Corinne Hofmann
Corinne Hofmann – Sie trägt Afrika immer noch im Herzen
Vor über 20 Jahren verliess die «weisse Massai» den schwarzen Kontinent und kehrte mit ihrem Kind in die Schweiz zurück. In ihrem neusten Buch beschreibt sie jetzt, wie sich ihr Ex-Mann und ihre Tochter nach Langem wieder trafen und wie viel ihr die Menschen in Kenia bedeuten.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Denn diesen Moment hatte sich Corinne Hofmann (51) so sehr herbeigesehnt: Erstmals nach 19 Jahren treffen sich ihre Tochter und deren Vater wieder. «Wie wird der stolze Samburu-Krieger Lketinga auf unsere Napirai zugehen?», hatte sich die Bestseller-Autorin («Die weisse Massai») gefragt. «Wir haben schon fast drei Stunden in der Nähe seines Heimatdorfs gewartet, sind immer nervöser geworden», erinnert sie sich mit glänzenden Augen an die Begegnung in Kenia im letzten Jahr. «Dann kam er, sorgfältig gekleidet. Ich wollte auf ihn zugehen, doch er schritt auf seine Tochter zu und sagte zu mir: ‹Ich will nicht dich, ich will mein Kind.›» Das hat Corinne Hofmann mit unendlicher Erleichterung erfüllt. «Von da an wich er ihr nicht mehr von der Seite. Ein Erlebnis, das Napirai mit Stolz für ihre Herkunft erfüllt hat. Sie sah, dass ihr Vater ein toller Mann ist und sie sehr liebt!»
Für genau diesen Mann hatte Hofmann 1987 die Schweiz verlassen, ihn geheiratet und ihm kurz darauf eine Tochter geboren. Mit ihm lebte sie in einer Lehmhütte, schlief auf dem Boden, litt an Unterernährung und Krankheiten wie Malaria und Hepatitis. Die Liebe war nicht von Dauer: Lketingas Eifersucht und sein Alkoholkonsum liessen sie Ende 1990 Hals über Kopf zurück in ihre alte Heimat fliehen.
Das ist jetzt über 20 Jahre her. Welche Energie und Willenskraft nach wie vor in ihr stecken, lässt sie beim Interview zu ihrem neuen Buch «Afrika, meine Passion» (A1 Verlag, Fr. 32.90), Platz eins der Bestsellerlisten, deutlich spüren. Dieses handelt jedoch nicht nur vom Wiedersehen ihrer heute 22-jährigen Tochter mit ihrem Vater, sondern ist auch eine Liebeserklärung an ihre zweite Heimat Afrika. Sie berichtet von der Fusswanderung 2009, den 720 Kilometern, die sie in Namibias Norden unterwegs war, zudem von den Besuchen später in den Slums von Nairobi. «Ich erzähle auch von den fröhlichen, warmherzigen und witzigen Menschen, die trotz grösster Armut immer wieder Anlass zu Hoffnung finden, die aus einem Sack Erde und ein paar Pflanzen ihr kleines Glück aufbauen. Diese Menschen vermitteln ein Lebensgefühl, das man sich nicht mit Geld kaufen kann. Ich gebe zu, wenn ich daheim bin, träume ich von Abenteuerreisen. Bin ich dann aber längere Zeit unterwegs, überkommt mich ganz plötzlich die Sehnsucht nach zu Hause. Es gibt aber auch hier Zeiten, in denen ich einfach alleine in die Natur gehen muss, um neue Energie zu tanken.» So unternimmt sie gerne lange Wanderungen in ihrem Wahlkanton Tessin, wo sie seit neun Jahren lebt.
Wie sehr ihr die Menschen in Afrika am Herzen liegen, zeigt sich an ihrem langjährigen Engagement für sie. So hat Corinne Hofmann den «Förderverein Kenia Weisse Massai » gegründet und hofft auf einen erfolgreichen Verkauf ihres neuen Buches, um einen Teil des Geldes für Kindergärten und alleinerziehende Frauen in ihrem früheren Heimatdorf einsetzen zu können. «Jetzt feiere ich aber erst mal zusammen mit meiner Tochter den erfolgreichen Abschluss ihrer Coiffeurlehre, ihrer Zweitausbildung nach Make-up-Stylistin!»