Prinz Philip (†)
Sein letzter Wunsch – und die grosse Sorge
Am kommenden Samstag wird der Mann von Elizabeth II. zu Grabe getragen. Mit einer Trauerfeier, wie er es gewollt hatte. Wie wird die Königin diesen Verlust verkraften, ist sogar ihre Abdankung möglich? Und versöhnt sein Tod die zerstrittenen Enkel William und Harry?
Es sind die schwersten Stunden ihres Lebens: Königin Elizabeth II. (94) muss Abschied nehmen von Prinz Philip, ihrem Ehemann seit 1947. Mit berührenden Worten macht sie deutlich, wie einschneidend der Verlust ist – Worte, die sie 1997 in einer Rede gesagt hat und die sie jetzt als Hommage an ihre grosse Liebe noch mal über die Sozialen Medien aufleben liess. «Er ist – einfach gesagt – meine Stärke und mein Halt in all den Jahren gewesen. Und ich und meine Familie, dieses Land und viele andere Länder schulden ihm grösseren Dank, als er jemals beanspruchen würde und wir jemals ahnen werden.»
Das nahende Ende: Am 16. 3. wurde Philip nach 28 Tagen aus dem Spital entlassen – sein zerbrechlicher Anblick nach Herz-OP und Infektion gab zu grösster Sorge Anlass. Der Palast beruhigte, doch es war offensichtlich: Es musste mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Er kehrte nach Schloss Windsor zurück. Dorthin hatten er und die Queen sich wegen Corona zurückgezogen. Zuvor weilte er meist auf Schloss Sandringham, seinem Alterssitz. Wegen der Pandemie verbrachten die beiden so viel Zeit miteinander wie seit Jahren nicht mehr.
Die letzten Tage: Müde und schwach – Philip verschlief die Tage grösstenteils. War er mehr bei Kräften, bat er an warmen Tagen darum, draussen, auf einem Stuhl sitzend, die Sonne zu geniessen. Er las auch, schrieb Briefe, telefonierte. Es war ihm wichtig, sich seine Gebrechlichkeit nicht anmerken zu lassen, weiss der britische Royal-Insider Richard Kay. Verliess er sein Zimmer, um etwa mit der Queen zu essen, tat er dies in Hemd, Hose und Pullover. Er nutzte einen Stock, da ihm das Gehen schwerfiel; nur widerwillig liess er sich im Rollstuhl herumschieben.
Die Todesnacht: Am Donnerstagabend hatte sich sein Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert. Ihn ins Spital zu bringen, lehnte Elizabeth ab. Sie wusste: Er wollte in seinem Bett und unter eigenen Bedingungen sterben. So war sie an Philips Seite, als er in der Nacht zum Freitag entschlief. Es heisst, dass auch Prinz Charles (72) am Sterbebett war. Gräfin Sophie (56), Philips Schwiegertochter: «Er verliess uns sehr, sehr friedlich. Als ob ihn jemand an der Hand genommen hätte – und weg war er.»
Der letzte Wunsch: Philip wollte zu Lebzeiten nie, dass ein grosses Tamtam um ihn gemacht wird. Deshalb bestand er darauf, dass auch sein Abschied im kleinen Rahmen stattfindet – kein Staatsbegräbnis, sondern eine private Beerdigung mit militärischen Ehren.
Die Trauerfeier: Auf den Samstag, 17. April, wurde die Trauerfeier festgelegt. Coronabedingt dürfen nur 30 Trauergäste, also der engste Familienkreis, daran teilnehmen. Der Gottesdienst beginnt um 16 Uhr (MEZ) mit einer landesweiten Schweigeminute. Das TV überträgt die Zeremonie. Eine Prozession gibt es nicht, stattdessen soll der Sarg Philips in einem extra angepassten Land Rover innerhalb der Schlossmauern zur Kapelle gefahren werden. Der Leichnam ruht bis dahin in der Privatkapelle auf Schloss Windsor.
Das Grab: Er will in Frogmore Gardens begraben werden, dem privaten Friedhof der Royals. Dort liegen u. a. Königin Victoria (†1901) und deren Mann, Prinz Albert (†1861). Frogmore befindet sich auf dem Gelände von Schloss Windsor.
Die Würdigung des Thronfolgers: Gefasst war Prinz Charles vor die TV-Kamera getreten, würdigte den Prinzgemahl mit einfühlsamen Worten. «Ich möchte insbesondere sagen, dass mein Vater in den letzten 70 Jahren der Queen, meiner Familie, dem Land, aber auch dem gesamten Commonwealth den bemerkenswertesten und hingebungsvollsten Dienst erwiesen hat», sagte der Thronfolger, der seinen Vater just an seinem 16. Hochzeitstag verlor. «Wie Sie sich vorstellen können, vermissen meine Familie und ich ihn sehr. Mein lieber Papa wurde so sehr geliebt und geschätzt, und ich denke, er wäre zutiefst bewegt von der Anteilnahme überall und den berührenden Worten, die über ihn gesagt wurden.» Dafür sei die Familie zutiefst dankbar. «Das wird uns nach diesem Verlust und in dieser besonders traurigen Zeit unterstützen.»
Die Liebeserklärung der Kinder: «Ohne ihn wird das Leben völlig anders sein», meint Prinzessin Anne (70) in einer TV-Doku über ihren Vater. «Er war immer da, man konnte jederzeit zu ihm gehen. Und hatte man Probleme, wusste man, dass er versuchen würde, zu helfen.» Ihr Bruder Edward (57) fügte an: «Er war immer eine grossartige Quelle der Unterstützung, Ermutigung und Anleitung in meinem Leben.» Prinz Andrew (61) erinnerte sich an frühe Momente seiner Kindheit, in denen die Familie abends zusammensass, Philip den Kindern vorgelesen habe. «Ich habe ihn als Vater geliebt.» Und Charles sagte: «Er hat jeden als eigene Persönlichkeit behandelt und jedem den Respekt gezollt, den er nach seiner Meinung verdiente. Seine Energie war erstaunlich.»
Die Hoffnung: Philips Tod sorgt zum ersten Aufeinandertreffen von Prinz Harry (36) mit seiner Familie nach seinem Abgang in die USA vor über einem Jahr. Er kommt ohne Ehefrau Meghan (39), der wegen ihrer Schwangerschaft von einer Reise abgeraten wurde. Kommt es zur Versöhnung zwischen ihm und William (39)? Dieser war wegen des TV-Interviews seines Bruders sehr enttäuscht. Eine Annäherung der beiden würde Philips grosse Hoffnung erfüllen – Frieden in der Familie, auch zuliebe der Queen.
Die grosse Sorge: Wird die Monarchin den Tod ihres Philips je verkraften können? Sohn Andrew: «Sie spürt die grosse Leere von allen jetzt am meisten, ist aber eine sehr stoische Person.» Doch obwohl sie so unerschütterlich wirkt, wird der Verlust nach so vielen gemeinsamen Jahren tiefe seelische Spuren hinterlassen. Noch ist sie bei guter Gesundheit, doch nun fehlt auf einmal ihre Kraftquelle, ein Teil ihrer Selbst. Ihre eiserne Disziplin wird ihr zwar helfen, weiterzumachen – und wie es ihr auch geht, wie sehr sie auch leidet, ihre Abdankung wird sie nicht in Betracht ziehen. Weil sie für ihn weitermachen will. Dafür braucht sie ihre Familie nun umso mehr – mit all ihrer Liebe und Unterstützung. Und das war es auch, was Charles seinem Vater Philip kurz vor seinem Tod versprechen musste: dass gut zur Queen, die jetzt Witwe ist, geschaut wird.