Bereit für neue Herausforderungen

Musikalisch wurde der Alpentainer zwar ausgebremst, ein touristisches Grossprojekt hält ihn jedoch auf Trab. Er wird nun Käse-Sommelier – und ist bald Gastgeber im eigenen Hotel und Restaurant.

Marc Trauffer (42) ist Frühaufsteher und zum Glück auch kurz nach sieben Uhr schon gut gelaunt. Wir treffen ihn auf der Fluonalp oberhalb von Giswil OW. Noch ist es sehr ruhig. Auch das Bimmeln der Glocken fehlt. Aufgrund des schlechten Wetters und des Schnees, der bis vor kurzem auf den Weiden lag, sind noch keine Kühe auf der Alp. Der Brienzer giesst sich im Alpbeizli ein Chacheli Kafi ein, setzt sich auf die Terrasse und geniesst die prächtige Aussicht.

Er ist allerdings nicht zum Plausch da. Heute beginnt sein Diplomlehrgang zum Käse-Sommelier. Während zwei Wochen eignet er sich zusammen mit weiteren Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern umfassendes Wissen rund um den Käse an. Er freue sich darauf, das werde bestimmt sehr spannend, sagt er. Bevor das Seminar beginnt, packt der Alpentainer für unseren Fotografen tatkräftig in der kleinen Alpkäserei mit an und hat dabei sichtlich Spass.

«Ich liebe Käse über alles, verzichte dafür gerne auch mal auf Fleisch – mit Ausnahme vielleicht einer Bratwurst», verrät Marc Trauffer und schmunzelt. Er liebt Fondue und Raclette, Hart- ebenso wie Weichkäse, und er mag auch spezielle Sorten wie den Bloderkäse aus dem Rheintal, der Heimat seiner Frau Brigitte. Doch ist seine Leidenschaft für Käse tatsächlich der einzige Grund für die Ausbildung zum Käse-Sommelier? Natürlich nicht. Marc Trauffer hat Grosses vor. Exakt am 4. Juni 2022, dem 43. Geburtstag des cleveren Unternehmers, öffnet die neue «Trauffer Erlebniswelt» im bernischen Hofstetten ihre Türen. Es geht dort um weit mehr als um die Herstellung der kultigen Holzkühe, nämlich um einen touristischen Erlebnisort, inklusive Restaurant und Hotelbetrieb (Infos unter www.trauffer.ch). «Wir, also Brigitte und ich, haben entschieden, dass wir selbst als Gastgeber präsent sein werden», sagt Marc Trauffer. Sie hätten beide grossen Respekt vor der Gastronomie, und deshalb sei die fundierte Ausbildung inklusive Wirtepatent auch so wichtig. Brigitte werde die Chefin und Direktorin der Erlebniswelt. Und er könne nicht nur das Maskottchen sein, sondern müsse auch eine Aufgabe im Laden haben, scherzt er. Nebst dem Käse-Sommelier wird er sich später auch zum Wein-Sommelier ausbilden. Im Restaurant Alfred’s – es trägt diesen Namen zu Ehren des Firmengründers und Grossvaters von Marc – soll Genuss zelebriert werden. Dort wird sich der Käse- und Weinliebhaber Trauffer gerne bei den Gästen einbringen, soweit es seine Zeit erlaubt.

Trauffer ist sich bewusst, dass es bessere Zeiten gibt, um ein Hotel und ein Restaurant zu eröffnen als jetzt. Die gesamte Planung ist jedoch weit vor der Coronapan­demie erfolgt. «Brigitte und ich haben einige schlaflose Nächte gehabt und wussten nicht, ob wir das Ganze durchziehen oder abbrechen sollten. Wir gehen damit ein sehr grosses Risiko ein», gesteht er. Sie hätten das Projekt gemeinsam grösser und grösser gemacht, nun sei es ihr Leben. Bleibt dem Paar noch Zeit für Zweisamkeit? Ja, diese würden sie sich bewusst nehmen, das sei wichtig. Brigittes Wohnung in Liechtenstein sei zu einem Zufluchtsort geworden. Gut tut den beiden auch der gemeinsame abendliche Spaziergang mit Hündin June. «Dabei können wir uns gegenseitig aufdatieren, was am Tag gelaufen ist.»

Nicht missen möchte Trauffer in seinem Leben die Musik. Sie sei ihm sehr wichtig. Er bedauert, dass die beiden Stadion-Konzerte der Büetzer Buebe erneut verschoben werden mussten. Als Trost für die Fans erscheint im Herbst nun ein Unplugged-Album von Gölä und Trauffer. Auch vom Alpen­tainer ist Neues geplant, eine CD schon fast fertig eingespielt. «Die Musik ist für mich wie ein Ventil. Sie gibt mir Luft für eine Pause vom anderen Leben», sagt er. Und die braucht Allrounder Marc Trauffer mehr denn je!