Was für ein fataler Irrtum!
Durch falsche Diagnose zum Krebs-Patienten: Ein junger Mann durchlitt zwei Chemotherapien, obwohl er nur Fieber hatte.
Er hatte mit dem Leben abgeschlossen. Die Lebensgefährtin im fünften Monat schwanger, sein Baby würde er wohl nicht mehr sehen können. Postbote Mohammad Faron (36) aus Emsbüren (D) bekam im Januar 2020 im Bonifatius Hospital Lingen den Diagnose-Schock Krebs. Der Lymphknoten der rechten Leiste war auf Haselnussgrösse angeschwollen. Es kamen schreckliche Bilder hoch: «Meine Mutter Ute ist 2016 mit 53 an der gleichen Krankheit gestorben», erzählte Faron der «Bild»-Zeitung. Seine Lymphknoten wurden in einer ambulanten OP sofort entfernt. Die anschliessende Chemotherapie zögerte er aber in Absprache mit dem Klinikarzt hinaus. Sein grosser Wunsch: Seine Frau Katharina (35) sollte erst entbinden. «Ich wollte mein erstes Kind wenigstens noch kurz kennenlernen.»Am 14. Mai 2020 kam Baby Kalila (3960 Gramm, 54 Zentimeter), ein gesundes Mädchen, zur Welt. Genau in der Klinik, in der sein Papa dann vier Tage später die erste Chemo-Dosis bekam. «Ich war wie ausgeknockt, lag nur im Bett, konnte nichts essen.» Nach zwei Wochen folgte die zweite Chemo: In kürzester Zeit verlor Mohammad Faron seine Haare, das Gewicht sank von 95 auf unter 80 Kilo. Weitere Nebenwirkung: Die Zahl der weissen Blutkörperchen sank dramatisch. «Darum wurde vor der dritten Chemo ein weiterer Bluttest angeordnet», erinnert er sich.
Im Nachhinein das grosse Glück – und die Kehrtwende! «Weil dieser Bluttest vergessen wurde, verlor ich das Vertrauen in die Klinik, suchte mir sofort einen neuen Krebsarzt.» Was dieser Mediziner dann bei der Sichtung der Befunde herausfand, versetzte Faron den nächsten Schock. «Er sagte, ich sei gesund! Das habe das Labor dem Bonifatius Hospital bereits im Januar 2020 mitgeteilt.» Die Diagnose stattdessen: Pfeiffersches Drüsenfieber, eine Herpesvirus-Erkrankung. Auf «Bild»-Nachfrage zeigte sich die Klinik betroffen: «Der behandelnde Onkologe bedauert den Verlauf selbstverständlich ebenfalls. Er wirkt an der Klärung der Fragen in dieser Sache intensiv mit.»
Der Postbote will die Klinik jetzt auf Schadenersatz verklagen. Auch, weil er wegen des «Krebses» seinen Job verlor.