Gustav
Gustav: «Ich bin eher melancholisch»
Seit letzten Sonntag kennt und liebt ihn die ganze Schweiz: den Fribourger, der mit seinen Sängern im «Kampf der Chöre» den Sieg holte. Wer ist dieser Musiker, der die Herzen des TV-Publikums im Sturm eroberte?
Die Spannung war kaum zu überbieten – und der Countdown von «Kampf der Chöre»-Moderator Sven Epiney schien kein Ende zu nehmen. «Und der Gewinner ist – der Chor von Gustav!» Epiney schreit es heraus, und die Gustav-Leute jubeln. Der Mann, den man vor diesem TV-Spektakel kaum kannte, siegte mit seiner unkonventionellen Art. So waren die Songs, die er für seinen Chor ausgesucht hatte, mutig arrangiert.
Typisch Gustav, denn der 35-Jährige aus dem Fribourgerland, ist laut eigenen Aussagen ein Provokateur. «Dann hören die Leute eher hin», meint er grinsend im GlücksPost- Gespräch.«Natürlich provoziere ich nur mit Dingen, die die Leute bewegen. Ich setze mich mit mir und meiner Sicht über die Welt auseinander. Mein letztes Album ‹666› zum Beispiel steht für hell und dunkel, für Gegensätze. Man kann die drei Teufelszahlen nämlich auch auf den Kopf stellen, dann gibts 999.» Auch wenn er den Namen Gustav als Pseudonym wählte, «weil das für mich Narrenfreiheit bedeutet, heisst das nicht, dass ich ein lustiger Clown bin. Ich bin eher melancholisch, nicht unlustig zwar, aber zuweilen etwas schwerfällig. Das heisst, ich kann auch träge sein. Mein Credo: Einseitige Menschen sind langweilig. Meine Botschaft an die Menschen: Zeigt mehr Mut!»
Gustav alias Pascal Vonlanthen arbeitet Teilzeit als Primarlehrer, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er hat zwei ältere Schwestern, sein Vater ist Gemeindeschreiber, seine Mutter stammt aus der Stadt Basel und brachte neues Gedankengut in die Familie. «Sie ist ein Freigeist»,schwärmt Gustav.Mehr aber möchte er über sein Privatleben nicht sagen. Reden will er über die Musik, sie ist ihm viel wichtiger, überhaupt das Wichtigste. «Ich geniesse den Medienrummel, auch wenn ich schon immer diese Musik mache. Durch meine Auftritte beim ‹Kampf der Chöre› hat sich alles geändert. Nur ich mich nicht.» Dass es über zwölf Jahre dauerte, dass man ihn in der Deutschschweiz kennenlernte, ist für Gustav nicht ungewöhnlich. «Auch jeder Baum, den man pflanzt, wächst langsam.Jetzt bekomme ich die Anerkennung für mein jahrelanges Musik machen. Wenn man das zu früh erreicht, könnte es einen auch überfordern.»
Als das Fernsehen ihn für «Kampf der Chöre» angefragt hatte, dachte er, dass es eher für das Fernsehen ein Wagnis sei als für ihn.« Aber dieses Wagnis und Vertrauen in mich ging für beide auf.» Inzwischen wird Gustav auf der Strasse erkannt. «Das ist total schön. Die Leute sind sehr freundlich und gratulieren mir, und zwar in allen Regionen, wo ich bin.» Gustav könnte auf seinen Alben die meisten Instrumente selber spielen – ob Klarinette, Trompete, Gitarre, Schlagzeug, Mundharmonika, Tasteninstrumente oder Handorgel. «Nur Geige spiele ich nicht.» Gustav komponiert und textet selber, er machte früher Kabarett, moderierte Radio-Sendungen, und zwischendurch gibt er noch Schule. Was kann er eigentlich nicht? Und wieder sein hintergründiges schlitzohriges Lächeln, als er antwortet: «Geduldig sein. Auch jetzt bei diesem Gespräch bin ich schon wieder ungeduldig.»