Unerträgliche Schmerzen zwingen Nella Martinetti in den Rollstuhl

Dass sie eines Tages nicht mehr werde gehen können, war der Alptraum der krebskranken Sängerin. Auf den Rollstuhl angewiesen zu sein, konnte sich die einst so quirlige Tessinerin nie vorstellen. Jetzt ist es soweit. Doch es bleibt die Hoffnung.
 
Der Tag ist frühlingshaft. Die Vögel im Park des Zürcher Universitätsspitals pfeifen vergnügt ihre Frühlings-Melodien. Es riecht nach Lenz und frischer Erde. Die Frau im Rollstuhl hat andere Gedanken. Nella Martinetti (64) bereitet die Tatsache grosse Schwierigkeiten, dass ihr schlimmster Alptraum wahr geworden ist. Der Alptraum, eines Tages wegen ihrer Schmerzen nicht mehr gehen zu können und auf den Rollstuhl ausweichen zu müssen.
 
«Dass ich im Rollstuhl sitzen muss, hat mit meinem Bauchspeicheldrüsenkrebs nichts zu tun», sagt Nella zur GlücksPost. «Das kommt von der Fibromyalgie, dem Weichteilrheuma, unter dem ich schon seit vielen Jahren leide. In letzter Zeit waren die enormen Schmerzen im Rücken und auf der linken Seite meines Körpers kaum mehr auszuhalten.»
 
Längere Strecken kann Nella ohne Rollstuhl nicht mehr bewältigen. Auch der Weg vom Parkplatz des Universitätsspital Zürich bis zum Spitaleingang ist ihr zu beschwerlich. Im Spital ist Nella noch in den nächsten zwei Wochen täglich anzutreffen, weil sie zur Bestrahlung muss.«Zum Abschluss werde ich eine Analyse machen lassen, eine totale Computer-Tomografie, bei der alle Werte nochmals untersucht werden. Auf die Chemotherapie und die Bestrahlungen habe ich sehr gut reagiert. Der Krebs konnte sogar gestoppt werden, und die Metastasen in der Leber sind verschwunden.»
 
Kaum hat sie das gesagt, blüht sie richtiggehend auf, und die Energie fliesst sichtlich in ihren geschundenen Körper zurück. Dann hebt sie zu einem Plädoyer der Hoffnung an.
 
«Weisst du, ich denke mich jetzt einfach gesund. Den ‹Bastardo› von Krebs habe ich nämlich schon lange vergessen. Ich denke einfach nicht mehr daran und lebe. Ich esse mit grossem Appetit. Nur auf meine einst heissgeliebte Salami habe ich derzeit keine Lust mehr. Nach den 20 Kilos Gewichtsverlust am Anfang meiner Krankheit habe ich praktisch nichts mehr abgenommen. Wenn ich nicht genügend esse, habe ich am nächsten Tag ein Kilo weniger. Und wenn es zu Ende geht, bin ich wohl noch um jedes Kilo mehr auf den Rippen froh.»
 
Nebenwirkungen von der manchmal doch recht anstrengenden Chemo-Therapie hat Nella kaum gespürt. «Ausser manchmal nachts einen Stich im Bauch.»
Ihre grosse Hoffnung: «Dass der Rollstuhl nur eine vorübergehende Lösung ist. Und dass ich eines Tages vielleicht sogar ohne grössere Schmerzen gehen kann.»
 
Lesen Sie hier wie Nella Abschied in Brissago nimmt.