. Ob Irak oder Tunesien, Deutschland oder hier in der Schweiz: Es funktionierte, und die Mitarbeiter waren glücklich», erzählt Hausi stolz.
«Das war mein Durchbruch und die Grundlage für meine ersten Millionen», freut er sich noch heute über seinen Coup. Er möchte aber betonen, dass er bereits als Olympiasieger Millionär war. «Trotzdem: Die Reklame dieses Sieges hat mich nach oben gespült, die 38 Filmrollen, die ich angeboten bekam, hingen ebenso damit zusammen wie Millionenaufträge in Deutschland.»
Das Olympia-Jubiläum sorgt dafür, dass über Hausi Leutenegger wieder viel zu lesen ist – ob in der «NZZ am Sonntag», im «Nebelspalter» oder in der «Weltwoche». «Was will ich machen?», fragt er. «Alle mögen mich. Vielleicht auch wegen meiner Devise: ‹Sei freundlich zu jedem, das kostet nichts!›» Eigentlich wollte sich Hausi (geschätztes Vermögen gemäss «Bilanz»: 100 bis 150 Millionen Franken) nach seinem 82. Geburtstag, den er am 16. 1. feierte, zurückziehen. «Geht nicht», meint er. «Die Menschen wollen mich immer noch sehen.»