«Harry hat mein Leben gerettet»

Wie eine Bombe hat es eingeschlagen – das grosse TV-Interview des Paares. Suizid-gedanken, fehlende Unterstützung des Palastes, zerstörteBeziehungen: Kaum ein Thema wurde ausgelassen. Sogar News zum Baby gab’s: Es wird ein Mädchen!

«Die Zeit heilt hoffentlich alle Wunden.» Welch frommen Wunsch Harry (36) da im TV äussert! Über ein Jahr, nachdem er und Meghan (39) dem Königshaus den Rücken gekehrt haben, rechneten sie im Oprah-Winfrey-Interview mit diesem ab. Bei ihnen konnte die Zeit offensichtlich nichts heilen. Umgekehrt dürfte es ebenfalls schwer werden. Die Herzogin und der Prinz liessen nichts aus: Vorwürfe und Klagen, Mitleid erregender Schmerz, dazu ein Minimum an geteilter Freude. Mit Meghan ging das Gespräch los, später kam Harry dazu.

 

• Einstieg ins royale Leben: Meghan betont, dass sie keine Vorstellung hatte, was sie erwartete. «Ich habe nichts romantisiert, aber speziell als Amerikanerin: Was du über Royals weisst, ist das, was du in Märchen liest.» Die Realität sei ganz anders.

Hochzeit: Mit grossem Tamtam feierten die beiden 2018 ihre Vermählung. Den schönsten Tag im Leben? Nein. Meghan: «Es war eine Erfahrung, als hätte ich meinen Körper verlassen. Das war nicht unser Tag, er wurde geplant für die ganze Welt.» Sie verrät, dass sie drei Tage zuvor jedoch eine private Zeremonie in ihrem Garten gehalten hätten, mit ganz persönlichen Eheversprechen, nur vor dem Erzbischof.

Blumenmädchen-Skandal: Nach der Hochzeit gab es Gerüchte, Meghan habe Schwägerin Catherine zum Weinen gebracht. «Es war umgekehrt», stellt die Herzogin nun klar. Die Frau von Prinz William habe Probleme wegen der Kleider der Blumenmädchen gehabt. «Ich musste weinen, es hat mich sehr verletzt.» Sie schränkt jedoch ein: «Kate ist eine gute Person, sie hat sich entschuldigt.» Aber: Alle im Palast hätten gewusst, dass die Gerüchte falsch waren, niemand habe etwas gesagt. Das sei für sie ein Wendepunkt gewesen, «eine Hinrichtung meines Charakters».

Fehlende Unterstützung: Meghan sagt, sie sei zum Schweigen gebracht worden, indem verlangt wurde, nichts zu kommentieren. Angeblich zu ihrem Schutz, doch genau darin hätten die Offiziellen des Palastes versagt. Sie hätten gelogen, um andere Familienmitglieder zu schützen.

Einsamkeit: Pass, Führerschein, Schlüssel – sie habe beim Eintritt in die «Firma», das Königshaus, alles abgeben müssen. Es gab viele Vorschriften, sie fühlte sich eingesperrt. «Ich konnte oft mo­natelang nicht raus. Ich habe das Haus in vier Monaten zwei Mal verlassen», sagt Meghan. «Alle haben mich willkommen ge­heissen. Aber ich hätte mich nicht einsamer fühlen können.»

Suizidgedanken: Als sie im fünften Monat schwanger war, lag Prinz Harrys Frau nächtelang weinend wach. Sie hielt den Druck nicht aus. «Ich wollte einfach nicht mehr am Leben sein. Das war ein sehr klarer, erschreckender und konstanter Gedanke.» Sie habe das Gefühl gehabt, dass es das für alle einfacher gemacht hätte. «Ich ging zu der Institution und erklärte, dass ich Hilfe brauche. Man sagte mir, dass man da nichts machen könne, weil es der ‹Firma› schaden würde.»

Rassismus: Kurz bevor Archie (1) zur Welt kam, wurde Meghan mitgeteilt, dass er keinen Prinzentitel erhalten werde – ein Schock. «Er muss für uns kein Prinz sein. Aber wenn der Titel bedeutet, dass die Person beschützt wird … gerade das erste farbige Mitglied.» Sie spielt darauf an, dass dies mit der Hautfarbe zu tun hatte und erzählt, dass ein Mitglied der Familie gegenüber Harry Bedenken äusserte, wie braun Archie aufgrund seiner Abstammung sein würde. Wer es war, verrät sie nicht: «Das würde der Person sehr schaden.» Und auch Harry betont, als er später hinzukommt: «Ich werde dieses Gespräch niemals mit der Öffentlichkeit teilen.»

Frühe Fluchtgedanken: Schon sechs Monate nach der Hochzeit plante das Paar den «Megxit». Harry erklärt den Grund: «Verzweiflung. Wir beide fragten zusammen und getrennt nach Hilfe und bekamen sie nicht.» Für ihn sei es eine Wiederholung der Geschichte: Früher wurde Prinzessin Diana († 1997) schlecht behandelt, nun Meghan. «Es war zu wenig Unterstützung und zu wenig Verständnis da. Niemand, dem ich mich anvertrauen konnte.»

Beziehung zur Queen: Direkt verlieren die beiden kein schlechtes Wort über Königin Elizabeth II. (94). Meghan: «Sie erinnert mich an meine Oma, eine herzliche, warme Person.» Harry erzählt, dass er sehr viel mit ihr über Zoom (Video-Telefonie) spreche. «Ich habe sie niemals hinters Licht geführt und tiefen Respekt vor ihr.»  Er gibt aber zu, dass er verletzt war, alle offiziellen Aufgaben verloren zu haben, respektiere das jedoch. Mit ihrem Weggang entfiel auch der Personenschutz. «Das war ein Schock», sagt Harry. Meghan meint, mit den Tränen kämpfend. «Ich flehte sie an: Bitte beschützt meinen Mann.» Dass sie nun selbst für ihre Sicherheit aufkommen müssten, sei der Grund, warum sie Millionendeals mit Firmen wie Netflix machen.

Gestörte Beziehungen: Prinz Charles (72) reagierte empört und verletzt, als sein Sohn und dessen Frau Anfang 2020 das Königshaus verliessen. Er habe seine Anrufe nicht mehr beantwortet, erzählt Harry, und ihn finanziell «abgeschnitten». «Ich fühle mich fallen­gelassen, denn er weiss doch, wie sich Schmerz anfühlt und hat etwas Ähnliches durchgemacht. Archie ist sein Enkel. Ich werde ihn immer lieben. Eine meiner Prioritäten ist, diese Beziehung zu heilen.» Zu seinem grossen Bruder sagt Harry: «Ich liebe William sehr. Er ist mein Bruder, wir sind zusammen durch die Hölle gegangen. Aber wir sind auf unterschied­lichen Pfaden.»

Freiheit: «Mein Vater und mein Bruder sind beide gefangen», sagt Harry. «Auch ich war es und sah keinen Ausweg. Ich sass in der Falle des Systems und merkte das selbst nicht, bis ich Meghan kennenlernte.» Rückblickend aufs letzte Jahr meint er: «Ohne Frage hat sie mich gerettet.» Und sie ergänzt: «Er hat uns alle gerettet. Er hat mein Leben gerettet.»

Reaktion des Königshauses: Auf die Frage, ob sie Angst vor der Reaktion des Palasts hat, gibt sich Meghan kämpferisch. «Ich werde mein Leben nicht in Angst leben, es geht mir um die Wahrheit. Wie kann die ‹Firma› denken, dass ich nach allem, was war, schweigen würde?» Sie habe ihren Vater verloren, ein Baby, fast ihren Namen und ihre Identität. «Aber ich bin noch hier. Das Leben ist es wert, gelebt zu werden.» Sie bereue nur eine Sache: «Ihnen geglaubt zu haben, als sie sagten, dass ich beschützt werde.» Harry hofft auf Versöhnung. Er bereut aber nichts. «Ich bin stolz auf uns.»

Neues Glück: Laut Meghan ist ihr gemeinsamer Weg besser als jedes Märchen. Und Harry geniesst das Leben in Los Angeles. Er liebe es, mit Archie zum Strand gehen zu können oder mit ihm auf dem Fahrrad durch die Gegend zu kurven. Dann verrät er noch das Geschlecht ihres Babys, das im Sommer zur Welt kommt. «Es wird ein Mädchen!», freut er sich. «Erst ein Junge, nun ein Mädchen. Was könnte man sich Schöneres wünschen!»