Sven Epiney
«Ich versuche, noch mehr im Jetzt zu leben»
Glückwunsch! Der Moderator wird 50 Jahre alt – und kommt gut damit zurecht. Kurz nach dem Jubeltag gönnt er sich mit Lebenspartner Michael eine kleine Auszeit für Körper und Geist. Ihre Hochzeit dagegen mussten die zwei vorerst verschieben.
GlücksPost: Sie werden 50 Jahre alt – wie fühlt sich das für Sie an?
Sven Epiney: Eigentlich gut. Für mich war der 20. Geburtstag viel intensiver.
Wie bitte?
Wirklich! Damals dachte ich: Mein Gott, jetzt bist du erwachsen, das seriöse Leben beginnt. Die runden Geburtstage danach sind einfach passiert. Viele Leute, die bereits 50 geworden sind, sagen mir, dass es eine coole Zeit sei, und ich glaube ihnen da natürlich gern: Die guten Jahre kommen noch! (Lacht.)
Wie werden Sie feiern?
Wir gehen im kleinen Rahmen essen, viel mehr ist derzeit ja kaum möglich. Ich feiere aber generell selten gross. Der Zeitpunkt – so kurz nach den Festtagen – ist einfach nicht ideal. Und im Sommer nachzufeiern, ist irgendwie nicht meins. Aber mal sehen, vielleicht mache ich es spontan ja doch.
Haben Sie einen Geburtstagswunsch?
Materiell keinen. Wenn man gesund ist, im Hier und Jetzt lebt, grossartige Momente geniessen kann, dann ist das für mich das Grösste. Ich bin sehr dankbar.
Was ist denn Ihr grösstes Glück, wenn Sie zurückblicken?
Tatsächlich, dass ich so vieles machen durfte, das mich mit Freude erfüllt hat: unzählige tolle Erlebnisse und Begegnungen, einen Beruf zu haben, der gleichzeitig eine Leidenschaft ist. Da denke ich schon: Wow, was für ein Glück!
Aber sicher gab es auch bei Ihnen nicht nur eitel Sonnenschein.
Von ganz grossen Tiefschlägen bin ich verschont geblieben, aber natürlich widerfahren einem auch mal traurige und einschneidende Dinge. Das Tolle ist, dass am Ende meistens das Schöne in Erinnerung bleibt. Ich bin grundsätzlich ein sehr positiv denkender Mensch, versuche auch aus dem Schlechten, das einen ja auch stärker macht, etwas Gutes herauszuziehen und nach vorne zu schauen.
Sie sind seit 1993 bei SRF und quasi vor aller Augen älter geworden. Wie steht es da um Ihre Eitelkeit?
Natürlich schaue ich zu mir, aber übermässig eitel bin ich nicht. Im Alltag bin ich inklusive duschen in fünf Minuten aus dem Haus, habe auch kein Problem damit, mal im Trainer einkaufen zu gehen.
Spüren Sie beruflich keinen Druck, jung und frisch bleiben zu müssen? Frauen geht es ja oft so.
Nein, null! Bei meinem Job sind meiner Meinung nach andere Qualitäten weitaus wichtiger.
Michael Graber: Absolut, und wenn auch: Es schätzen ihn sowieso alle viel jünger.
Sven Epiney: Ich hatte halt schon immer ein Babyface (lacht). Mit 35 musste ich in Las Vegas extra meinen Pass aus dem Zimmer holen, damit sie mich im Casino haben spielen lassen!
Sie beide haben einen Altersunterschied von 20 Jahren …
Michael Graber: Der war für uns selbst nie ein Thema. Auch jetzt nicht, wo Sven 50 wird – die Differenz wird dadurch ja nicht grösser. Zudem fühle ich mich eher älter, als ich bin, und er sich jünger: So treffen wir uns irgendwo in der Mitte. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, ich sei der Ältere!
Sven Epiney: Im Ausgang zum Beispiel bin ich selten derjenige, der als Erster nach Hause möchte (lacht).
Dann spüren Sie die 50 auch körperlich nicht?
Als ich mir beim Badminton kürzlich eine Zerrung holte, dachte ich mir schon, dass ich mich mit fast 50 wohl länger hätte einwärmen sollen. Aber im Grossen und Ganzen habe ich keine Probleme, lebe genau wie bisher. Oder fast genau wie bisher. Man wird schon reifer. Ich versuche, noch mehr im Jetzt zu leben, man weiss ja nie, was morgen kommt. Das habe ich zwar schon mit 30 gesagt, aber es gelingt mir immer besser.
Etwas, das in Zukunft kommen soll, ist Ihre Hochzeit: Sie und Michael Graber wollten diesesJahr heiraten.
Ja, aber wie jeder weiss: Derzeit ist es fast unmöglich, etwas zu planen. Natürlich könnten wir auch eine Mini-Hochzeit feiern, aber wir warten lieber, möchten das in Ruhe angehen, es soll gedeihen können.
Michael Graber: Wir haben wirklich null Stress, gehen auch erst richtig in die Planung, wenn es so weit ist. Uns kommen immer wieder neue Ideen.
Sven Epiney: Es muss nichts Verrücktes werden, aber stimmig soll es sein. In Festlaune sind derzeit weder die Leute noch wir. Wir sind seit bald elf Jahren zusammen und uns so oder so extrem nahe, da kommt es auf ein paar Monate mehr nicht darauf an.
Wie oft nehmen Sie sich die Zeit für Ausflüge wie heute?
Michael Graber: So oft wie möglich, wir brauchen diese Zeitinseln, schaffen sie uns ganz bewusst. Solche Momente geniessen wir extrem.
Sven Epiney: Wir arbeiten beide unregelmässig, da ist Planung sehr wichtig. Dennoch schaffen wir es, viel Zeit miteinander zu verbringen.
Michael Graber: Eigentlich krass, dass es in unserer Beziehung nie stagnierte oder Langeweile einkehrte. Nach elf Jahren sitzen wir uns immer noch im Restaurant gegenüber und erzählen und erzählen und erzählen (lacht).
Keine Streitereien?
Sven Epiney: Natürlich haben wir mal Meinungsverschiedenheiten, wäre ja komisch, wenn nicht. Aber es geht nicht um grundsätzliche Dinge. Häufig spielt noch etwas anderes hinein – man ist gestresst vom strengen Tag oder hat einfach schlechte Laune.
Michael Graber: Ja, oder wir reissen gemeinsam ein Projekt an und haben da mal unterschiedliche Meinungen.
Steht denn gerade ein spezielles Projekt an?
Michael Graber: Wir starten das Jahr mit einem längeren Entspannungsurlaub, kurz nach Svens Geburtstag.
Was haben Sie denn vor?
Sven Epiney: Wir machen Ayurveda. Es soll eine Art «Reset» für Körper und Geist sein – alles in Einklang bringen, erden und auf null setzen.
Was gab den Ausschlag dafür?
Michael Graber: Das kam von mir aus. Ich hatte das Gefühl, dass es für mich persönlich Zeit für eine Art Neustart ist – vieles zu überdenken, auch beruflich.
Sie sind Social-Media-Manager. Haben Sie Ihren Job gekündigt?
Michael Graber: Ja, ich bin jedoch noch immer im Social-Media-Bereich tätig. Dennoch möchte ich mich zusätzlich weiterbilden und etwas Essenzielleres tun, mit mehr Tiefgang. Im Mai beginne ich ein Studium in der Alternativmedizin, Kinesiologie. Derzeit bin ich an einer medizinischen Vorausbildung.
Und Sie, Sven, unterstützen ihn dabei?
Sven Epiney: Auf jeden Fall. Es ist eine Reise, die wir zusammen machen. Ich finde es extrem spannend, und dadurch, dass Michael Neues lernt, lerne ich mit. So füllt sich auch mein Rucksack. Ich bin da völlig offen.
Können Sie sich vorstellen, Ihren Beruf ebenfalls an den Nagel zu hängen? Nach fast 30 Jahren SRF wäre der Wunsch nach Veränderung verständlich.
Nein, mein Job ist unglaublich abwechslungsreich, mit immer wieder neuen Teams, Themen und Projekten. Da ist auch Flexibilität und Kreativität gefragt. Ich habe immer noch unglaublich Freude daran, Sendungen zu machen, Geschichten zu erzählen, die Leute für etwas zu begeistern und sie mitzunehmen in eine andere Welt. Wenn das mal nicht mehr so sein sollte: Sag niemals nie.
Und dann?
Wer weiss. Ich bin äusserst begeisterungsfähig, das hat mir immer vieles ermöglicht. Wenn du etwas mit Leidenschaft, Euphorie und Herzblut machst, gibt es 1000 Dinge, die du tun kannst. Aber eben: Das Moderieren macht mir immer noch am meisten Spass!