Gelähmt durch einen Zeckenbiss
Die Mutter von vier Kindern aus dem Kanton Graubünden hat sich prächtig erholt und läuft sogar wieder Rennen. Fast schon ein Wunder!
Am Morgen nach der Rückkehr aus den traumhaften Ferien im Tessin wachte Ditte Gantenbein (37) aus dem Kanton Graubünden mit entsetzlichen Kopfschmerzen auf. «Schon kurz darauf konnte ich mich nicht mehr bewegen, nicht mehr sprechen, nicht mal per SMS Hilfe rufen», erinnerte sie sich in der «Bild am Sonntag».
Zum Glück rief zufällig ein Bekannter an, und die älteste, damals acht Jahre alte Tochter der alleinerziehenden Mutter hob ab. Er kam sofort vorbei und schleppte die gelähmte Frau zum Arzt. Verdacht: Hirnblutung, Einweisung in die Klinik. «Ich hörte und verstand alles, was gesagt wurde. Die Pflegerinnen sagten, man wisse nicht, ob ich die Nacht überlebe, sie dachten wohl, ich bekäme nichts mit. Es war schrecklich», erzählte Ditte Gantenbein.
Tage später erwachte sie auf der Intensivstation. «Ich konnte mich immer noch kaum bewegen, meine linke Seite und mein Gesicht waren gelähmt, Sprechen war unmöglich, mein Sehvermögen gestört, ich hatte Schmerzen, war wie gefangen im eigenen Körper. Aber immerhin: Ich lebte.»
Die Diagnose: FSME und Borreliose. Ein grosser Teil der Schweiz ist ein Hochrisikogebiet für diese durch Zecken übertragenen Krankheiten. In den Ferien muss eine Zecke Ditte Gantenbein unbemerkt infiziert haben. Eine Einstichstelle wurde nicht gefunden. «Im Februar hatte ich meine Kinder beim Arzt noch gegen FSME impfen lassen, nur mich nicht. Ich verstehe nicht, wie ich so blöd sein konnte.»
Es folgten Monate in der Klinik und in Reha-Zentren. «Meine Perspektive war, dass ich behindert bleiben würde. Doch ich wollte meinen vier Töchtern eine starke Mutter sein. Das trieb mich an und gab mir Kraft. Und alte Freundinnen von mir hatten die verrückte Idee, zusammen ein Crossrennen zu laufen. Dabei sagten die Ärzte über FSME-Patienten, es gebe viele, die nie wieder gehen lernen.»
Doch Schritt für Schritt kämpfte sie sich voran. «Ich stellte meine Ernährung um, machte so viel Sport wie möglich. Langsam erwachte mein Körper. Auch meine vor den Ferien begonnene Ausbildung zur Ernährungsberaterin setzte ich fort. Obwohl ich anfangs durch meine Erkrankung kaum in der Lage war, eine Tomate zu schneiden.»
Elf Monate nach dem Zeckenbiss kam sie tatsächlich bei einem Crosslauf nach sieben Kilometern matschverschmiert ins Ziel. «Die Zeit war hundsmiserabel, aber ich hatte es geschafft.»