Thomas Bucheli
Thomas Bucheli – Vom Wetter bekommt er nie genug
Seine Leidenschaft hat der «Meteo»-Chef zum Beruf gemacht. Hoch und Tiefs lassen ihn aber auch dann nicht los, wenn er privat unterwegs ist.
Eigentlich trinke er morgens nur einen Kaffee, meint Thomas Bucheli (50) auf der Terrasse des Hotels Zürichberg. Heute könne er aber ruhig etwas frühstücken. «Wir haben ja ein schwaches Hochdruckgebiet, da passiert wettermässig vorerst noch nichts!» Umgekehrt verhalte es sich,wenn er mit seiner Frau Barbara (47) und seinem Sohn Marc (14) in die Ferien fahre. «Häufig geht hier ausgerechnet dann die Post ab, wenn ich weg bin. Etwa bei den mühsamen Südwestlagen, die punktuell massive Gewitter bewirken können. Da sind meine Leute auch nachts gefordert, müssen lokale Sturmböen abschätzen, sofort das Wetter-Alarm-Prozedere in Kraft setzen.»
Er wäre wohl nie zum berühmtesten Meteorologen der Schweiz geworden, wenn seine Augen bei diesen Ausführungen nicht glänzen würden! «Ja, das ist so, Wetter und allgemein das Klima sind meine Leidenschaft», gibt er zu. «Ich möchte einmal ein Buch über die Erfahrungen schreiben, die ich im Zusammenhang mit der Vermittlung des Wetters ans breite Publikum gemacht habe. Schon als 17-Jähriger hat mich während der Pilotenausbildung die Atmosphärenphysik enorm fasziniert. Den endgültigen Kick erfuhr ich in der RS, als ich in der Pilotenkanzel das Wetter in allen Facetten erlebte.»
Ärgert ihn die ständige Identifikation seiner Person mit dem Wetter nicht manchmal? «Das kommt sehr darauf an. Oft grüssen mich die Leute auf der Strasse oder in einem Restaurant und fragen automatisch, wie das Wetter wird.» Schön und warm, antworte er meistens. «Um ihnen eine Freude zu machen. Aber ich mag auch Konfrontationen mit Menschen, die konstruktive Kritik an mir oder unseren Prognosen üben. Schwierig wird es, wenn dem Gegenüber die Grundlagen fehlen. Deswegen würde ich gerne das Buch schreiben.»
Stimmt es, dass es einen sehr heissen Sommer geben soll? «Es gibt diverse Berechnungen für Saison-Prognosen, aber wir stecken diesbezüglich noch in den Kinderschuhen. Alle Wetter-Prognosen, die einen längeren Zeitraum als zehn Tage abdecken, sind unseriös. Aber», so räumt er ein, «bei Saison-Prognosen handelt es sich ja um Klima-Prognosen, und es ist tatsächlich so, dass das Sommerklima mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit wärmer sein wird als üblich.»
Er selber hätte auch nichts gegen sommerlich heisses Wetter, wenn er in der zweiten Juli-Hälfte mit Barbara, Marc und zwei befreundeten Familien in Südfrankreich ausspannen will. Auch im August wird das Wetter wieder eine grosse Rolle spielen: «Dann fahre ich das erste Mal auf einem Expeditionsschiff mit 80 anderen Passagieren in die Arktis.» Nach fünf Antarktis-Abenteuern freue er sich nun auf das Nordmeer. «Die spannenden Wetterprozesse dort schauen wir uns auf Forschungsstationen näher an.»
Während er den letzten Schluck Kaffee nimmt, schaut er – wen wundert’s – kurz in den Himmel und sagt abschliessend: «Die Quellwolken wachsen. Es könnte am Abend vereinzelt Schauer geben.»