Blinde Elena kämpft um ihre Zukunft
Die junge Frau absolvierte eine Ausbildung im Landratsamt. Doch dann erhielt sie überraschend die Kündigung – wegen Homeoffice.
Elena (24) ist eine Kämpferin, die sich nicht unterkriegen lässt. Elena hat einen Gehirntumor besiegt, auch wenn es sie das Augenlicht kostete. Und sie hat das Abitur gemacht. Jetzt muss sie wieder kämpfen – um ihren Ausbildungsplatz, den sie wegen Corona verloren hat.
Einige Jahre zuvor, als die junge Frau aus Heidenheim (D) gerade aufs Gymnasium gekommen war, änderte sich ihr Leben. «Ich hatte ständig Kopfschmerzen und konnte kaum noch erkennen, was an der Tafel stand», erinnert sie sich in der «Bild am Sonntag». Im Spital die furchtbare Diagnose: In Elenas Gehirn wucherte ein Tumor. Ein sogenanntes Germinom − gross wie ein Tennisball. Es drückte auf den Sehnerv. Elena wurde sechs Wochen lang bestrahlt. Schilddrüse, Wirbelsäule, Nebenniere wurden geschädigt. Schliesslich war der Tumor weg, das Augenlicht auch. Elena wechselte auf eine Schule für Sehbehinderte, paukte die Blindenschrift, machte das Abitur.
Im September 2020 startete sie eine Ausbildung im Landratsamt. Wichtige Hilfen dabei: ein Laptop mit Sprachausgabe, ein Blindenschriftdrucker und eine permanente Bezugsperson. Elena fühlte sich in der neuen Umgebung wohl. Bis sie wegen Corona von ihrem Arzt als Risikopatientin eingestuft wurde. Sie schickte ein Attest an das Landratsamt, sie müsse von zu Hause aus arbeiten. Die Antwort: «Eine Ausbildung im Homeoffice ist nicht möglich.» Angeblich weil der Datenschutz im Homeoffice nicht gewährleistet werden könne.
Elena bekam Anfang November die Kündigung − da war sie noch in der Probezeit. Und einmal mehr kämpfte Elena. Sie nahm sich einen Anwalt, klagte vor dem Amtsgericht Aalen. Ein erster Erfolg: Die Richterin schlug einen Vergleich vor. 3900 Euro plus drei Monatsgehälter. Elena sagt: «Ich soll jetzt entscheiden, ob ich den Prozess weiterführen wolle.» Das Landratsamt äusserte sich nicht dazu, da es sich um ein laufendes Verfahren handle.